mülheim. . Martin Lantzsch-Nötzel war ein Verfechter der frühen abstrakten Kunst. Er blieb lange unentdeckt. Jetzt würdigt ihn eine Monografie.
Der Maler Martin Lantzsch-Nötzel (1894-1986) produzierte unermüdlich Kunst und war ein wichtiger Vertreter seiner Zeit, dennoch ist er bis heute nahezu unbekannt geblieben. Zwei Kunsthistoriker, Professor Ferdinand Ullrich und Dr. Ulrich Winkler, haben sich intensiver mit dem Vertreter des Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit und des Informel sowie mit seinem Oeuvre befasst – und dabei eine Spur entdeckt, die nach Mülheim weist.
„Im Jahre 1925 hat Lantzsch-Nötzel wohl seine allererste Ausstellung ausgerechnet im Städtischen Museum in Mülheim gehabt“, haben die Experten herausgefunden. Da das städtische Museumsarchiv aber im 2. Weltkrieg verloren ging, existieren dafür kaum Beweise. „Es gibt jedoch einen alten Zeitungsartikel aus der Mülheimer Lokalpresse, der über diese Ausstellung berichtet. Darin wird auch der ,feinsinnige und gedankentiefe’ Vortrag gelobt, den Lantzsch-Nötzel bei der Vernissage hielt. Das Thema lautete ,Das Geistige, Übersinnliche in der Kunst’“, weiß Ulrich Winkler.
Wahrscheinlich Kontakt zu Otto Pankok
Der Kurator und Publizist leitet die Martin-Lantzsch-Nötzel-Stiftung in Köln, die nach dem Tod des Malers von seiner Muse und Lebensgefährtin Hannerose Fischer gegründet wurde. Die Stiftung nahm 2004 ihre Arbeit auf. Fast 15 Jahre lang forschen die Mitarbeiter nun schon, haben das verstreute Werk mühsam zusammengesucht, Verzeichnisse zum zeichnerischen und malerischen Nachlass des Wahl-Düsseldorfers erstellt.
400 Gemälde und 1500 Arbeiten auf Papier wurden bisher katalogisiert. Etwa 3000 Werke, das wissen die Fachleute, sind verbrannt, als Lantzsch-Nötzels Atelier in Düsseldorf 1943 bei einer Bombardierung in Brand geriet. „Es wird weitere Werke in privatem Besitz geben“, vermuteten die Wissenschaftler.
Vielleicht sogar in Mülheim. Denn: Man nimmt an, dass der Künstler um 1925 herum auch kurze Zeit hier gewohnt haben könne. Außerdem habe er wahrscheinlich Kontakt zu Otto Pankok gehabt. „Es wäre natürlich toll, wenn irgendjemand in Mülheim etwas dazu wüsste, aber es ist natürlich alles schon sehr lange her“, sagt Ulrich Winkler.
Buch zeichnet Lebensstationen nach
Zusammen mit Professor Ferdinand Ullrich, bis 2017 Direktor der Museen/Kunsthalle Recklinghausen, hat er jetzt eine Monografie über Lantzsch-Nötzel verfasst. Auf 144 Seiten werden der unentdeckte Künstler und seine Geschichte vorgestellt. An die 150 Abbildungen sind darin zu sehen, ebenso Fotografien vom Maler und seiner Familie. Drei Phasen seines Schaffens werden im Buch angeführt:
Erstens: Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, 1. Weltkrieg, Aufenthalt in den Niederlanden, Meisterkurse. Zweitens: Portraimalerei in Weimarer Republik, NS-Zeit und nach dem 2. Weltkrieg. Drittens: Freischaffende Tätigkeit in Bad Liebenzell, Amsterdam und Düsseldorf (1948-1986), In jener Zeit entstand sein Hauptwerk, das unter dem Einfluss der frühen Moderne und später im Zeichen des Informel stand.
Kapitel vier skizziert die künstlerische Position des Malers, seinen Umgang mit Farbe, Form und Rhythmus. Angehängt ist zudem eine ausführliche Biografie. 1996 stirbt Martin Lantzsch-Nötzel mit 91 Jahren. Er hat die Öffentlichkeit nie gesucht und zu Lebzeiten nicht erreicht. Das hat sich geändert: Einige seiner Werke hängen jetzt in deutschen Museen.
>>> INFO: Monografie ist im Sommer erschienen
Die Ergebnisse der kunsthistorischen Forschung zu Martin Lantzsch-Nötzel finden sich in einer Monografie, die in diesem Sommer herausgekommen ist. Das Buch mit dem Titel „Martin Lantzsch-Nötzel. Zwischen Expressionismus und Informel“ hat Dr. Ulrich Winkler von der Martin Lantzsch-Nötzel-Stiftung (Köln) herausgegeben. Professor Ferdinand Ullrich hat daran mitgewirkt. Es ist erschienen im Wienand Verlag (35 Euro). Info: www.wienand-koeln.de