Mülheim. . Sechs Tage lang war Heidi vermisst. Als Frauchen sie in einem Baum findet, kann die Feuerwehr nicht helfen. Eine andere Lösung findet sich bald.

„Heidi, Heidiiiii. . .“, tönen verzweifelte Stimme tagelang, immer wieder über den Kahlenberg. An Tag sechs des Verschwindens der Katzendame hört ihr Frauchen endlich das erlösende „Miau“. Auf einem Baum in der Nachbarschaft erblickt sie das Tier. Doch damit fängt das Drama erst an.

Von vorn: Heidi, das ist die rund anderthalb Jahre junge Katze einer Holthausener Familie, die sich selbst gegenüber dieser Zeitung nicht äußern wollte. Ihre Sorge ist groß, als Heidi eines Tages nicht wie gewohnt nach Hause kommt. Die Suche beginnt mit Flugblättern und Plakaten.

„Die Stimme von Heidi!“

„Immer wieder hörten wir, wie die ganze Familie nach Heidi rief“, erinnert sich Gaby Backes, Nachbarin und Freundin. Auch am Donnerstagabend, als die Hoffnung schon deutlich geschwunden ist, dreht Frauchen ihre Suchrunde. Und, tatsächlich, sie hört etwas. „Die Stimme von Heidi!“ Die Aufregung ist groß. Sie entdeckt die Fellnase in sechs Metern Höhe und ruft die Feuerwehr, die auch gern helfen will. Aber nicht kann, wie Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes erklärt: „Der Baum steht auf einem Privatgrundstück, da sind wir mit der Drehleiter nicht hingekommen.“ Also musste eine tragbare Leiter ran.

Durch Schütteln und Ansägen des Astes wollen die Feuerwehrleute Heidi herunterholen. Die aber ist so verschreckt, dass sie auf den Nachbarbaum klettert, weitere 14 Meter nach oben. Eine Rettung? Nun unmöglich: „Wir mussten an den Eigenschutz denken“, so Drewes. „Außerdem ist eine Katze im Baum zum Glück nicht in Not, die Not ist eher bei den Besitzern.“

Eine unruhige Nacht beginnt

Die Feuerwehr rückt ab und mit ihr Heidis Frauchen. Eine unruhige Nacht beginnt. Davon berichtet sie am nächsten Morgen auch Gaby Backes, der eine Idee kommt: Der Chef und ein Kollege ihres Sohnes aus der Garten und Landschaftsbaufirma Hortus haben doch einen Kletterschein.

Und wirklich: Geschäftsführer Robert Lipski und Mitarbeiter Benedikt Neukirch eilen prompt zur Hilfe. Ersterer erinnert sich: „Wir sind über eine Leiter acht Meter nach oben geklettert. Danach ging es im Baum weiter.“ Neukirch steigt voran, bekommt die Katze irgendwann gepackt. Kurz darauf ist auch Lipski oben, mit Box und Leckerchen in der Hand.

Zusammen saßen sie in der Baumkrone

Wie andere Nachbarn verfolgt auch Gaby Backes die Rettung: „Als die Kletterer oben waren, hat sich einer ganz weit nach unten gelehnt und Heidi fast in Rückenlage erreicht“, schildert sie die dramatischen Minuten des rund zweistündigen Einsatzes. „So weit, bis er die Katze packen konnte. Zusammen saßen sie in der Baumkrone und er hat das Tier gestreichelt, bis die Box oben war. Danach wurde es heruntergelassen.“

Ende gut, alles gut. Nach den aufregenden Tagen hat Heidi sich erholt: mit Schlaf und Essen. Traumatisch war das Erlebnis nicht – sie ist schon wieder draußen unterwegs.

>> KATZEN AUF BÄUMEN SIND NICHT SELTEN

Rund zehn bis 15 Mal pro Jahr ist die Mülheimer Feuerwehr unterwegs, um Katzen von Bäumen zu retten, schätzt Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes. Nur in fünf Prozent der Fälle gelingt die Rettung der Tiere.Für den Einsatz bezahlen die Besitzer nichts, es sei ein kostenfreier Dienst für die Bürger.