Mülheim. Eltern packen Kindern oft zu viel Zucker in der Brotdose ein. Hölterschule setzt auf ein Ernährungskonzept – und Unterricht auf dem Land.

Es fliegt die Erde, es kullern die Kartoffeln, und es weiten sich die Augen: „Soo viele!“ Auf dem Kartoffelfeld von Landwirt Hermann Terjung fährt die Klasse 4b der Hölterschule ihre reiche und vor allem selbst gesäte Ernte ein. Aus einem Erdapfel wurden locker 15. Das sonnige Wetter hat sie sprießen lassen. Körbeweise tragen die Kinder sie zur Scheune – puh.

Das schwere Schleppen erleichtert die Gedanken an alles, was man später damit anfangen kann: Pommes Frites und Chips. Sophie (9) macht beides selbst. „Muss man nur klein schneiden, wie man Pommes Frites am liebsten mag und dann in den Backofen schieben.“

Aus Kartoffeln werden schnell Chips

Chips kann sie auch, schneidet die Kartoffeln hauchdünn, „ich bestreu sie noch mit Curry, weil ich sie gern scharf esse.“ Seit gut fünf Jahren pflanzen Schüler der Hölterschule auf dem Feld am Bollenberg Gemüse an.

Natürlich ist der Anlass ein pädagogischer: Sie sollen Natur kennen lernen, selbst erleben, woher Lebensmittel kommen und wie sie entstehen, erzählt ein Erzieher, der die Ernteexpedition begleitet. So sprach man den Landwirt Terjung an, der gerne seinen ganzen Hof zeigt: „Viele Menschen haben ein idyllisches Bild vom Bauernhof. Kinder wissen oft nicht, wie Lebensmittel hergestellt werden.“ Terjung ist ein konventioneller Betrieb, Getreide, Raps, Kartoffeln, eine Handvoll Kühe auf 100 Hektar zwischen Mendener Straße und Flughafen.

Eltern geben ihren Kindern zu viel Zuckerhaltiges mit

Und natürlich hat das auch ernährungswissenschaftliche Gründe. Denn immer noch packen Eltern ihren Kindern „Ungesundes“ ein. „Der Klassiker ist Weißbrot mit Nutella – und dann noch ein Hanuta dazu, statt Vollkornbrot und Banane“, verrät der Begleiter von der Elterninitiative Stöpsel, die den offenen Ganztag begleitet. Viel Zucker, wenig nachhaltige Energie.

Oft kommt das hier allerdings nicht vor, denn die Hölterschule fährt ein Bewegungs- und Ernährungskonzept. Sie besuchen etwa die Kornernte, fahren zur Mühle in Xanten. Zu Mittag gibt es ein warmes Essen kombiniert mit Rohost und Obst.