Mülheim. . Feuer in unbewohntem Haus ist laut Polizei gelegt worden. In dem Gebäude waren auch „Urban Explorer“ schon zu Besuch. Stadt hofft auf den Abriss.
Still rottet die Brandruine im Rumbachtal vor sich hin, umgeben von dichtem Bewuchs, der Dachstuhl nur noch ein Gerippe - fast so, als hätte sich seit dem Feuer Mitte Juli nichts getan. Die Polizei aber ist bei ihren Ermittlungen inzwischen einen entscheidenden Schritt weitergekommen: „Wir gehen von Brandstiftung als Ursache aus“, sagt Sprecher Christoph Wickhorst. Wie das Feuer gelegt worden sein könne, verrät er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Dabei handele es sich um Täterwissen. Tatverdächtige oder gar Beschuldigte gebe es aber noch nicht. Die Polizei sucht daher weiter Zeugen, die in der Nacht vom 17. auf den 18. Juli Beobachtungen gemacht haben: 0201/829-0.
Für die Brandermittler war es ein schwieriger Job: Das Gebäude an der Tilsiter Straße ist stark einsturzgefährdet und konnte jeweils nur kurzfristig betreten werden. In einer ersten groben Schätzung hatte die Polizei den entstandenen Sachschaden auf rund 200.000 Euro beziffert. Der Wert eines bebauten Grundstücks an dieser Stelle im Rumbachtal, in Sichtweite des Naturschutzgebiets, dürfte deutlich höher sein.
In der Garage steht der Mercedes des Vorbesitzers
Das seit etlichen Jahren unbewohnte Gebäude, in dem einst ein Mathe-Professor gelebt haben soll, war zum Zeitpunkt des Brandes noch voll eingerichtet und möbliert. Auch deshalb breiteten sich die Flammen am Tattag schnell aus, eine Rauchwolke zog über die Stadt, der Geruch war noch in der Innenstadt zu vernehmen. „Interessenten“ diverser Art haben das nicht alltägliche Gebäude und seine Historie schon vor dem Feuer angezogen, davon zeugen bei YouTube im Internet veröffentlichte Videos, auf die ein Nutzer die Redaktion aufmerksam gemacht hat.
Da durchstöbert etwa eine Gruppe junger Männer das Haus, einen Degen finden sie, eine historisch anmutende Standuhr, Kalender aus dem Jahr 1999, einen Feuerlöscher, der in den 70er Jahren zuletzt überprüft worden war. In der Garage stoßen sie schließlich auf den alten Mercedes des früheren Besitzers. Selbst Strom liegt dort noch. „Urban Explorer“ nennt sich diese Szene, zu deren Kodex es gehört, nichts zu beschädigen oder mitzunehmen. Zumindest des Hausfriedensbruchs könnten sie sich strafbar gemacht haben. Den verfolgt die Polizei aber nur, wenn ein Strafantrag gestellt wird, was noch nicht der Fall ist. Rund einen Monat vor dem Brand wurde der Behörde aber schon ein Einbruch angezeigt. Im Zuge dieser Ermittlungen erfuhren die Beamten, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen in das Gebäude eingestiegen sein sollen.
Abriss des Hauses in Aussicht gestellt
Das wäre inzwischen angesichts der „akuten Einsturzgefahr“, die auch Stadtsprecher Volker Wiebels betont, mit allerhöchsten Risiken verbunden. Nach dem Brand hat die Verwaltung reagiert: Ein zusammengeschraubter Bauzaun riegelt das Gebäude ab. Außerdem hat eine von der Stadt beauftragte Firma die Haus-Öffnungen im erdgeschossigen Bereich mit Spanplatten zugenagelt. Die in Süddeutschland lebende Eigentümerin des 600 Quadratmeter großen Grundstücks habe die Rechnungen darüber bereits erhalten und müsse der Stadt die Kosten nun erstatten, sagt Wiebels.
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Von dem Haus gehe derzeit keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit aus, alles Weitere liege nun in der Hand der Besitzerin. Eine Form der Einflussnahme habe die Verwaltung nicht. Theoretisch könnte sie das Gebäude noch jahrelang verfallen lassen: „Eigentum ist Eigentum. Wir hoffen aber, dass die Eigentümerin sich kümmert und gegebenenfalls das Haus abreißen lässt.“ Ende Juli habe es zu der Besitzerin seitens der Stadt einen letzten Kontakt gegeben, da habe sie dies in Aussicht gestellt. Eine Genehmigung, sagt Wiebels, würde die Stadt wohl zügig erteilen.