Mülheim. Trotz Eröffnung des Ruhrradschnellwegs kommen Radler in der Stadt immer noch schlecht von A nach B. Schuld daran sind die Zubringerwege.
Vier Meter Platz für Radfahrer und ein eigener Weg für Fußgänger: Seit 2015 können Radfahrer in Mülheim über den Radschnellweg Ruhr RS 1 von und nach Essen fahren. Stück für Stück kamen und kommen neue Teilstrecken hinzu, noch in diesem Jahr soll die nächste Etappe über die Ruhr in Richtung Hochschule freigegeben werden. Am Ende soll er Duisburg mit Hamm verbinden.
Dementsprechend ist der RS 1 ein Radweg, der in Mülheim von Ost nach West führt. Stadtteile wie Winkhausen, Heißen, Eppinghofen und die Stadtmitte profitieren davon, mit der Eröffnung des nächsten Stücks kommen noch Broich und Speldorf hinzu. Doch wie gut ist das Radwegenetz in Mülheim insgesamt? Wie kommen Radfahrer aus den verschiedenen Quartieren überhaupt zum Radschnellweg?
Neuer Schnellweg Richtung Norden
„Der RS 1 ist im Fahrradwegenetz das Rückgrat“, sagt Helmut Voß, Fahrradbeauftragter und Radwegplaner der Stadt Mülheim. „Aber für ein funktionierendes System braucht es auch kleinere Knochen“, ergänzt er. Damit meint er die Nord-Süd-Achsen in der Stadt, die den RS 1 unterstützen. Der RS 1 führt bereits jetzt an etlichen Wohngebieten vorbei, so zum Beispiel am Eppinghofer Bruch und an der Hingbergstraße. Viele Mülheimer haben es also nicht weit, bis sie zum RS 1 gelangen. Anders sieht das hingegen im äußersten Norden und Süden, in Dümpten, Mintard, Menden und Selbeck aus.
Die Ost-West-Achse RS 1 ist zwar der in der Breite wohl am besten ausgebaute Radweg in Mülheim, aber nicht der einzige nennenswerte. So gibt es zum Beispiel den Ruhrtalradweg entlang der Saarn-Mendener Ruhraue (siehe Grafik). Momentan noch überwiegend ein Radweg für die Freizeit, soll er als Strecke der Kategorie 3 laut Regionalverband Ruhr in Zukunft auch Pendler ansprechen, die dann weiter auf dem RS 1 nach Duisburg oder Mülheim fahren können. Kategorie 3 bedeutet laut RVR, dass die Radwege 2,50 bis 3 Meter breit sind und von Radfahrern wie Fußgängern benutzt werden, statt insgesamt sechs Meter breit mit getrennten Wegen wie beim RS 1.
Weiterer Radschnellweg im Norden soll gebaut werden
Zudem soll im Norden, anschließend an den RS 1, noch ein weiterer Radschnellweg in Richtung Oberhausen gebaut werden. Somit wäre auch Styrum angebunden. Helmut Voß sieht in diesem Ausbau „großes Potenzial“. Aber der Handlungsbedarf sei groß: „Die Wege müssen grundsätzlich verbessert werden“, sagt er. Eine Maßnahme dazu sei beispielsweise die Baustelle an der Zeppelinstraße. Dort soll nicht nur die Straße erneuert werden – ein Schutzstreifen für Fahrradfahrer soll das Radeln erleichtern.
Für den nächsten Teilabschnitt des RS 1 verspricht Voß mehr Anschlüsse, um auf den Radweg zu gelangen. Wo diese am Ende genau sein werden, stehe noch nicht fest, elf sollen es aber auf jeden Fall sein, so Voß.
Mülheim bekommt schlechte Noten
Auch wenn in den vergangenen Jahren viel für Fahrradfahrer in der Stadt getan wurde, hängt Mülheim immer noch der Ruf einer fahrradunfreundlichen Stadt nach. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) vergab 2016 im Fahrradklimatest die Note 3,95 an Mülheim. Besonders kritisiert wurden die mangelnde Falschparkerkontrolle und der Winterdienst auf den Radwegen, die Führung in Baustellen und die Ampelschaltungen.
„Die Hauptkritik an den Radwegen hat nichts mit dem RS 1 zu tun“, kommentiert Axel Hercher das Ergebnis. Er ist verkehrspolitischer Sprecher der Grünen in Mülheim und Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). „Ampelschaltungen sind in der Stadt auf den Autoverkehr ausgerichtet. Darauf hat der RS 1 keinen Einfluss“, so Hercher. Auch daran, dass Radwege bei Baustellen oft im Nichts enden, habe sich in den vergangenen Jahren nicht geändert. „Das Ordnungsamt muss konsequent kontrollieren, ob die Beschilderungen korrekt sind“, fordert er.
Auch gebe es in der Stadt zahlreiche Ecken, in denen Radfahrer Probleme mit dem Autoverkehr bekämen. „Da wären zum Beispiel der Frohnhauser Weg in Heißen oder die Alte Straße in Saarn zu nennen“, sagt Axel Hercher.
Ab nächstem Jahr sollen kleine rote Schilder in der Stadt auf den RS 1 aufmerksam machen. „Sie sind dann an Knotenpunkten, wie zum Beispiel Kreuzungen, an den bereits vorhandenen Schildern angebracht“, erklärt der Fahrradbeauftragte Helmut Voß. Die Schilder führen zu weiteren Knoten und Hauptradwegen.