Die Salzgitter Mannesmann Grobblech GmbH hat 17 Millionen Euro in ihr Walzwerk gesteckt. Der Betrieb ist noch bis Jahresende gut ausgelastet. Für die Zeit danach gibt es noch keine Planungssicherheit. Man hofft auf einen weiteren Großauftrag für die Ostsee-Pipeline.

Mehr als 17 Millionen Euro hat Salzgitter Mannesmann Grobblech (SMGB) jüngst in das Mülheimer Blechwalzwerk investiert; nach einer verlängerten Sommerpause für den Einbau der neuen Aggregate läuft die Produktion wieder auf Hochtouren. Bis Ende des Jahres sind die Auftragsbücher so gut gefüllt, dass laut Geschäftsführer Dr. Fabian Grimpe „höchstwahrscheinlich nicht” über Kurzarbeit geredet werden muss. Für die Zeit danach hofft er auf den zweiten Großauftrag im Zuge des Pipeline-Baus „Nord Stream” in der Ostsee.

Hoffen auf Auftrag für Europipe

Beim ersten Los war SMGB über ihr Schwesterunternehmen Europipe groß zum Zuge gekommen, der voluminöse Auftrag hatte auf einen Schlag eine beachtliche Zeit an Planungssicherheit gebracht. Jetzt steht die zweite Auftragsvergabe für den zweiten 1220 Kilometer langen Pipeline-Strang an: Ist Europipe auch hier erfolgreich, profitiert wiederum die SMGB, denn 50 % des Auftragsvolumens würden durch den konzerninternen Kooperationsvertrag der Salzgitter AG an das Mülheimer Walzwerk gehen, 50 % an die andere Europipe-Mutter, die Dillinger Hüttenwerke AG.

„Das wäre für ein Jahr eine gute Grundlast”, sagt Grimpe. 440 Mitarbeiter sind zurzeit im Blechwalzwerk beschäftigt, davon 80 Leiharbeitnehmer einer anderen Salzgitter-Tochter mit Zeitverträgen, die Anfang 2010 auslaufen. Grimpe will sie gerne halten, dafür muss die Auftragslage stimmen.

Neue Rollgänge: größer, schneller, energiesparend

Zurück zur 17-Millionen-Euro-Investition. Das Geld hat die Grobblech GmbH in neue Rollgänge gesteckt, über die erhitzte Stahlbrammen mit hoher Geschwindigkeit millimetergenau in die Walzen manövriert werden. Die neuen Rollgänge sind zwei Meter breiter als ihre 40 Jahre alten, abgenutzten Vorgänger. Dadurch können größere Stahlblöcke verarbeitet werden. „Für bestimmte Abmessungen können wir jetzt in doppelter Länge walzen”, so der Geschäftsführer. Nicht nur das: Die neue Anlage sorgt für eine Produktionsbeschleunigung, es fällt weniger Verschnitt an – auch der Energieeinsatz ist wirtschaftlicher, wird jetzt aus dem Bremsvorgang der Rollen gar Energie zurückgewonnen.

„Wir sind sehr ordentlich aufgestellt für die nächsten Jahre”, sieht Grimpe zunächst nicht die Notwendigkeit für weitere Großinvestitionen in technische Anlagen. Dass in China in jüngerer Vergangenheit reichlich Walzwerke aus dem Boden gestampft wurden, bereitet dem Geschäftsführer zurzeit noch keine schlaflosen Nächte, freilich könne man „die Füße nicht hochlegen – in China ist die Manpower eine andere: Wenn wir hier einen Ingenieur auf ein Problem ansetzen, sind es dort 50.”

Vorsprung in Qualität und Liefertreue

Mit seiner hochmodernen Walztechnik sieht sich das Mülheimer Werk der neuen Konkurrenz in Fernost in Sachen gleichbleibend hoher Qualität und Liefertreue mit komfortablem Vorsprung ausgestattet, „noch haben wir die Nase vorn”, so Grimpe. Die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit werde alles dransetzen, die technische Überlegenheit, die man mit nicht einmal einer Handvoll Wettbewerbern für sich reklamieren könne, zu sichern.

Auf mittlere Sicht verspricht sich Grimpe gute Geschäfte, wenn die Investitionszurückhaltung der Krisenzeit überwunden ist und auch die Gasproduzenten wieder mehr Wagemut in die Umsetzung von Pipeline-Projekten einbringen. Der Markt bleibe auf jeden Fall attraktiv, so Grimpe. Die Rechnung ist einfach: Springt die Wirtschaft an, wird mehr Gas nachgefragt, das es per Pipelines zu transportieren gilt.

Die Hoffnung lebt, dass im Mülheimer Werk auch über die Jahreswende hinaus 20 Arbeitsschichten pro Woche gefahren werden können. Grimpe sagt: „Wir sind guten Mutes, auch nächstes Jahr gut ausgelastet zu sein.”