Mülheim. . Lebenshilfe bietet neuen Service an. Betroffene, Angehörige, Bezugspersonen erhalten Unterstützung. Ziel ist Verbesserung der Lebenssituation.

Autistische Kinder geben ihren Eltern und anderen Personen oft Rätsel auf. Ihr Verhalten ist nicht selten schwer zu verstehen, denn ihre Kommunikationsfähigkeit und ihre Wahrnehmung sind eingeschränkt. „Während wir ein Lächeln erkennen und es als Zuneigung deuten, können autistische Menschen das Verhalten ihres Gegenübers nicht einschätzen und nicht adäquat darauf reagieren. Es fällt ihnen schwer, Kontakt zu finden und Beziehungen aufzubauen“, erklärt Dirk Severith.

Der 52-Jährige will und soll jungen, aber auch erwachsenen Autisten sowie ihren Angehörigen beratend und helfend zur Seite stehen. Er leitet das neue Autismus-Kompetenzzentrum, das die Lebenshilfe (Ortsvereinigung Mülheim) jetzt gegründet hat.

Familien mit autistischen Kindern und Jugendlichen

„Wir kümmern uns mit unserem Assistenzdienst schon seit etwa acht Jahren um Familien mit autistischen Kindern und Jugendlichen, begleiten sie im Alltag. Dabei haben wir festgestellt, dass die Versorgung in Mülheim eigentlich noch nicht ausreicht, dass es großen Bedarf an Beratung und lange Wartezeiten für Therapien gibt“, erläutert Stefanie Wörner, Leiterin des Lebenshilfe-Centers an der Heinrich-Lemberg-Straße 23a in Heißen. Dort ist Dirk Severith derzeit auch angesiedelt – solange, bis die Lebenshilfe mittelfristig einen weiteren Standort für seine und weitere ambulante Dienstleistungen gefunden hat.

Severith, der zuvor 20 Jahre lang in der Wohnstätte für behinderte Menschen am Springweg arbeitete, hat eine umfangreiche Fortbildung in Sachen Autismus absolviert. Er soll Betroffene beraten, die Zusammenarbeit von Familie, Schulen, Kitas, Behörden, Fachleuten fördern, Kontakte vertiefen, Netzwerke knüpfen. „Es geht darum, sich das ganze Umfeld des autistischen Menschen anzuschauen und individuell herauszuarbeiten, wo und wie man helfen kann.“ Denn: Die Beeinträchtigung ist bei jedem Betroffenen ganz unterschiedlich ausgeprägt. Einbezogen und unterstützt werden auch Eltern, Erzieher, Lehrer, Integrationshelfer. Viele autistische Kinder besuchen mittlerweile nämlich eine Regelschule, nicht wenige Erwachsene üben einen Beruf aus.

Förderung durch die Aktion Mensch

Beraten, betreuen und Freizeitaktivitäten anbieten kann das neue Kompetenzzentrum schon jetzt. Eine Förderung durch die Aktion Mensch hat seinen Aufbau möglich gemacht. Therapieangebote gibt es derzeit noch nicht. „Der Entwurf einer Leistungsvereinbarung liegt der Stadt Mülheim als Kostenträger aber vor“, sagt Dirk Severith. Man habe aber positive Signale erhalten, hoffe, dass man bald auch Förderangebote machen ist.

Das Autismuskompetenzzentrum sieht sich als Ergänzung zu bestehenden Angeboten in der Stadt, es steht in Kontakt zu anderen Einrichtungen der Autismus-Hilfe. „Es bleibt zudem verzahnt mit dem Assistenzdienst der Lebenshilfe. Wir haben hier ja auch sozialpädagogische Familienhilfe und Integrationshilfe. Familien, die mehrere Hilfen benötigen, können sie bei uns aus einer Hand bekommen“, so Stefanie Wörner.

>>> PRAKTISCHE HILFEN FÜR DAS ALLTAGSLEBEN

Berater Dirk Severith ist im Lebenshilfecenter an der Heinrich-Lemberg-Straße 23a zu erreichen unter 40 99 58-30 oder dirk.severith@lebenshilfe-muelheim.de.

Er will Betroffenen und Bezugspersonen vor allem auch praktische Hilfen für das Alltagsleben geben.

Ein Beispiel: „Autistischen Menschen fehlt häufig das Gefühl für Zeit. Ein Tagesplan, der weniger mit schriftlichen Notizen, sondern vielmehr mit Fotos und Piktogrammen gestaltet ist, kann ihnen mehr Sicherheit geben.