Mülheim. . Weil schon der Frühjahr so heiß war, gibt es besonders guten Honig, sagt der Mülheimer Imker Reinhard Netzeband. Dafür arbeiten die Tiere hart.

„Solange der Imker nicht ausstirbt, sterben auch die Honigbienen nicht aus“, sagt Reinhard Netzeband, Vorsitzender des Mülheimer Imkervereins. Nachwuchsmangel kann er nicht beklagen. Bei ihm begann die Imker–Laufbahn 1996. Ein, zwei Jahre hatte er bei einer Imkerin geholfen und gelernt, diese schenkte ihm am Ende zwei Völker.

Die Honiggewinnung ist ein längerer Prozess: „Die Bienen sammeln den Honig in Wachswaben. Diese werden geöffnet und der Honig herausgeschleudert“, erklärt Netzeband. Geschleudert wird in einem großen, runden Bottich, an dem unten der Honig abgezapft werden kann. Die Bienen vermissen den Honig nicht, sie produzieren im Überschuss und der Imker bietet ihnen Zuckerwasser als Ersatz an. Ein fairer Deal. Eine Wabenwand kann vor dem Schleudern gut zwei Kilo wiegen.

Waldblüten- oder Tannenhonig sind Blatthonigsorten

Bei Netzeband gibt es Blütenhonig. Waldblüten- oder Tannenhonig sind hingegen Blatthonigsorten. „Die Läuse ,zapfen’ die Blätter an und schwitzen den Nektar aus. Den sammeln die Ameisen und Bienen dann. Bei der derzeitigen Hitze vertrocknet das aber so schnell. Imker, die in den Wäldern ihre Bienenvölker haben, dürften zurzeit keinen großen Ertrag haben“, erklärt Netzeband.

Die Hitze bedeute zudem viel Arbeit für die Bienen. Sie müssen ihre Brut kühlen, denn diese braucht eine Temperatur von 36 Grad um zu überleben. Um diese zu halten, sammeln die Bienen Wasser und fächeln mit ihren Flügeln. Sie sind der Ventilator für ihre Nachkommen. Ungefähr 50 Liter Wasser benötigt ein Volk pro Jahr. Für Netzeband ist das heiße 2018 ein gutes Honigjahr: „Im Frühjahr gab es schon viel Honig, da alles früher und gleichzeitig angefangen hat zu blühen.“

Bienen werden von Düften angelockt

Jeder, der möchte, kann sich Bienen halten. Damit sie auch überleben, ist aber Fachkenntnis nötig. In Netzebands Garten wohnen acht Völker. Von sechs auf acht erhöht sich bald auch die Zahl am Haus Ruhrnatur. Die Bienen dort produzieren den „Schleusenhonig“.

Zu Weihnachten wird am Haus Ruhrnatur auf einem kleinen Basar nicht nur der Honig verkauft, sondern auch mit den Kindern Kerzen aus Bienenwachs gegossen. Die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt in der Altstadt beginnen schon in den nächsten Wochen: Wenn der Honig geschleudert wurde, verwendet Netzeband mit Hilfe dreier Kollegen den gründlich gereinigten Bienenwachs, um Kerzen zum Verkauf zu gießen. Bei mehreren 100 000 Bienen im Garten kommt genug Wachs zusammen.

Gefährlich werden dem ein oder anderen die Wespen, die gerade im August ihre alljährliche Hochphase haben. Sie ernähren sich von tierischen Proteinen und werden wie die Bienen von Düften angelockt. Was gegen Belästigung durch Wespen helfen kann? Fressplätze, die von dem Speisentisch ablenken. Zum Beispiel könne man statt eines Blumenstraußes Minze auf den Tisch stellen – der Geruch ist bei den Wespen ungeliebt.

Wespen fressen auch Schädlinge wie Läuse

Ein Superbösewicht ist die Wespe allerdings nicht. Sie frisst auch Schädlinge wie Läuse und Raupen. Ein Nest ist nicht schnell umgesiedelt, vor allem nicht, wenn es größer ist. „Dann lieber bis Oktober oder November warten, das Problem erledigt sich dann ganz natürlich von selbst“, sagt Netzeband. Wenn es kälter wird sterben alle Drohnen, nur die Königin überlebt. „Sie legt die Eier und im nächsten Jahr startet das Volk wieder bei null“

Sorgen um seine Bienen hat Netzeband nicht. „Die leben circa sechs bis acht Wochen und wehren sich auch gegen die Angriffe. Attackiert werden eher alte und schwache Exemplare, die sich nicht so gut wehren können. Für die ist es dann eher an der Zeit, das ist ganz natürlich. Ein bisschen Schwund ist immer.“

>>> WIE BIENEN UND WESPEN ANGELOCKT WERDEN

Bienen und Wespen sind Dufttiere, sie werden von Gerüchen angelockt.

Wer sich von ihnen am Esstisch gestört fühlt, kann sie mit Kaffeesatzgeruch fernhalten. Auch ein Ventilator hilft: Bienen und Wespen mögen keinen Wind.

Findet eine Biene eine Nahrungsquelle, schwänzel sie, um die anderen Bienen darauf aufmerksam zu machen.

Bienen sind blütenstet. Sie verbleiben immer bei derselben Quellenart.

Fast 600 Bienenvölker leben in ganz Mülheim. Dem Imkerverein gehören 24 davon.