Mülheim. . Das ökumenische Friedensgebet zum Gedenken an Hiroshima und Nagasaki wurde durch einen  Schweigemarsch und eine Andacht abgerundet.

Rund 80 Menschen folgten am Samstagvormittag dem Aufruf zum ökumenischen Friedensgebet im Gedenken an die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki und an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Eingeladen hatten der Evangelische Kirchenkreis an der Ruhr und das Katholische Stadtdekanat gemeinsam mit dem Mülheimer Bündnis der Religionen und Glaubensgemeinschaften zu einer kurzen Ansprache mit Musik auf dem Synagogenplatz.

Nach dem Verklingen der einleitenden, besinnlich vorgetragenen Töne des Saxofonisten Markus Zaja erinnerte Stadtdechant Michael Janßen an den 1963 verstorbenen Papst Johannes XXIII. und seiner letzten, kurz vor seinem Tode verfassten Enzyklika „Pacem in Terris“ („Frieden auf Erden“). „Der Papst richtete in seiner Schrift einen Appell mit größter Leidenschaft an die Menschen, den Frieden zu bewahren, das kostbarste Gut der Menschheit auf unserem Globus“, so Stadtdechant Janßen.

Der Dialog darf nie enden

Der Aufruf habe nicht nur den Katholiken gegolten, sondern schloss „alle Religionsgemeinschaften und alle Menschen guten Willens“ ein. Das von Johannes XXIII. genannte „Zauberwort“ in diesem Zusammenhang, fuhr der Stadtdechant fort, sei der Dialog, das Reden. Man dürfe deshalb nicht müde werden, immer wieder an die „grausamsten Ereignisse, die der Menschheit widerfahren sind“ zu erinnern. „Damit so etwas nie wieder geschieht.“ Es bleibe die Hoffnung, dass die Menschen aus ihrer eigenen Geschichte lernen können.

Angelika Romeik  vom Bündnis der Religionen und Glaubensgemeinschaften für Frieden hielt auf dem Synagogenplatz eine Rede, in der sie betonte, dass Frieden nur durch gegenseitiges Verständnis sei möglich.
Angelika Romeik vom Bündnis der Religionen und Glaubensgemeinschaften für Frieden hielt auf dem Synagogenplatz eine Rede, in der sie betonte, dass Frieden nur durch gegenseitiges Verständnis sei möglich. © Michael Dahlke

Die Vertreter des Bündnisses der Religionen und Glaubensgemeinschaften, Angelika Romeik und Sayed Siam, betonten in ihrer kurzen Rede ebenfalls die Wichtigkeit des Dialogs. Gerade aus diesem Grund habe man sich vor dreizehn Jahren zu diesem Bündnis zusammengefunden. Nur durch gegenseitiges Verständnis sei Frieden möglich. Angelika Romeik will Frieden nicht nur als die Abwesenheit von Gewalt verstanden wissen. Zu seinen definierenden Merkmalen zähle auch das Fehlen von „globaler Ungerechtigkeit, Hunger, Armut und Obdachlosigkeit“. Ebenso gehören die Gesundheitsversorgung, das Recht auf Bildung und die Gleichstellung der Geschlechter dazu.

Atombombenabwurf: nicht zu verstehende Schandtat

Der Atombombenabwurf auf Nagasaki ist für Angelika Romeik eine „unglaubliche, nicht zu verstehende Schandtat“ im Hinblick auf das Wissen über die Auswirkungen der drei Tage zuvor detonierten Bombe in Hiroshima. In diesen Tagen sei daher nicht nur das Gedenken wichtig. Es dürfe nämlich nicht vergessen werden, dass in Deutschland weiterhin Atomwaffen gelagert werden, erinnerte die Aktivistin.

Das Friedensgebet wurde nach dem Auftakt am Synagogenplatz mit einem Schweigemarsch durch die Innenstadt in der Petrikirche mit einer Andacht fortgesetzt. Zum Abschluss fertigten die Teilnehmer Kraniche aus Papier nach der japanischen Falttechnik Origami als Friedensboten.

>> GLÄUBIGE TREFFEN SICH ZUM GEDENKEN

Das ökumenische Friedensgebet fand in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Der Beginn erfolgt regelmäßig auf dem Synagogenplatz. Anschließend geht es im Schweigemarsch zum Kirchenhügel, wo sich in einer der beiden christlichen Kirchen weitere Ansprachen anschließen.

Die US-Streitkräfte warfen Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima (6. August) und Nagasaki (9.August). Am 11. September 1945 endete der Zweite Weltkrieg durch die japanische Kapitulation. In Europa war bereits mit der deutschen Kapitulation am 8. Mai vorüber.