Mülheim. . Sabine Vetter reist bald in den Iran. Von der Welt haben sie und ihr Mann viel gesehen. Mit und ohne die sechs Kinder kamen 125 Stempel zusammen.
Wie viele Stempel Sabine Vetter so ganz genau im Reisepass hat, weiß sie gar nicht: Das aktuelle Dokument liegt gerade im Reisebüro, denn bald fliegt sie mit ihrem Mann in den Iran. 125 Stempel aus 42 Ländern kann sie nachweisen – aus den vergangenen 40 Jahren.
In der Kindheit ging es stets mit den Eltern nach Dänemark. Die Hochzeitsreise führte dann erstmals in den Süden, nach Frankreich. „Mit Zelt und VW“, erinnert sie sich. Das Fernweh brachte Ehemann Ekkehart Vetter mit in die Ehe – und die Stempel in den Reisepässen mehrten sich über die Jahre.
Zu neunt im umgebauten Sparkassenbus in die Türkei
Heute reisen die Vetters nur zu zweit, doch das war jahrelang ganz anders: Mit neun Personen im umgebauten Sparkassenbus in die Türkei, das ging 1988 schon als Abenteuerurlaub durch. Wer sechs Kinder hat, kann sich keinen Fernflug für die ganze Familie leisten, und Opa musste auch noch mit. „Der alte Bus verreckte uns in Izmir“, erinnert sie sich, „da saßen wir dann erst mal fest.“ Der Automobilclub sponserte einen normalen Mietwagen, auf die fünf Sitze quetschten sich dann alle Neune – „hat damals auch keinen interessiert“.
Auch in Israel hatten sie die Kinder dabei, immer auf eigene Faust, immer ohne Vorbuchung, Improvisieren war angesagt. „Ich bin erst mit den Jahren lockerer geworden“, lacht Sabine Vetter, und ihr Mann ergänzt: „Es gibt überall auf der Welt nette Menschen.“ Schlechte Erfahrungen, nein die hätte sie nie gemacht.
Auf eigene Faust 4500 Kilometer durch den Iran
Indonesien, Uganda, Sambia, Niger, Indien, USA, Brasilien, Jordanien, Paraguay, Peru . . . – die Vetters haben schon was gesehen von der Welt. Das Fernweh wurde vererbt: Ein Sohn, Theologe wie die Eltern, lebt mit seiner Familie – die Vetters haben elf Enkel – in Niger. Eine Tochter hat nach Ghana geheiratet, eine andere in die USA.
Bald landet das Ehepaar Vetter wieder in Teheran. Die erste Iran-Reise vor zwei Jahren führte sie in ein schönes, im Westen fast unbekanntes Land mit gastfreundlichen Menschen. „Da kann man doch nicht hinfahren“, hatte Sabine Vetter anfangs gedacht. „Aber ihr könnt das doch“, warben Bekannte, die ihre Heimat am Persichen Golf verlassen mussten. „Natürlich habe ich mich dort regelkonform angezogen“, sagt Sabine Vetter. „Vor der Landung gibt es eine Durchsage, dass die Frauen im Iran ihren Kopf bedecken“, sagt sie. Auch die Iranerinnen zogen daraufhin Tücher hervor. Viele, so Sabine Vetter, bedeckten nur knapp den Hinterkopf, das Tuch werde wie ein Accessoire verwendet.
4500 km ist das Ehepaar Vetter 2016 mit einem privaten Leihwagen auf eigene Faust durch das an Geschichte so reiche Land gefahren, schwärmt von der Zugewandtheit der Menschen und der Sauberkeit. Freundlichkeit erlebten die Vetters auch in ärmeren Ländern in Afrika: „Oft haben sie nichts, und sind dennoch zufrieden.“
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