Mülheim. . Die Mülheimer Unternehmen MWB und SWB haben so gut wie keinen Leerstand mehr. Beide wollen preiswerte Angebote erhalten und ausbauen.

Beide Mülheimer Wohnungsunternehmen haben so gut wie keinen Leerstand mehr. Der Mülheimer Wohnungsbau (MWB) meldet gerade mal noch 16 freie Wohnungen, die SWB-Service- Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft an die 40. Das sind Quoten von unter 0,5 Prozent. „Das ist fast nichts, eigentlich schon zu wenig“, sagt MWB-Geschäftsführer Frank Esser, und SWB-Geschäftsführer Andreas Timmerkamp erinnert sich an das Jahr nach der Wende: „Da sah es ähnlich aus.“ Mittlerweile häufen sich in Mülheim die Klagen darüber, dass es an preiswertem Wohnraum mangelt. SWB meldet rund 1000 Wohnungsinteressenten auf einer Liste.

Fehlen in Mülheim bezahlbare Wohnungen? Verbände, aber inzwischen auch Politiker meinen ja. Der SPD-Fraktionschef Dieter Spliethoff spricht gar von einem dringenden Bedarf. 469 Wohneinheiten wurden im vergangenen Jahr in Mülheim neu erstellt, davon 112 Ein- und Zweifamilienhäuser, öffentlich gefördert wurden 119 Wohnungen.

Für sozialen Wohnungsbau müsse mehr getan werden

„Gerade für den sozialen Wohnungsbau muss mehr getan werden“, mahnt der Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen, Holger Vermeer. Wie viele Sozialwohnungen fehlen, lässt die Stadt gerade per Gutachten ermitteln, das im Herbst vorgelegt werden soll. Esser wie Timmerkamp sehen einen steigenden Bedarf. Esser sieht die Stadt, die weitere Grundstücke für Wohnungen freigibt, in einem Dilemma: „Will sie mit Grundstücken möglichst viel Geld einnehmen oder darauf auch sozialen Wohnungsbau ermöglichen? In anderen Städten gebe es dafür Quotenregelungen.

Der größte Teil der einstigen Sozialwohnungen sind bei der SWB aus der Bindung herausgefallen. Von den derzeit 8904 Wohnungen seien noch knapp 3000 sozial gebunden. Es waren, so der Geschäftsführer, sogar schon mal noch weniger. Das Wohnungsunternehmen hat die Zahl wieder erhöht und wird sie weiter erhöhen, quasi durch eine Art Tausch: Bund und Land fördern derzeit verstärkt den sozialen Wohnungsbau. SWB nimmt die Fördergelder, modernisiert damit im Bestand umfangreich und wird auch die Mieten zu einem geringen Prozentsatz, wie es heißt, anheben. Im Gegenzug werden Wohnungen, die nicht mehr sozial gebunden sind, wieder dahin zurückgestuft.

Die Durchschnittsmiete in Mülheim beträgt 6,50 Euro

Überhaupt ist man bei SWB und MWB überzeugt, den größten Teil der Wohnungen preiswert anzubieten. Die durchschnittliche Miete beim SWB beträgt 5,50 Euro, beim MWB sind es in der Grundmiete 5,53 Euro; bei 1000 der 5000 MWB-Wohneinheiten bewege sich der Quadratmeterpreis sogar unter fünf, bei einigen sogar unter vier Euro. Wohnungen wie im Ruhrquartier an der Promenade seien mit zwölf Euro die Ausnahme, aber eben auch gefragt. Zum Vergleich: Die Durchschnittsmiete in Mülheim beträgt derzeit 6,50 Euro.

Die Wohnungsgenossenschaft MWB errichtet derzeit, um die Nachfrage zu decken, an mehreren Stellen im Stadtgebiet neue Wohnungen, als Eigentum wie zur Miete: Beim Wohnhof Fünte in Heißen etwa sind es 34 Mietwohnungen, 18 davon öffentlich gefördert, an der Friedhofstraße wird von den 28 Wohneinheiten die Hälfte öffentlich gefördert, am Papenbusch, wo ein neues Quartier nach ersten Überlegungen mit 70 bis 80 Wohneinheiten geplant ist, soll etwa ein Drittel eine öffentliche Förderung erhalten. Und auf dem Lindgens­areal am Kassenberg strebt MWB ebenfalls einen Mix aus Eigenheimen, frei finanzierten und öffentlichen geförderten Wohnungen an –rund 200 Einheiten.

SWB will 180 Millionen in den Bestand investieren

180 Millionen will SWB in den nächsten fünf Jahren in den Bestand investieren und damit auch wieder Wohnungen aus dem Bestand in die Kategorie sozial gebundenen einstufen. „Unser Ziel ist eine Wohnraumversorgung für alle Schichten“, sagt Timmerkamp. Dazu will SWB, wie MWB es bereits tut, auch kleine Einheiten mit Wohneigentum schaffen.

<<< ERSTMALS WIEDER EIN KAUFEIGENHEIM VON DER SWB

Nach 30 Jahren wurde jetzt wieder mal ein Kaufeigenheim an der Schaaphausstraße in Dümpten von SWB an eine Familie übergeben. Die Übergabe dieses Eigenheims ist der Auftakt mehrjähriger Bauprojekte mit dem Ziel, für alle Generationen lebenswerte Quartiere zu entwickeln, so Timmerkamp.

Die Nachfrage nach Wohneigentum ist noch größer als nach Mietwohnungen: Für sieben Eigenheime, die SWB errichtet, gibt es bereits 170 Bewerber. Etliche Bewerber kommen aus Düsseldorf.