Zsuzsa Debré und András Rákosi spielen ein Konzert auf der „Heinrich Thöne“. Das Schiff fährt zwischen Stadtsteiger in Richtung Rhein-Ruhr-Hafen.
Es ist Sonntagnachmittag, viertel vor drei, und eine lange Schlange steht am Stadtsteiger der Ruhrpromenade. Die zumeist älteren Herrschaften warten darauf, an Bord der Heinrich Thöne zu gehen um einen Kaffeeklatsch der besonderen Art erleben zu dürfen. Kurz vor drei wird die Absperrung frei gemacht und die gut gelaunte Menschengruppe bewegt sich auf das Schiff. Zsuzsa Debré und András Rákosi, die Hauptakteure der nun folgenden dreistündigen Fahrt auf der Ruhr, stehen im Salon schon bereit zum Empfang ihrer Gäste.
Nachdem jeder seinen Platz an den hübsch gedeckten Tischen gefunden hat, klemmt sich Zsuzsa Debrè ihre Violine zwischen Kopf und Schulter, András Rákosi hat Platz genommen vor seinem E-Piano. Dann stimmen sie zusammen ein in die Takte des Fatinitza-Marsches aus der gleichnamigen Operette von Franz von Suppé. Die Musiker sind ein eingespieltes Team, das auf eine langjährige Zusammenarbeit zurückschauen kann.
Ersatz für die Villa Zsuzsa gesucht
Vor drei Jahren gaben sie ihr erstes Kaffeeklatsch-Konzert – damals noch in der Villa Zsuzsa an der Boverstraße. In der alten Industriellen-Villa des Bierbrauers Mann lebte die Geigerin mit ihrem Ehemann Errki Alste und verwandelte es in ein Kulturhaus für Konzerte und Musikunterricht. Ende letzten Jahres verließ das Ehepaar aus wirtschaftlichen Gründen das Gründerzeit-Haus und sucht seitdem ein neues Domizil. Zumindest für den Musikunterricht hat man mit dem Müga-Pavillon eine passende Stätte gefunden. „Für unsere Konzerte ist es zu klein, da dort nur 40 Leute hineinpassen“, berichtet Alste.
Auf dem Schiff ist der Salon bis auf den letzten Stuhl gefüllt. Allein auf dem Außendeck sind Plätze frei geblieben. Errki Alste stellt fest, dass die meisten Gäste heute keine Stammbesucher sind. Margot Haferkamp aus Bochum ist eine der Neulinge. Sie ist zusammen mit einer achtköpfigen Gruppe angereist, um den Nachmittag auf der Ruhr zu genießen. Die überaus vital wirkende 93-Jährige hat es sich auf dem offenen Deck bequem gemacht. Hier kann sie ihr krankes Bein hochlegen.
Das Schiff fährt vorbei an der Friedrich-Wilhelms-Hütte
„Mit dem Laufen klappt es nicht mehr so. Eigentlich benutze ich einen Rollator, den habe ich aber zuhause gelassen“, erzählt sie. Mittlerweile wurden die Gäste offiziell von Zsuzsa Debrè begrüßt, und das Boot legt mit leichter Verspätung ab Richtung Rhein-Ruhr-Hafen. Vorbei geht es an der Friedrich-Wilhelms-Hütte zu den Klängen von „Besame Mucho“, das die „spanische Runde“ einleitet. „In Spanien war ich auch schon“ lacht Margot Haferkamp. „Ich bin um die ganze Welt gereist.“
Mit ihrem verstorbenen Ehemann hat sie gerne Reisen auf Kreuzfahrtschiffen unternommen. Und dabei Erinnerungsstücke gesammelt: „Diesen Fächer habe ich aus Shanghai“, sagt sie und wedelt sich frische Luft zu. Dann zeigt sie auf ihre Halskette: „Die habe ich aus Bali. Das sind echte schwarze Perlen.“
Einleitende Geschichten zum nächsten Lied
Im Salon kommt das Publikum unterdessen richtig in Fahrt und singt lauthals mit beim „Capri-Fischer“. Zwischen den einzelnen Stücken unterhält Zsuzsa Debré die Gäste mit kurzen einleitenden Geschichtchen zum Thema des nächsten Liedes. Die hohen Temperaturen fordern auch von den Musikern ihren Tribut: In den drei Pausen werden jeweils Hemd und Kleid gewechselt. Pünktlich um 18 Uhr legt das Schiff der Weißen Flotte, nach mehrmaligem Hin- und Herpendeln zwischen der Friedrich-Wilhelms-Hütte und dem Rhein-Ruhr-Hafen, wieder an der Ruhrpromenade an.
Zsuzsa Debré kündigt ein letztes Lied an: „Ich wollte noch drei Titel spielen, aber mein Mann meint, dass sei zu viel.“ Als die Klänge von „Wochenend und Sonnenschein“ verklungen sind, verlassen die Gäste dann zufrieden das Schiff.
<<< WEITERE KONZERTE MIT ZSUZSA DEBRE
Am Sonntag, 26. August, bietet die Weiße Flotte einen weiteren Kaffeeklatsch mit Zsuzsa Debré an. Abfahrt ist um 15 Uhr am Wasserbahnhof. Der Preis beträgt 28 Euro.
Ein weiteres Event der Konzertviolinistin wird am 24. August im Stadthafen stattfinden. Mit den Bottroper Symphonikern führt sie die „Wassermusik“ von Händel auf. Die Veranstaltung beginnt um 21 Uhr, der Eintritt ist frei.