Mülheim. . Das kleine Land träumt vom Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft. Beim SC Croatia an der Moritzstraße wird es am Sonntag hoch hergehen.
An der Moritzstraße herrschte am Mittwochabend Ausnahmestimmung. Bis zwei Uhr in der Nacht harrten Mitglieder des SC Croatia Mülheim auf ihrer Platzanlage aus, um Kroatiens Einzug ins Finale der Fußball-Weltmeisterschaft zu feiern.
„Das ist schon etwas Besonders, nachdem wir 20 Jahre lang immer vom dritten Platz 1998 erzählt haben“, sagt der Vereinsvorsitzende Robert Babic. Dementsprechend ausgelassen wurde in Styrum gefeiert und gesungen, nachdem die Nationalmannschaft England im Halbfinale mit 2:1 nach Verlängerung bezwungen hatte. Nur den Autokorso ersparten die Kroaten ihren Nachbarn. „Dazu waren 97 Prozent von uns auch nicht mehr in der Lage“, lacht Babic.
Mülheimer Schwimmerin schaut die WM in Kroatien
Etwa 30 Personen verfolgten das Spiel am Mittwoch bei Croatia, am Sonntag rechnet Babic mit doppelt so vielen. „Wir werden ein Spanferkel drehen und grillen“, verspricht der Vereinschef. Sogar WDR 4 hat sich angekündigt. „Die wollten ursprünglich einfach Geschichten über verschiedene Länder machen und sind dann auf uns gestoßen, die WM passt jetzt natürlich ziemlich gut dazu“, findet Babic.
Die Mülheimer Schwimmerin Jana Augenstein erlebt die entscheidende Phase der Weltmeisterschaft sogar in Kroatien. Die frisch gebackene Abiturientin ist halbe Kroatin und verbringt jeden Sommer in Vodice, wo die Familie ein Haus hat. Weitere Familienmitglieder leben in Zagreb. „Ich kann mir im Sommer gar nichts anderes vorstellen, weil Kroatien einfach ein sehr vielfältiges Land ist“, sagt die 19-Jährige.
Das Halbfinale gegen England schaute die Mülheimerin mit 1000 anderen Fußballfans in Split. Nach dem Sieg gab es kein Halten mehr. „So einen lauten Autokorso habe ich in Deutschland noch nie erlebt“, erzählt Jana Augenstein. Mit Bengalos und Feuerwerkskörper machten die Kroaten die Nacht zum Tage. „Man hat einfach den Stolz gespürt“, findet die Mülheimerin.
„Trainer ist der Schlüssel“
Denn wirklich gerechnet hatten selbst die größten Optimisten wohl nicht mit diesem Erfolg. „Das wir gute Einzelspieler haben war klar. Wenn man sich die Vereine anguckt, wo Modric, Rakitic oder Mandzukic spielen, dann sind da ja große Namen bei. Aber dass es der Trainer geschafft hat, daraus eine Einheit zu formen, das ist ja der Schlüssel“, findet Robert Babic.
Da pünktlich zum Finale auch die Ferien beginnen, wird es in Kroatien selbst sicher noch einmal voller als in der Wochenmitte. „Da werden noch einige Leute dazu kommen“, mutmaßt Jana Augenstein, die am Sonntag wieder nach Split fahren wird, um das Finale gegen Frankreich zu schauen. „17 Uhr ist zwar eine ungünstige Zeit, weil die Sonne da richtig knallt, aber das wird den meisten egal sein.“
Für den Croatia-Vorsitzenden Robert Babic ist die Teilnahme am Endspiel für Kroatien fast so etwas wie eine Zugabe. „Wir haben so oder so etwas zu feiern“, sagt Babic. Er sagt aber auch: „Jetzt ist alles möglich.“
>>> ÜBER 800 KROATEN LEBEN IN MÜLHEIM
Insgesamt 825 Kroaten leben nach aktuellen Angaben in Mülheim. Damit ist das Land mit seinen insgesamt 4,2 Millionen Einwohnern in der Stadt die Nummer drei unter den Weltmeisterschaftsteilnehmern hinter Serbien und Polen.
In der Filialkirche Albertus Magnus an der Styrumer Eberhardstraße ist eine kroatische Gemeinde beheimatet, die den Heiligen Leopold Mandic als Patron verehrt. Viele der älteren Kroaten verfolgen dort bereits seit dem Beginn der WM die Fußballspiele.