Mülheim. . Zum Tag der Trinkhallen am 25. August, würdigt das Ruhrgebiet die Bude. Hier gibt’s Straßenkunst und Retrospiele. Budenalltag ist oft hartes Brot
Sie heißen heimelig Büdchen, Bon-Bon-Bude, Stübchen, Kiosk oder – ganz nüchtern – Verkaufshalle. Für viele Ruhris ist es ein täglicher sozialer Treff, für manche pure Nostalgie: „Ich habe als Junge in meinem Kiosk in Wanne-Eickel immer eine gemischte Tüte gekauft, mit Lakritz“, ruft Markus Schlüter vom Regionalverband Ruhr den Mythos der Trinkhalle wach. Zum „Tag der Trinkhallen“ am Samstag, 25. August, gibt’s von 15 bis 22 Uhr eine satte Portion Buden-Zauber quasi ‘umme Ecke’ für„Budisten“ und Kulturfreunde.
Denn 2016 war der Tag der Trinkhalle ein Riesenerfolg, die Nachfrage groß, sagt Schlüter, „das schrie nach einer Neuauflage“. Diesmal haben sich gleich 200 Buden im ganzen Ruhrgebiet angemeldet, 50 davon unterstützt der RVR und Partner mit einem Programm aus Kleinkunst, Wortakrobatik und Weltmusik. In unserer Stadt sind vier am Start, zwei davon als Programm-Bude mit Street-Art, Musikspezialitäten vom Plattenteller und einer ungewöhnlichen Retro-Gaming Lounge.
Daddeln im Stehcafé
Zurück in die Zeit klotziger Bildschirme und klobiger Grafik führt das Kiosk und Stehcafé an der Mühlenstraße 177. Die Ästhetik früher Spiele kann man wieder neu entdecken. Zwischen Spiel-Konsolen und Röhrenfernseher kommen bei Klassikern wie Pong, Mario Kart und Street Fighter echte Retro-Gefühle auf. Die Band „Endgegner“ hat sich die Soundtracks von berühmten Spielen vorgenommen und daraus jazzige Nummern programmiert.
Beats am Springberg
Ein paar Schritte weiter an der Nummer 85 werden zwar die Beats von der Platte serviert – DJ Lukas Erdmann legt sie auf – garniert werden sie jedoch von tänzerischen Darbietungen der Girls der Silverstars Cheerleader.
Inspiriert von der Tanz- und Klangkulisse zeigen die Kotburschis, wieviel Farbe sie in ihrer Sprühflasche haben. Den ganzen Tag stellen sie Streetart und Grafiken vom Feinsten her – und lassen sich dabei über die Schulter gucken.
Star Wars in Speldorf
Zwei weitere Kioske an der Duisburger Straße 411 und Kaiserstraße 55 machen mit eigenem Programm mit: Kultig lässt Ayoubs Kiosk in Speldorf die Star Wars-Legende aufleben. Fans im legendären Storm Trooper-Kostüm schauen vorbei und lassen sich bestaunen. Dazu wird den ganzen Tag gegrillt. Das Programm des Kiosk am Kaiser in der Altstadt steht dagegen noch nicht fest.
Insgesamt ist das Programm der Trinkhallen-Hommage jedoch umfassender geworden. Nicht nur sind diesmal mehr Kioske am Start, das Programm zeigt mehr Abwechslung. Hinzugekommen ist etwa die Sparte der Filmbuden, die in Kooperation mit der Interkultur Ruhr private Filme aus dem Ruhrgebiet der 50er bis 80er Jahren zeigen.
Ein Stück Ruhrgebietsidentität
„Die Buden sind mit unserer Region verbunden, sie sind ein sozialer Ort, ein Stück Heimat in jedem Stadtteil“, schwärmt RVR-Mann Markus Schlüter. Allerdings sei der Alltag für die Budenbesitzer oft hart: lange Öffnungszeiten, die Familie muss häufig mit ran. Schlüter: „Wir wollen mit diesem Tag die identitätsstiftende Rolle der Trinkhallen im Revier würdigen.“
>> Per Fahrrad zur Bude
- Den Tag der Trinkhalle kann man locker mit dem Rad bewältigen. Für die Kioske der Nachbarstädte steht eine Übersichtskarte mit allen 50 Kiosken im Revier inklusive GPS-Daten und sechs Routenvorschlägen im Internet bereit (siehe unten).
- Den vollen Budenzauber findet man im Internet unter: www.tagdertrinkhallen.ruhr