Mülheim. Die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat führt die bundesweite Kampagne „Wir sind alle Deutschland“ durch. Dabei ist nicht nur der Dialog ein Ziel.

Am heutigen Samstag sind viele der rund 300 Mitglieder aus der muslimischen Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat auf den Straßen in Mülheim unterwegs – ausgerüstet mit Flyern und weißem Shirt mit der Aufschrift „Wir sind alle Deutschland“. Die Gemeinde führt die bundesweite Kampagne durch, um in den Dialog mit Menschen zu kommen und kulturelle Hürden sowie Ängste und Vorurteile abzubauen.

Ahmadiyya Muslim Jamaat funktioniert genauso wie eine Kirche des öffentlichen Rechts und vertritt spirituelle Grundwerte. Die basieren auf drei grundsätzlichen Säulen, die im Koran festgeschrieben sind, erklärt Sprecher Mohammad Dawood Majoka: „Der Glaube, nach dem Kirche und Staat getrennt sind, die Ablehnung von Gewalt und die Gleichstellung von Mann und Frau.“ Danach handeln die Gläubigen, die nach ihren Lehren zu einem gesellschaftlichen Beitrag verpflichtet sind. „Dazu zählt zum Beispiel die Hilfe bei der Integration. Wir müssen loyal zu dem Land sein, in dem wir leben“, sagt Gökhan Yesil, der der Mülheimer Gemeinde angehört. Die finanziert sich übrigens wie auch der übergeordnete Bundesverband aus Spenden ihrer Mitglieder.

Ängste vor dem Islam sind gestiegen

„Die Ängste vor dem Islam sind zuletzt gestiegen“, merkt Mohammad Dawood Majoka. Deshalb möchte die Gemeinde aktiv auf die Menschen zugehen, um mehr Harmonie zu erzielen und sich gegenseitig zu verstehen. Gerade die Bärte der Männer oder die Kopftücher der Frauen seien für Nicht-Muslime eine Hürde, um ins Gespräch zu kommen, denkt der Gemeinde-Sprecher. Zuliqar Ahmad bestätigt als Mitglied der Mülheimer Gemeinde die Schwierigkeiten in der Öffentlichkeit: „In der Bahn werde ich immer skeptisch angesehen.“ Dagegen gebe es beispielsweise auf der Arbeit oder in einem Sportverein kaum Distanz. Ahmad hört dabei oft den Satz: „Du bist anders als die anderen.“

Gegen die Vorurteile, die bestehen, soll die Kampagne nun helfen. Auch, um etwa Nachteile bei Bewerbungen oder der Wohnungssuche abzuschaffen. „Dort, wo die Leute uns weniger kennen, gibt es die größten Sorgen. Daher ist es wichtig, möglichst viel Kontakt zu bekommen“, betont Mohammad Dawood Majoka.