Mülheim-Broich. . Schausteller arbeiten rund um die Uhr. Wie nun auf dem Saarner Rummel. Die Mülheimerin Stefanie Buchholz hat Freude daran – doch eins fehlt ihr.
Stefanie Buchholz sitzt am Freitag an der Kasse ihres Kinderkarussells. „Jetzt geht’s los, neue Reise, der Spaß beginnt“, sagt sie über die Lautsprecher und die Wagen auf dem Karussell düsen los. Auf der Saarner Kirmes, die gestern gestartet ist und bis Montag läuft, sind rund 100 Schausteller, zehn Prozent davon haben Fahrgeschäfte. Den meisten Schaustellern wurde das Kirmesleben bereits in die Wiege gelegt. So wie der Mülheimer Familie Buchholz.
Peter Buchholz ist schon in der vierten Generation auf der Saarner Kirmes vertreten. Seine Frau Stefanie hat ebenfalls von klein auf das Leben der Schausteller kennengelernt und bildet in ihrer Familie die dritte Generation. „95 Prozent der Schausteller entstammen aus Generationen, Seiteneinsteiger gibt es nur selten“, erklärt Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerverbandes und der Europäischen Schaustellerunion. Er ist mit einem Ausschank-Fachwerkhaus in Mülheim vertreten. „Nur wer Spaß im Herzen hat, kann anderen eine Freude bereiten“, sagt Ritter.
Schaustellerin kann sich Büroarbeit nicht vorstellen
Das ist bei Stefanie Buchholz der Fall. Im Gesicht der Schaustellerin sitzt ein Lächeln. Sie mag ihren Job, ihr Leben. „Ich bin es gar nicht anders gewohnt. Ich könnte mir nicht vorstellen in einem Büro zu arbeiten“, äußert die 54-Jährige, die mit 13 Jahren das erste mal an der Kasse eines Fahrgeschäfts saß. Kinder, die damals noch selbst auf dem Karussell saßen, trifft die Schaustellerin heute teilweise mit ihren Kindern oder sogar Enkeln wieder.
Schausteller arbeiten länger als viele andere, über einen Acht-Stunden-Tag können sie nur lächeln. „Teilweise arbeite ich von 10 Uhr vormittags bis ein Uhr nachts“, erzählt Stefanie Buchholz. Vor allem auf den größeren Kirmessen, wie der Düsseldorfer Rheinkirmes am kommenden Wochenende. Doch auch der Schaustellerin entgeht die Entwicklung der Besucherzahlen auf kleineren Rummelplätzen nicht. „Viele existieren nicht mehr, dadurch bricht uns ein Wochenende weg und es ist schwierig, Ersatz zu finden“, merkt sie an.
Zwischen den Kirmessen stehen Reparaturen oder Papierkram an sowie die An- und Abfahrt samt Auf- und Abbau. Dadurch ergibt sich auch für Schausteller ein gewohnter Ablauf. Doch vermissen Schausteller eigentlich auch etwas? „Ich hätte gerne ein bisschen mehr Freizeit. Einen richtigen langen Urlaub fände ich mal schön“, schwärmt Stefanie Buchholz. Dann startet die nächste Reise auf dem Karussell.
>> Noch drei Tage Rummel im Müga-Park
Die Saarner Kirmes läuft noch drei Tage lang auf dem Parkplatz der Stadthalle im Müga-Park. Neben den rund 100 Schaustellern gibt es zusätzliches Programm.
Am Samstag und Sonntag ist die Kirmes in der Zeit von 13 bis 0 Uhr geöffnet. An beiden Tagen gibt es ein Orgeltreffen nahe der Ruhr mit sieben seltenen Wellershaus-Orgeln, die in Saarn gebaut wurden.
Am Montag läuft die Saarner Kirmes von 13 bis 23.30 Uhr.