Mülheim.. Der Verein Makroscope hat das Haus neben dem Rathaus jetzt gekauft und füllt es mit Leben. Der Kauf ist aber nur der erste Schritt.


Die Aussage, die am Makroscope provisorisch an den Balkonen befestigt ist, dürfte die meisten irritieren: „Wer hätte das gedacht!“ Und gleichzeitig passt sie zum Charakter des Hauses und der Kunst, die dort produziert wird. Sie will irritieren und zum Nachdenken anregen. Dass dies auch weiterhin und auch an diesem Ort möglich ist, das ist die Überraschung.

Vor gut einem halben Jahr, nur ein paar Tage bevor Klaus Urbons der Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft verliehen wurde, hatte die Künstlergemeinschaft und ihr Freundeskreis bei einem überraschendem Maklerbesuch erfahren, dass das Haus an der Friedrich-Straße 48 zum Verkauf steht. Nun haben sie es selbst für 340 000 Euro gekauft. Am Mittwoch wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Sie waren nicht die einzigen, die an dem Objekt interessiert waren und den vollen Preis zahlen konnten.

1898 als Hotel Terminus errichtet

„Kaum zu glauben“, findet Urbons, der dort seit fünf Jahren sein Copy-Art-Museum betreibt. Außerdem befinden sich in dem 1898 als Hotel Terminus errichteten Gebäude, in dem die NSDAP in den 30er Jahren ihre Zentrale hatte, Künstlerateliers und das Platten- und Kassettenlabel Ana Ott, das dort regelmäßig Konzerte mit experimenteller Musik jenseits des Mainstreams organisiert und eine wachsende Gruppe Interessierter anlockt, die für das Konzerterlebnis weite Strecken zurücklegen.

Der Schock wich schnell einer Aufbruchstimmung, denn das Makroscope erfuhr schnell eine große Solidarität, auch monetärer Art, wie Jan Ehlen von den Shiny Toys erzählt, der mit seiner Familie hier einziehen wird. Es gab Angebote, Teile einer Lebensversicherung oder eines Erbes einzubringen, was sich letztlich zwar dann doch nicht realisieren ließ, aber eine Perspektive schuf und Hoffnung weckte, dass es gelingen könnte.

Vorfinanzierte Spenden

Ein Glücksgriff schien die Wahl der Bank, die den Künstlern unter anderem die Möglichkeit einer Leih- und Schenkungsgemeinschaft aufgezeigt hat. Es sind vorfinanzierte Spenden. Für fünf Jahre verpflichten sich die Teilnehmer, monatlich einen fixen Betrag zu spenden, und die Bank betrachtet die Gesamtsumme als Eigenkapital. So kamen von 50 Personen, Gruppen und Bands rund 30 000 Euro zusammen, erklärt der Veranstaltungskaufmann Felix Möser vom Plattenlabel Ana Ott. Zum Teil sind es Kleinstbeträge von Künstler, die selbst nicht viel zum Leben haben, die sich verpflichtet haben.

Der 32-jährige war einer der ersten, für den klar war, dass die Arbeit in dem Haus weitergehen muss. „Es kommen immer mehr Interessierte. Wir haben einen Punkt erreicht, da kann man nicht einfach sagen: Wir gehen jetzt“, sagt Möser. Für ihn ist das Herzstück des Hauses ein offenes Atelier mit einem gläsernen Dach unter dem derzeit noch auf bizarre Weise der Heizkörper angebracht ist. Es soll temporär für Künstler offen stehen, um einem partizipativen Ansatz gerecht zu werden. Im Keller befindet sich ein Proberaum für Bands, in den oberen Geschossen entstehen Ateliers mit herrlichen Stuckdecken, an denen der Zahn der Zeit aber deutlich erkennbar ist. Auch eine Künstlerwohnung ist bereits vermietet, damit Einnahmen erzielt werden. An vielen Stellen wird derzeit an der Zukunft gebaut. Bei vier ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen, Urbons nennt es mit einem Augenzwinkern Subbotniks, hat jeweils ein gutes Dutzend geschuftet.