Mülheim. . An der HRW gibt es seit Jahren spezielle Workshops für Mütter und Väter. Drei Viertel der Erstsemester kommen aus nicht-akademischen Familien.

Das Abitur 2018 ist beinahe bewältigt, was danach kommt, müssen sich die Jugendlichen allmählich überlegen. Hilfestellung gibt es in der Studienberatung, auch an der Hochschule Ruhr West (HRW), und hier sprechen häufig Mütter oder Väter vor. Es gibt für sie sogar spezielle Workshops: „So funktioniert Studieren heute“.

Ältere Semester mit Diplom oder Examen, deren Familien nie einen Fuß in die Uni gesetzt haben, können sich das kaum vorstellen. Sie fragen sich, ob die Helikopter-Eltern auch noch über dem Campus kreisen müssen.

Manche wollen studieren, ehe sie volljährig sind

Nadine Bäkermann und Tanja Lehmann, zwei der vier Studienberaterinnen an der HRW, berichten: „Wir haben festgestellt, dass zu den Tagen der offenen Tür immer wieder Eltern kamen. Oft haben sie die Fragen gestellt, und die Kinder standen daneben.“ Aufgrund dieser Beobachtung werden seit mehr als fünf Jahren Info-Veranstaltungen für die Erziehungsberechtigten angeboten. Ähnliches gibt es seit 2012 etwa auch an der Uni Duisburg/Essen. Hinzu kommt: Im Zuge von G8 wollen manche Jugendliche studieren, ehe sie volljährig sind und sich alleine einschreiben können.

HRW-Sprecherin Beatrice Liebeheim ergänzt: „Gerade im Ruhrgebiet, durch den Schmelztiegel an Bildungshintergründen, gibt es etliche Kinder, deren Eltern nicht studiert haben. Die aber selber zum Beispiel über das Berufskolleg ihr Fachabitur erworben haben.“

An der HRW bilden junge Leute aus Nicht-Akademikerfamilien die überwiegende Mehrheit: Laut Erstsemesterbefragung in 2016 und 2017 kamen 72,4 Prozent der Neulinge aus Familien ohne akademischen Hintergrund, 19,2 Prozent hatten ein Elternteil mit abgeschlossenem Studium, nur bei 8,4 Prozent galt dies für beide. Allerdings, sagt Studienberaterin Nadine Bäkermann, seien ihre Angebote bei allen Gruppen gleichermaßen gefragt: „Auch Eltern, die vor Jahrzehnten selber studiert haben, möchten das heutige System kennenlernen.“

Fast 10 000 verschiedene Bachelor-Studiengänge

Mittlerweile gibt es schätzungsweise fast 10 000 verschiedene Bachelor-Studiengänge allein in Deutschland. Wer behält da den Durchblick? Die häufigste Frage in den Eltern-Workshops sei: „Was ist ein NC?“, berichtet Studienberaterin Tanja Lehmann. Dann wird erläutert, was es mit dem System aus Abi-Note und Wartesemestern auf sich hat. Sie betont: „Unsere Studienberatung ist offen, nicht nur auf das HRW-Angebot ausgerichtet.“

Dass Eltern zu dominant auftreten, hätten sie bisher selten erlebt. Ein Fall fällt ihnen ein: Der Vater, Bauingenieur, riet seinem Sohn zur selben Fachrichtung, damit dieser den elterlichen Betrieb weiterführen kann. Den Filius zog es eher zum Maschinenbau. Die Beraterinnen empfahlen ein Schnupperstudium in den Osterferien, bei dem man an echten Vorlesungen teilnehmen kann. Letztlich habe sich der junge Mann dann doch für Bauingenieurwesen entschieden. Sicher zur Freude des Vaters.

Nächster Elternworkshop im Juli

Der nächste Elternworkshop an der HRW findet statt am Donnerstag, 5. Juli, von 18 bis 20 Uhr auf dem Mülheimer Campus.

Bereits am Donnerstag, 28. Juni, läuft von 14 bis 20 Uhr ein „langer Abend der Studienberatung“: Kurz vor Bewerbungsschluss kann man noch mal an einer Campusführung teilnehmen, Fragen zu Studienwahl, Bewerbungsverfahren, etc. klären.

Für beide Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich unter 88254-329, -328 oder per Mail an studienberatung @hs-ruhrwest.de.