Mülheim. Seit 23 Jahren leitet Marlene Strenger (80) Kurse im Haus Ruhrgarten. Die Mülheimerin meldete ihr Team zu einem Wettbewerb des DOSB an.

Marlene Strenger ist bester Laune. Sie steht in der Mitte eines Stuhlkreises und tanzt zur Musik. Ab und zu singt sie sogar laut mit. Es ist schwierig, sich von dieser Fröhlichkeit nicht augenblicklich anstecken zu lassen. Das geht offensichtlich auch den Bewohnerinnen der Mülheimer Senioreneinrichtung Haus Ruhrgarten so. Dort leitet die 80-Jährige seit 23 Jahren wöchentliche Sportkurse. In ihren Augen ist es „Deutschlands coolste Seniorensportgruppe.“

Ihre Fröhlichkeit steckt an

Genau so heißt ein Wettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), für den sich Strenger und ihr Team angemeldet haben. Deutschlandweit gab es 319 Bewerbungen. In die Reihe der fünf Sieger hat es die Mülheimer Gruppe nicht geschafft, immerhin gab es eine Urkunde als Auszeichnung für „die engagierte Arbeit im Sport der Älteren.“

Und was macht diese Gruppe überhaupt so cool? „Die Damen sind immer aufgeschlossen und geneigt, was Neues auszuprobieren“, erzählt Strenger. Dabei sind viele Teilnehmerinnen zwischen 75 und über 100 Jahren körperlich ziemlich schlecht zurecht. Trotzdem gehört die Sportgruppe zum festen Programm, gerade weil Marlene Strenger als „Lehrerin“ eine große Begeisterung übermittelt. „Ihr seid ja richtig in Form“, ruft sie irgendwann ihren Mitstreiterinnen zu.

Marlene Strenger betreut die „coolste Seniorensportgruppe“ Deutschlands im Seniorenheim Haus Ruhrgarten in Mülheim.
Marlene Strenger betreut die „coolste Seniorensportgruppe“ Deutschlands im Seniorenheim Haus Ruhrgarten in Mülheim. © Kerstin Bögeholz

Selbst eine 103-Jährige wollte diesmal unbedingt dabei sein, obwohl sie an diesem Tag in keiner guten Verfassung war. Alle Übungen macht Strenger mit großer Freude vor und erklärt jedes Mal, welche Körperteile gerade zum Einsatz kommen. Mal sind es die Arme oder die Schulter, mal der Rücken, aber am Ende immer auch „das Köpfchen“.

Die komplette Stunde findet im Sitzen statt, „trotzdem können meine Damen alle Sportarten“, sagt Strenger. Erst wird mit den Armen gerudert, dann die Bewegungen des Brustschwimmens nachgeahmt, am Ende „werfen“ alle Damen einen Handball. „Wir waren auch schon mental an der Ruhr spazieren und machen viel Gedächtnistraining“, erklärt die 80-Jährige. Immer wieder erzählt sie „ihren Damen“ auch aus dem Alltag. „Damit der Kopf angestrengt wird.“

Angefangen als Urlaubsvertretung

Angefangen hat die begeisterte Sportlerin eigentlich nur als Urlaubsvertretung. Nun ist sie seit 23 Jahren dabei und arbeitet auf Honorarbasis für das Haus Ruhrgarten. Immer wieder kommen neue Teilnehmerinnen dazu, Marlene Strenger musste in der Zeit auch schon viele Frauen verabschieden. „Es ist mir wichtig, dass ich eine Aufgabe habe, die mich ausfüllt und wo ich etwas lernen kann“, sagt die 80-Jährige. „Ich bin in ganz schlechter Stimmung, solange ich nichts zu lernen habe.“

>> Marlene Strenger ist vom deutschen Turnerbund ausgebildete Turnlehrerin und besucht regelmäßige Lehrgänge zum Thema Seniorensport.

In diesem Jahr wird sie zum 48. Mal das deutsche Sportabzeichen ablegen. In ihrem Verein, dem Mellinghofer TV, ist sie seit 52 Jahren Mitglied.