Mülheim. . Eine Diebesgruppe mit einem Chef aus Mülheim hat Babynahrung im großen Umfang nach China verkauft. Ihn erwarten jetzt drei Jahre Haft.

Die „Milchpulver-Bande“, die Babynahrung in Deutschland gestohlen und nach China geliefert haben soll, hat am Essener Landgericht ihren vorläufigen strafrechtlichen Abschluss gefunden. Am Montag verurteilte die XXV. Strafkammer den mutmaßlichen Mülheimer Drahtzieher der Organisation zu drei Jahren und drei Monaten Haft. Allerdings nicht wegen schweren Bandendiebstahls, wie es noch in der Anklage gestanden hatte, sondern wegen gewerbsmäßiger Hehlerei.

Das Vertrauen chinesischer Eltern in die Qualität heimischen Babypulvers ist seit langer Zeit erschüttert, nachdem vor zehn Jahren 300 000 Kleinkinder nach dem Genuss verunreinigter Babymilch erkrankten, einige sogar starben. Seitdem geben zahlreiche Eltern viel Geld für ausländische Ware aus. So sind auch die Regale in Deutschland oft leer, weil Chinesen die Babymilch in großen Mengen gekauft haben. In 81 Fällen sollen die Mitglieder Babymilch und Pflegeprodukte gestohlen haben

Zwölf Prozesstage, acht Angeklagte

Diese Marktnische stiftet auch Kriminelle an. So ermittelten Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft im Ruhrgebiet gegen eine Gruppe um den Mülheimer Lucian M. (33), die zwischen Februar und September 2017 einen schwunghaften Handel aufgebaut haben soll. In 81 Fällen, darauf beschränkte die Anklage sich, sollen die Mitglieder bundesweit in Rossmann- und DM-Märkten Aptamil-Babymilch und Balea-Pflegeprodukte geklaut und nach China verkauft haben. Streng arbeitsteilig sei die Gruppe vorgegangen.

Seit dem 20. März hatte die XXV. Strafkammer an insgesamt zwölf Prozesstagen gegen zunächst acht Angeklagte verhandelt. Vor wenigen Tagen hatte es bereits Bewährungsstrafen sowie für zwei Angeklagte zwei Jahre und vier Monate Haft gegeben. Am Montag folgte dann der mutmaßliche Chef mit drei Jahren und drei Monaten Gefängnis.