Mülheim. . Die drei Bezirksbürgermeister tauschen sich seit ihrer Wahl regelmäßig über Themen aus, die in fast allen Stadtteilen da sind, etwa wilder Müll.
Ob sie in die Geschichtsbücher der Stadt eingehen werden, weil sie etwas Neues gewagt und mit festgemauerten Traditionen gebrochen haben? Arnold Fessen (CDU), Herman-Josef Hüßelbeck (CDU) und Heinz-Werner Czezatka-Simon (SPD) wissen es nicht – und letztlich ist das auch nicht das, was sie antreibt. Im Blick haben die drei Bezirksbürgermeister, was sie hier und heute anpacken können.
Dass sie bei immer mehr Themen „an einem Strang ziehen“, wie sie es selbst nennen, ist das Neue. Denn – ganz dem im Ruhrgebiet weit verbreiteten Kirchturmdenken verhaftet – kochten viele vor ihnen ihr eigenes Süppchen.
„Der Sympathiefaktor ist da“
„Wir haben die Notwenigkeit erkannt und gesagt: Wir machen das mal ganz anders als vorher“, sagt Arnold Fessen, Bezirksbürgermeister der BV 1 dazu und meint: „Diese Nähe war vorher so nicht da.“
Seit die drei Bezirksbürgermeister 2014 gewählt worden sind, treffen sie sich regelmäßig zum Austausch. Der Bezirksbürgermeister der Bezirksvertretung 2, Heinz-Werner Czeczatka-Simon, sieht das ähnlich: „Der Sympathiefaktor ist da. Wir haben alle die Triebfeder, Dinge überbetrieblich anzugehen.“
„Es mus in die Köpfe der Menschen“
So wie beim Dauerthema der zugemüllten Recyclingstandorte überall im Stadtgebiet. „Das ist ein großes gesellschaftliches Problem“, sagt Heinz-Werner Czeczatka-Simon und führt aus: „Es hat sich herausgestellt, dass bauliche Maßnahmen genauso wenig helfen wie regelmäßiges Saubermachen. Es mus in die Köpfe der Menschen, dass es nicht ok ist, Müll einfach abzuladen.“ Und Arnold Fessen ist der Auffassung: „Die hiesige Verwaltung scheint resigniert zu haben. Man müsste ähnlich wie in Essen vorgehen.“ In der Nachbarstadt werden zusätzliche Mitarbeiter aus der Verwaltung eingesetzt, um häufiger als bislang an den Containerstandorten zu kontrollieren. Fessen: „Wir müssen klar machen, dass wir das nicht hinnehmen.“ Zwar habe sich das Einkaufsverhalten vieler Mülheimer durch den Internethandel geändert, räumt Hermann-Josef Hüßelbeck, Bezirksbürgermeister der BV 3 ein, will aber nicht hinnehmen, dass die Leute, die kartonweise bestellten,
zu bequem sind, ihre Kartons am Container entsprechend klein zu machen, damit diese durch die Öffnung passen.
Heinz-Werner Czeczatka-Simon blickt zurück: „Zunächst ist das Thema ständig in die Bezirksvertretungen getragen worden, jetzt ist Rat zuständig.“ Mit Blick auf die – hauptamtliche – Verwaltung empfehlen die drei – ehrenamtlichen – Bezirksbürgermeister, „auch mal über den Tellerrand zu blicken und sich Ideen aus anderen Kommunen zu holen“, um dem wilden Müll Herr zu werden.
„Mich erschreckt das Misstrauen vieler Leute“
Beim Thema wilder Müll also ziehen die drei Bezirksbürger bereits an einem Strang, lassen auch in Richtung Verwaltung nicht locker, kündigen sie an.
Was sie aber auf der anderen Seite umtreibt, sei das Verhältnis zu den Bürgern. „Mich erschreckt das Misstrauen vieler Leute“, sagt Hermann-Josef Hüßelbeck dazu. Viele seien prinzipiell erstmal dagegen und per se auf dem Baum. Dass man aber Probleme einfacher aus der Welt schaffen könne, bevor sie sich aufgetürmt haben, indem man frühzeitig ins Gespräch kommt, davon ist Hüßelbeck überzeugt. Und Heinz-Werner Czeczatka-Simon sieht eine mangelnde Aufklärung bei vielen Bürgern: „Die Sitzungen der Bezirksvertretungen sind öffentlich. Da kann sich zum einen jeder informieren, zum anderen kann aber auch jeder im Vorfeld sein Thema dafür einreichen.“