Mülheim. . Im Naturbad Styrum gibt’s jetzt eine „Skimboarding“-Bahn. Auf der 25 Meter langen Strecke heißt es: rennen, Brett werfen, springen, balancieren.

Man muss nicht verrückt sein, um auf einer Art gebogener Spanplatte über einen flatschnassen Rasen zu flitschen. Sebastian Steiner und seine Freunde Leo, Nick und Samjon haben das gemacht. Okay, ein bisschen verrückt ist’s schon. Aber um ihrem Lieblingssport „Skimboarding“ zu frönen, ist auch mal Schräges an der Tagesordnung.

Das „Team Skimzone Germany“: (hinten v.l.) Ferenc Teuber, Leo von Gemmern, Nick Dewnter, Dagmar Steiner sowie (vorne v.l.) Semjon Szillat und Sebastian Steiner.
Das „Team Skimzone Germany“: (hinten v.l.) Ferenc Teuber, Leo von Gemmern, Nick Dewnter, Dagmar Steiner sowie (vorne v.l.) Semjon Szillat und Sebastian Steiner. © Olaf Fuhrmann

Bevorzugt schlittern die Langenfelder Sportsfreunde namens „Team Skimzone Germany“ mit ihren „Brettern“ – den Skimboards – jedoch über flaches Wasser. So wie in dieser Saison im Naturbad Styrum. Dort haben sie eine 25 Meter lange und vielleicht vier Meter breite Wasserstrecke aufgebaut, auf der jedermann gegen kleine Gebühr von 2 bis 4 Euro entlanggleiten kann. Die Profis bauen darin Rampen und Kisten ein, auf denen sie hochspringen und im Flug ihre Bretter herumwirbeln – jeder hat seine besonderen Tricks drauf, ganz so wie beim Skateboardfahren.

Sicherer als auf dem Skateboard

Die Verletzungsgefahr soll jedoch geringer sein, erklärt Sebastian Steiner, der vor drei Jahren vom Rollbrett auf das Skimboard wechselte – mit 41 Jahren und Bandscheibenvorfall. Klar, legt man sich hier auch mal lang, meint Steiner, aber die Banden bestehen inzwischen aus Luftpolstern und unter der Bahn dämpfen Gummimatten den Aufprall.

Rennen, Brett werfen, springen, balancieren!

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    Rennen, Brett werfen, springen und balancieren – da ist der ganze Körper gefragt: „Ich bin von meinen 116 Kilo runter“, hebt der 44-Jährige sein Shirt und klopft auf die geschmolzenen Pfunde.

    Einer der Top-3-Skimboardsportler in Europa

    Den „Cannonball“ – das ist Samjon Szillats Spezialdisziplin – sollte man freilich nicht gleich als Einsteiger probieren: Samjon nimmt Anlauf, wirft das Brett voraus, springt drauf und schießt über die Rampe wie die sprichwörtliche Kanonenkugel. Eine Frage der Technik, er ist aber auch einer der Top 3 Skimboardsportler in Europa.

    Denn heute ist Skimboarding eine aufstrebende Sportdisziplin in der Welt, gut 6000 Menschen umfasst die Community der Flachpfützenreiter. Die meisten sind in Amerika und Japan unterwegs, in Europa sind es gerade einmal 50 – vor allem in Polen und den Niederlande ist Skimboarding angesagt, plaudert Sebastian Steiner. Angefangen hat die Bewegung in den 1960er Jahren unter Surfern. Wenn mal Flaute war, glitten sie am Strand über das flache Wasser.

    Zwischen 30 und 60 Euro kosten Einsteigermodelle

    Aus der Not wurde ein Sport und mit dem „Treibholz“ von damals, haben die wind- und wasserschnittigen Bretter von heute kaum mehr Ähnlichkeit: konkav gebogen, mit einseitig leicht genoppter Oberfläche für den besseren Stand und natürlich trendigen Farben. Zwischen 30 und 60 Euro kosten Einsteigermodelle.

    Auch Leo van Gemmern hat klein angefangen. Zum 13. Geburtstag bekam er sein erstes Brett. Weil ihm aber das Pfützensurfen nur zum Strandurlaub zu wenig war, hatte der Langenfelder Jung die Idee, den nahen Ruhrgebietsbach zu nutzen: „Das war anfangs nicht optimal, wir haben dann einen Teilbereich ausgebuddelt“, grinst der 21-Jährige. Am Ende wurde aus dem Experiment ein größerer Sommertreff nach Schul­ende. Seit vier Jahren nimmt Leo an Wettbewerben in Barcelona, Polen, Schweden, sogar Vancouver teil: „50 Prozent des Spaßes macht beim Skimboarding aus, einfach draußen zu sein, der Rest ist übers Wasser zu gleiten, Tricks auszuprobieren.“

    Pfützensurfen professionell nach vorne bringen

    Im vergangenen Jahr haben sich Leo, Sebastian und der Rest des Skimzone-Teams aus Spaß zusammengetan. Jetzt wollen sie das Pfützensurfen „professionell nach vorne bringen“, so Steiner. Sponsorenkontakte gibt es, Millionen, wie beim Surfen, wird man damit aber wohl nicht verdienen. Die Skimboardbahn im Naturbad ist dennoch nicht nur zum Spaß: „Wir schauen auch, ob es Talente gibt, die wir fördern können.“

    Seine Frau Dagmar hat einen Trainerschein für Breitensport, „wir planen in Zukunft Skim-Schulen und -camps anzubieten“, schwebt dem Paar vor.

    >> DAS BRETT FÜR 50 CENT MIETEN

    Die Skimboard-Strecke im Naturbad Styrum ist während der offiziellen Öffnungszeiten (montags bis freitags von 12 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 20 Uhr) immer ab mittags bis um 18 Uhr geöffnet.

    Der Spaß kostet 2 Euro pro halbe Stunde. Wer kein Brett besitzt, kann es für 50 Cent mieten.