Mülheim/Vatikan. . Sascha Dörger hat dem Pontifex seine Illustrationen des Dekalogs überreicht. Doch der Weg zu dem“Gänsehaut-Moment“ war nicht ohne Hindernisse.

Was nur sagt man, wenn einem zwei Minuten mit dem Papst gewährt werden? Sascha Dörger entschied sich nach langer Überlegung doch für seinen einfachsten Einfall: „Guten Tag, Heiliger Vater. Ich habe die Zehn Gebote für junge Leute umgesetzt.“

Ebendiese Illustrationen des Dekalogs konnte der Designer Papst Franziskus bei der Generalaudienz vergangenen Mittwoch als persönliches Geschenk überreichen. „Es fehlte ein Bruchteil, bis ich umgekippt wäre. Erst zu Hause wird einem bewusst, was man für einen Gänsehaut-Moment erlebt hat“, erinnert sich der Mülheimer an die Momente in der Prima Fila. „Franziskus’ Händedruck war weich, seine Erscheinung offen und warmherzig.“ Worte gewechselt wurden wenig, „doch der kurze Moment kam mir vor wie eine Ewigkeit.“

Erfolgsgeschichte der Diplomarbeit

Dörgers Dekalog bezieht die Gebote auf alltägliche Motive, zum Sabbatgebot zeigt er eine Tastatur ohne Buchstaben, zum Begehrensverbot teure Sportschuhe. Dass man Dörgers Illustrationen in internationalen Ausstellungen zeigen, in mehreren Schulbüchern abdrucken und als passendes Geschenk für den Papst auswählen würde, „hätte man nie planen können“, sagt der heute 39-Jährige. Denn eigentlich wollte er mit den Abbildungen vor fast zehn Jahren lediglich eine überzeugende Diplomarbeit abliefern.

Dass nach dem bisherigen Erfolg seiner Motive nun der „Ritterschlag“ im Vatikan folgte, ist seinem Freund Lars Giesen (40) anzurechnen. „Er hatte die Idee: Lass uns die Illustrationen der Deutschen Bischofskonferenz vorstellen“, erinnert sich Dörger. „Ich selber wäre nie darauf gekommen.“

„Das wäre doch ein tolles Präsent für den Heiligen Vater“

Ihre Chance witterten die Zwei auf einer Konferenz in Hamm vor rund einem halben Jahr. Dort war auch Matthias Kopp als Sprecher der Bischofskonferenz zu Gast, der sich Dörgers Werke in der Mittagspause zeigen ließ – und sie in den höchsten Tönen lobte: „Das wäre doch ein tolles Präsent für den Heiligen Vater“, zitiert ihn Dörger aus seinen Erinnerungen.

Drei Wochen später erhielten die zwei Freunde dann Post: „Der päpstliche Haushalt hat Ihrer Audienz zugestimmt.“ Die Terminvorschläge: Anfang und Ende April. Dabei wollte Dörger dem Papst nicht nur ein Plakat, sondern auch eine Skulptur des Elterngebots überreichen – gleichsam Kinderwagen wie Rollstuhl, ein Symbol für den Generationenvertrag. „Das zu entwerfen hätte eigentlich mehrere Monate gedauert.“ Also klickte sich Dörger durch Angebote im Netz — und fand eine 3D-Druckerei, die die Express-Fertigung in zwei Wochen schaffen konnte, als Gegenzug für den Fotobeleg, dass es eine ihrer Fertigungen bis zum Papst geschafft hat.

Taxifahrer wäre fast mit den Präsenten weggefahren

Aber wie das so ist mit filmreifen Erlebnissen, drohte vor dem glücklichen Ende noch mal alles schief zu gehen: „Als der Taxifahrer uns vor dem Petersdom abgesetzt hat, wäre er fast mit dem Plakat und der Skulptur im Kofferraum losgefahren“, erzählt Dörger, der den Fahrer mit Schlägen auf den Kofferraum gerade so vom Verschwinden mit den Präsenten für den Pontifex abhalten konnte.

Bei so viel Aufregung hat der aufgelöste Botschafter Mülheims am Ende gar den päpstlichen Segen verpasst: „Gott segne Sie, soll Franziskus zum Abschied noch gesagt haben. Aber das habe ich gar nicht mehr wahrgenommen.“

>> DÖRGERS INITIATIVEN UND PROJEKTE

Motiviert durch den Erfolg seiner Arbeiten, rief Sascha Dörger vor einigen Jahren das „Zentrum Zehn“ ins Leben, ein Online-Archiv für kreative Arbeiten rund um die Zehn Gebote. Die Adresse: zentrum-zehn.de

Mit ihrer „Initiative Vision Zukunft Jugend“ möchten Sascha Dörger und Lars Giesen zudem mehr Ideen entwickeln, um junge Leute an christliche Inhalte heranzuführen. „Denkbar ist eine grafische Umsetzung für den Jugendkreuzweg oder musikalische Inhalte“, sagte Hobby-Musiker Dörger.