Mülheim. . Messungen am Saarnbergs haben ergeben, dass sich neun von zehn Autofahrern nicht an Tempo 30 halten. Ortspolitiker wollen Anliegern nun helfen.

Fast 90 Prozent aller Autofahrer sind auf dem Saarnberg zu schnell unterwegs. Das ergaben Geschwindigkeitsmessungen in der Tempo-30-Zone. Die Mitglieder der Bezirksvertretung 3 hatten die mehrtägige Prüfung in Höhe der Hausnummer 17 einstimmig bestellt. Anlieger hatten sich im Ortsparlament darüber beklagt, dass immer mehr Autofahrer die Straße als Abkürzung zwischen Großenbaumer und Saarner Straße nutzen. Am Donnerstag wollen die Ortspolitiker in ihrer Sitzung darüber entscheiden, ob die Langsamfahrstrecke ausgedehnt werden soll. Eine Tendenz ist dafür in den Fraktionen bereits erkennbar.

Anwohner des Saarnbergs hatten in Absprache mit den Verkehrsplanern den Standort für das Messgerät festgelegt. Es erfasste die Geschwindigkeit aller Fahrzeuge in beiden Fahrtrichtungen. Die Auswertung ergab, dass die meisten Autofahrer mit 40 bis 45 km/h durch den 30-km/h-Bereich fahren. Aber auch Spitzenwerte von 80 und knapp 100 km/h registrierte das Messgerät an der Bergstrecke – in den Nachtstunden. Tagsüber – auch zu Unterrichtszeiten – erfasste die Messstation ebenfalls Autos, die an der Schule mit 60 und 70 km/h vorbeifuhren.

Immer mehr Autofahrer nutzen den Saarnberg

Anlieger beobachten seit einigen Jahren, dass immer mehr Autofahrer den Saarnberg nutzen, obwohl sie nicht in den Seitenstraßen ihr Zuhause haben. „Viele Fremde nehmen unsere Straße als Abkürzung vom Uhlenhorst ins Saarner Dorf“, erklärte ihr Sprecher in der Bezirksvertretung im März. Kaum jemand fahre den „richtigen“ Weg über Saarner und Großenbaumer Straße. „Das sind doch die ausgewiesenen Hauptverkehrsachsen.“

Roland Jansen, Abteilungsleiter im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau, antwortete, es habe bereits Gespräche zum Thema mit der Verkehrsbehörde und der Polizei gegeben. Zusätzlich sei eine Verkehrszählung durchgeführt worden. „Der Saarnberg hat die Funktion einer Sammelstraße mit Verbindungsfunktion. Neben der städtischen Gemeinschaftsgrundschule sind auch der Sportplatz des MSV sowie die angrenzenden Tempo-30-Zonen an die Straße Saarnberg angebunden“, fügte Jansen hinzu. Eine Sammelstraße könne daher nicht in eine Tempo-30-Zone integriert oder als Anliegerstraße ausgewiesen werden, wie Anwohner es in der Bezirksvertretung 3 beantragt hatten.

Verkehrsplaner: „Unfallsituation ist völlig unauffällig“

Die meisten Autos würden über die Hauptverkehrsstraßen geführt. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass gerade Ortskundige auch über den Saarnberg führen, ergänzte Roland Jansen. Die Belastung liege bei durchschnittlich rund 3800 bis 5100 Kraftfahrzeugen täglich. Diese Belastungswerte ähnelten denen vergleichbarer Straßen des Vorbehaltsnetzes.

„Die Unfallsituation ist völlig unauffällig“, sagte Jansen. „Geschwindigkeitsmessungen in der Vergangenheit haben ergeben, dass 85 Prozent der Kraftfahrzeugführer die zulässige Höchstgeschwindigkeit sowohl an der Schule (30 km/h) als auch im übrigen Bereich (50 km/h) einhalten.“ Die letzte Geschwindigkeitsmessung am Saarnberg liegt fünf Jahre zurück, wusste Peter Roedel vom Ordnungsamt. Was den Tempo-30-Bereich betrifft, sehen die neuesten Messwerte anders aus.

Politik machte schon viele Vorschläge

Im Lauf der Debatte wünschte sich Heidemarie Sinn-Leyendecker (Grüne) eine zweite Tempo-30-Zohne vor dem Sportplatz, „damit die Durchfahrt für Abkürzer unattraktiv wird“. Werner Seeger (FDP) schlug vor, aus dem Saarnberg eine Einbahnstraße zu machen. „Einbahnstraßen erhöhen die Geschwindigkeiten und verlagern die Verkehre auf umliegende Straßen“, erklärte dazu Roland Jansen.

Jetzt liegen den Ortspolitikern aktuelle Messwerte vor. Diese dokumentieren bei den Autolenkern den Trend zum schnelleren Fahren. Ob eine zweite Langsamfahrstrecke auf dem Saarnberg eingerichtet oder die bestehende Tempo-30-Zone ausgeweitet wird, wollen die Bezirksvertreter am Donnerstag beraten und beschließen. Ob das mehr Ruhe vor den Haustüren der Anlieger bringt, bleibt offen.