Das letzte Sinfoniekonzert der Saison mit der von ihrem Konzertmeister Maciej Lulek geleiteten Sinfonietta Cracovia und der renommierten Violinistin Susanne Hou war fokussiert auf die Entwicklung der Frühklassik vom „Galanten Stil“ zu einer durchgeistigten Expressivität.

Das letzte Sinfoniekonzert der Saison mit der von ihrem Konzertmeister Maciej Lulek geleiteten Sinfonietta Cracovia und der renommierten Violinistin Susanne Hou war fokussiert auf die Entwicklung der Frühklassik vom „Galanten Stil“ zu einer durchgeistigten Expressivität.

Das einleitende Divertimento für Streichorchester des Fürsten Maciej Radziwill erwies sich bei aller Eingängigkeit als etwas kurzatmig und schematisch – schließlich war der Fürst als Politiker noch „nebenher“ in die Probleme der polnischen Teilungen involviert.

Herausgespielte Rasanz

Schon auf einer anderen Ebene: Luigi Boccherinis Streichquintett in F, dessen konzertante Züge gerade in der Fassung für Orchester herauskamen. Der das Publikum offenbar überraschende Schluss nach wirkungsvoll herausgespielter Rasanz war Teil des musikalischen Witzes.

Bachs Violinkonzerte sind offensichtlich durch die Antonio Vivaldis angeregt. Aber durch ungleich dichtere motivische Arbeit mit enormer Differenzierung des Ausdrucks schafft er einen klingenden Kosmos, der an Leibniz’ „beste aller möglichen Welten“ erinnert. Vor allem der zweite Satz erscheint als ein Gebet, aus dessen Höhen man im Schlusssatz wieder auf den Boden einer lebensfrohen Wirklichkeit zurückkehrt. Sorgte die eindringliche Art, wie Geigerin Susanne Hou Bachs Klangrede umsetzte, schon für Begeisterung, so steigerte sich diese noch bei ihrer Interpretation des Violinkonzertes KV 218, das man selbst unter mozartischen Voraussetzungen als großen Wurf bezeichnen kann: Durchgeistigte Schönheit zwischen lebensprallem Jubel und abgehobener Jenseitigkeit, wie man sie nur bei Mozart finden kann – und der blieben Orchester wie Solistin keine Nuance schuldig.

Nach nicht enden wollendem Beifall eine kleine Dankesansprache an Orchester und Publikum und eine äußerst wirkungsvolle Bearbeitung chinesischer Volksmelodien von Yang Bao Zhi, Violinist in Peking. Mozarts A-Dur-Sinfonie markiert durch ihre quasi kammermusikalische Durcharbeitung eine neue Stufe in der Entwicklung des Genres.

Die Sinfoniettea Cracovia nahm die Ecksätze allerdings so schnell, dass die schwingende Spannung meist durch äußere Rasanz ersetzt wurde, was allerdings wieder einen Eindruck von der verblüffenden virtuosen Homogenität des Orchesters vermittelte. Dazu passte als Zugabe eine fulminante Ouvertüre in g-moll des 1780 geborenen Haydn-Schülers Franciszek Lessel, der in unseren Breiten kaum bekannt ist.