mülheim. . Seit 30 Jahren gibt es die Seniorenmesse Ruhr. Am Sonntag waren die Info-Stände im Forum wieder stark gefragt.

Bei der Seniorenmesse Ruhr füllte sich am Sonntag wieder das Forum auf allen Etagen. Natürlich, mehr grauhaarige Menschen waren unterwegs als im Alltagsbetrieb, etliche Rollatoren wurden zwischen den Info-Ständen von Menübringdiensten, Hörgeräteakustikern oder Verkehrswacht hindurch rangiert, und auch die musikalische Untermalung war etwas in die Jahre gekommen: „Du kannst nicht immer 17 sein...“ Motto des Tages.

Die Messe ist gewerblicher geworden

Wie zu lesen war, gibt es die Veranstaltung seit genau 30 Jahren. Organisiert wird sie, mit starker Unterstützung durch die MST, vom Seniorenbeirat. Dessen Vorsitzender Helmut Storm erklärt, er sei von Beginn an dabei. So kann er auch den Wandel überblicken, den die Seniorenmesse mit der Zeit erfahren hat. „Sie hat stärker gewerblichen Charakter bekommen“, sagt Storm. Und gefragt nach Ausstellern, die anfangs nicht denkbar gewesen wären, nennt er beispielhaft: „Die Bestatter. Sie sind erst seit ein paar Jahren dabei und schätzen die lockere, unverkrampfte Atmosphäre hier.“ Rosa und weiße Gerbera haben sie am Sonntag an die Besucher verteilt.

Nicht unbedingt auf der Seniorenmesse erwarten würde man das Essener G.O.P.-Varieté, das mit einem jungen Team vertreten ist. „Wir haben viele ältere Stammgäste“, berichtet der Promotionleiter Daniel Malitz, treue Zuschauer, die man auch mit speziellen Nachmittagsvorführungen erreiche. „Dann kommen die Leute im Hellen hin und wieder nach Hause.“

Beratungsstellen weisen auf Gefahren von Medikamenten hin

Möglicherweise sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Um sicherers Fahren zu trainieren, hatte die Ruhrbahn einen gelben Linienbus direkt vor dem Forum abgestellt. Mitarbeiterin Gertrud Lüttkenhorst und ihre Kollegen bekamen bei der Gelegenheit alles Mögliche zu hören: Klagen über Unpünktlichkeit, verschmutzte Stationen („sieht aus wie ein Schweinestall, die Papierkörbe sind viel zu klein“) oder Busfahrer, die unerhört große Lücken zwischen Fahrzeugtür und Haltestelle lassen.

An einem Stand im Erdgeschoss stapeln sich Packungen mit Schmerzpillen und anderen Medikamenten, doch die sind leer und nicht zur Behandlung des Messestresses gedacht. Ein Likörchen gibt es auch, aber nur als Ausstellungsstück. Vertreter verschiedener Beratungsstellen weisen auf die Probleme hin, die sich ergeben, wenn ältere Menschen 14, 15 verschiedene Medikamente nehmen, vielleicht noch kombiniert mit Alkohol. Abhängigkeit ist zu befürchten und: „Nebenwirkungen, die keiner mehr einschätzen kann“, sagt Norbert Kathagen von der Fachstelle Ginko. So sei die Sturzgefahr deutlich erhöht. Ein wichtiges Thema, das er gerne auch verstärkt in die Pflegeeinrichtungen tragen würde. „Aber die Leute dort haben verständlicherweise ganz andere Sorgen.“

Bingo im Obergeschoss

Im Obergeschoss wird derweil an mehreren Tischen munter Bingo gespielt, die Mülheimer Begegnungsstätten lassen die Kugeln kullern. Drei kleine Kinder möchten gerne mitspielen, werden aber weggeschickt: Nein, die Senioren bleiben lieber unter sich. Vielleicht, weil es Piccolöchen zu gewinnen gibt.

>>> Sicherer mit dem Rollator in Bus und Bahn unterwegs
Viele, die am Rollator laufen, sind unsicher, wenn sie Busse oder Bahnen benutzen müssen. Häufiger Fehler: Beim Ausstieg wird erst der Rollator auf die Straße gestellt, dann klettert der Mensch hinterher. Sicherer sei es andersherum, erklären Ruhrbahn-Mitarbeiter in entsprechenden Schulungen.

Auf dem Kurt-Schumacher-Platz, direkt vor dem Forum war am Sonntag ein Linienbus geparkt. Da konnten Rollator- und Rollstuhlfahrer in Ruhe üben.