Mülheim. . Bei nächsten WAZ-Medizinforum geht es um den Herzinfarkt, die Fortschritte in der Kardiologie und wie sich Risiken minimieren lassen.

Noch immer, bedauern die Kardiologen, warteten viele Menschen mit einem anhaltenden Schmerz in der Brust viel zu lange, bevor sie medizinische Hilfe riefen. „Wenn jemand länger als 20 Minuten in Ruhe einen Schmerz in der Brust verspürt, sollte er umgehend 112 anrufen“, betont Dr. Heiner Post, Leitender Oberarzt der Kardiologie am Marien-Hospital. Diese Faustregel sollte aus Sicht der Mediziner jeder sehr ernst nehmen.

Erfahrungen zeigten, dass mancher dann doch lieber etwa das Fußballspiel noch zu Ende anschaut und dann erst den Arzt ruft, manche warteten gar die Nacht ab und suchten erst am anderen Morgen den Hausarzt auf. „Schmerzen, die bis in die Schulter oder in den Kiefer ausstrahlen können, sind ein Fall für den Notarzt“, sagt Post. Denn wie jemand einen Infarkt überstehe, mit welcher späteren Lebensqualität, hänge entscheidend davon ab, wie zügig ein Betroffener reagiere.

„Nach sechs Stunden liegt ein großer Schaden vor“

Gelingt es, das verstopfte Gefäß innerhalb der ersten Stunde nach dem Infarkt-Ereignis wieder zu öffnen, seien die Schäden marginal, so die Mediziner. „Nach sechs Stunden haben wir einen großen Schaden vorliegen, mit spürbaren Folgen – Herzschwäche.“

Herzinfarkt: Jede Minute zählt – das ist das Thema beim nächsten WAZ-Medizinforum, das am 26. April um 17 Uhr im Marien-Hospital stattfindet. Dabei ist Infarkt nicht gleich Infarkt. 20 bis 30 Prozent gelten als sogenannte stumme Infarkte, die keine Schmerzen bereiten, so Dr. Oliver Bruder. Und Frauen erleben zudem Infarkte oft anders als Männer. Ob ein Infarkt vorliegt, wird bereits im Rettungswagen geprüft, wo der Notarzt ein EKG schreibt; die Klinik wird aus dem Rettungswagen informiert. „Die Kardiologie ist 24 Stunden am Tag das ganze Jahr über ins Notarzt-System eingebunden“, so Prof. Heinrich Wieneke.

In 30 Minuten öffnen Mediziner ein Gefäß im Herzen wieder

Der Zugang mit dem Katheter zum Herzen erfolgt heute weitgehend über das Handgelenk. Dieser Zugang sei für den Patienten wesentlich weniger belastend, so Bruder. Innerhalb von fünf bis 30 Minuten gelingt es den Medizinern heute, ein Gefäß im Herzen wieder zu öffnen. Heinrich Wieneke berichtet auch von über 90-jährigen Patienten, die auf diese Weise erfolgreich behandelt werden konnten.

Wer die Sterbetafel der vergangenen zehn Jahre betrachtet, stellt fest, dass die Menschen im Schnitt 2,3 Jahre länger leben. Diese Fortschritte, so Bruder, seien ausschließlich in der Behandlung von Herzerkrankungen erzielt worden. Auch darum geht es beim Medizinforum.

Dreimal 20 Minuten Sport

Heiner Post wird in seinem Vortrag auf das richtige Verhalten bei einem plötzlichen Druckschmerz eingehen, Oliver Bruder referiert über das Erkennen von koronaren Erkrankungen, und Heinrich Wieneke zeigt auf, was jeder selbst tun kann und sollte, um seine Risiken zu reduzieren. Dabei lasse sich nicht jedes Risiko ausschalten: Mann sein und älter werden ist so ein Risiko. Allerdings: Wer dreimal in der Woche 20 Minuten Sport treibt, verringert sein Infarktrisiko bereits um 20 Prozent.

Wie immer können im Anschluss an die Vorträge Fragen an die Ärzte gestellt werden.

>> AB SOFORT ANMELDUNGEN MÖGLICH

Erstmals findet das WAZ-Medizinforum in der neuen Contilia-Akademie statt. Diese befindet sich im St. Marien-Hospital, Eingang Aldofstraße. Der Seminarraum ist ausgeschildert.

Das Medizinforum findet am Donnerstag, 26. April, um 17 Uhr statt. Referenten sind: Prof. Dr. Heinrich Wieneke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie; Privatdozent Dr. Oliver Bruder, ebenfalls Chefarzt der Klinik für Kardiologie sowie Privatdozent und Leitender Oberarzt der Klinik Dr. Heiner Post.

Das Marien-Hospital in Mülheim und das Elisabeth-Krankenhaus in Essen gehören beide zur Contilia-Gruppe und arbeiten auf dem Gebiet der Kardiologie eng zusammen.

Ab sofort sind Anmeldungen für das Medizinforum unter Telefon 0201/804-8058 möglich.