Mülheim. . Seitdem der Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub vermisst wird, machen sich viele Mülheimer Sorgen. Sie sehen in ihm eine verdienstvolle Person.

Einer der letzten Supermärkte Mülheims, über dessen Eingang deutlich sichtbar das vertraut rot-gelbe Tengelmann-Schild hängt, ist die ehemalige Filiale an der Düsseldorfer Straße. Am Mittwochmittag, im Nieselregen, zählen vor allem ältere Menschen zu den Kunden. Viele von ihnen nehmen Anteil am Schicksal von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub, der beim Skifahren in den Alpen verschwunden sein soll und seit Tagen vermisst wird.

Zum Beispiel Ruth Bittner (72): „Ich war sehr bestürzt, als ich davon gehört habe.“ Gerade erst sei doch der Vater, Erivan Haub, gestorben. Nun fürchte sie, dass dem sportlichen Sohn etwas Schlimmes widerfahren ist, mit nur 58 Jahren. „Ich wäre sehr traurig, wenn er nicht zurückkommt“, sagt die Saarnerin. „Er ist eine Person unserer Stadt, er hat hier schon vielen geholfen, auch Vereine unterstützt.“

„Ich dachte, den haben sie bestimmt entführt“

Wolfgang Klein, seit 40 Jahren Kunde bei Tengelmann, erinnert die verzweifelte Suche an eine traurige Begebenheit aus der eigenen Vergangenheit: „Ein Freund von mir war in Oberstdorf wandern. Er hat sich im Nebel verirrt und ist abgestürzt. 14 Tage lang hat man gebraucht, um ihn zu finden.“ Dass Karl-Erivan Haub allein in den Bergen unterwegs gewesen sein soll, findet Ida Demmler (76) unverantwortlich. „Dort kann immer etwas geschehen.“ Als sie vom Verschwinden der Mülheimer Unternehmer-Persönlichkeit gehört habe, sei ihr anfangs allerdings ein anderes Szenario durch den Kopf gegangen: „Ich dachte, den haben sie bestimmt entführt.“

Vom Personal im Inneren des Supermarktes ist unterdessen nur zu hören, man dürfe sich nicht äußern. Betroffenheit aber zeichnet die Gesichter. „Geschockt“ ist auch Rentnerin Christa Habig. „Es tut mir unheimlich leid.“ Bekannte hätten vom Vater des Vermissten geschwärmt: „Er muss ein toller Chef gewesen sein, großzügig.“ Dass die Familie nun innerhalb kürzester Zeit zwei „negative Erlebnisse“ verkraften müsse, sei schlimm.

„Hoffentlich finden sie ihn lebend“

Ähnliches ist eine halbe Stunde später, im Dauerregen, auf dem Parkplatz des Speldorfer Tengelmann-Klimamarktes zu hören. Die Kunden bangen mit: „Hoffentlich finden sie ihn lebend“, sagt Anna Ihlo (57). Und Gregor Puk (60) wünscht Karl-Erivan Haub „alles, alles Gute“.

Conni Jürke, Krankenschwester eines Pflegedienstes, weiß, dass das Verschwinden des Firmen-Oberhaupts „bei den älteren Herrschaften Gesprächsthema Nummer eins ist“. Mit der Firma Tengelmann fühlten sich die betagten Mülheimer verbunden, viele wüssten eine Menge von der Familie zu berichten. „Interesse und Mitgefühl sind groß“, so die 54-Jährige. Für Jutta Kämpgen (68) zählt der Tengelmann-Chef zu den häufig auffallend sozial eingestellten Geschäftsleuten aus dem Ruhrgebiet. „Er hat sich immer für die Stadt eingesetzt, auch wenn er nicht vor Ort lebt.“