Mülheim. . Bergbaupensionäre suchen Nachwuchs, damit Geschichte der Kohle sich nicht in Staub auflöst. 1966 ist Mülheim erste Stadt im Revier ohne Zeche.
Mülheim ist die erste Stadt des Ruhrgebietes, die ins Bergfreie fällt. Neben der letzten verbliebenen Zechen Rosenblumendelle türmt sich am Frohnhauser Weg eine riesige Halde, weil der Kohleverbrauch sinkt. Am 29. Juli 1966 ist endgültig Schicht im Schacht. Tränen fließen bei der Belegschaft und den Angehörigen. Mehr als 50 Jahre nach dem Aus für Rosenblumendelle wohnt kein aktiver Bergmann mehr in der Stadt. Ehemalige Bergleute und Nachwuchs halten jedoch die Erinnerung wach.
Sie engagieren sich mit viel Herz und putzen an vielen Stellen Klinken, weil sie wissen, dass in der Ruhrstadt nicht mehr viel an die Kohlevergangenheit erinnert. Mülheim ist mit der Kohle gewachsen und hat von ihr reichlich profitiert. Das ab Mitte des 18. Jahrhunderts mühsam aus den engen Stollen geförderte Schwarze Gold haben Arbeiter am Hafen in die Ruhr-Aake verladen und es flussabwärts verschifft. Matthias Stinnes entwickelte daraus eine florierende Transportrederei.
Rückschläge wie Wassereinbrüche und Grubenbrände
In den Mülheimer Schächten erproben später Bergingenieure Techniken und perfektionieren sie, damit danach im ganzen Ruhrgebiet die Kohleförderung erleichtert und beschleunigt wird. Aber es gibt auch harte Rückschläge wie Wassereinbrüche und Grubenbrände mit Toten und Verletzten. Den Siegeszug des Bergbaus halten diese menschlichen Katastrophen nicht auf.
in der Nachbarschaft weitere Zechen zugemacht. In Bottrop wird das Zechensterben bald ein Ende finden – 52 Jahre nach dem es in Mülheim seinen Anfang nimmt. Für ehemalige Bergleute in Mülheim ein Grund mehr, den Bergbau in den nachfolgenden Generationen wenigstens in Erinnerung zu halten. Dabei wissen die Pensionäre: Es ist an der Zeit, Jüngere in den Erhalt des Kulturgutes einzubeziehen.
Gegenwart und Vergangenheit der Kohle im Ruhrgebiet
Lars van den Berg ist so ein junger Mann. Er interessiert sich für die Gegenwart und Vergangenheit der Kohle im Ruhrgebiet. Er hat sich inzwischen viel Wissen über den Mülheimer Bergbau erarbeitet. Er führt Interessierte an die Standort der Fördergerüste, beschreibt die Arbeit der Bergleute auf den Zechen. Er ist Vorsitzender des Initiativkreises Bergbau und Kokereiwesen. Van den Berg trifft sich auch mit Bergbaufreunden in der Fünte. Rainer Huth und Klaus Kocks laden dort an jedem letzten Mittwoch eines ungeraden Monats zum Austausch ein. Nächstes Treffen ist am 30. Mai, um 18 Uhr.
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Im Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier haben sich eher die leitenden Angestellten der Bergwerke zusammengetan, Assessoren und Ingenieure. Sie haben in den vergangenen Jahren mehrere Gedenktafeln an ehemaligen Schachtstandorten aufgestellt. Sie erinnern an ehemalige Mülheimer Zechen. Die Bergbauförderer haben in einem Raum im Stadtarchiv zahlreiche Stücke aus der Zechengeschichte zusammentragen. Seit seiner Gründung 1982 ist der Verein auf 400 Mitglieder angewachsen.
Erinnerung an die Geschichte der Kohle
Trotz der klar erkennbaren gemeinsamen Interessen – nämlich die Geschichte des Mülheimer Bergbaus wachzuhalten – sind beide Gruppen bisher nicht gemeinsam (ein-)gefahren. „Alle sollten jetzt beginnen, ihre Kräfte zu bündeln“, ermuntert Birger Bender die beiden Gruppen. „Kumpel haben immer zusammengehalten“, sagt der Bergbauingenieur. Konkurrenzdecken sei da der völlig falsche Weg. Unterstützung für das gemeinsame Wirken findet Bender bei anderen ehemaligen Bergleuten. „Wir haben alle zusammen gearbeitet und wollen erinnern“, sagt der ehemalige Kumpel Willi Bruckhoff.
Heinz Auberg erklärte bei einem Vortrag der CDU-Seniorenunion , dass sein Verein gern mit jüngeren Leuten zusammenarbeiten würde. „Wir brauchen den Nachwuchs, damit die Erinnerung an die Geschichte der Kohle und des Bergbaus nicht verloren geht. Wer uns unterstützen will, ist dabei willkommen“, betonte Heinz Auberg. Er trifft sich mit seinen Vereinsfreunden jeden 4. Dienstag des Monats um 18 Uhr im Ratskeller.
Junge Leute bringen neue Sichtweisen mit
Alle Beteiligten an einen Tisch zu rufen – das soll bald geschehen. „Es geht um eine wichtige Sache. Junge Leute bringen auch neue Sichtweisen mit, die sie vermitteln können“, fügt Thomas Ochtrop hinzu. Wann das erste Treffen läuft, wird gerade bei den Beteiligten sondiert. Die Erfahrung der Älteren kann den Jüngeren bei der Wissenserweiterung helfen, lautet der Ansatz.
Mülheim hat lange vom Bergbau profitiert und darf ihn deswegen nicht vergessen – Glück auf.