Mülheim. . „Gamma Ray“, „Work is Done“ und mehr: „Birth Control“ lieferte in der rappelvollen Sol Kulturbar eine mitreißende Show ab.

Erinnern Sie sich noch an jene Zeiten, als German Krautrock selbst in der Heimat beinharter Sounds allen den Kopf verdrehte? Nun, die meisten Bands hat’s längst geschmissen, doch eine Legende lebt immer noch: „Birth Control“.

1966 von Hugo Egon Balder gegründet, der später als Obstanpreiser deutsche Fernsehgeschichte schreiben sollte und bis heute betont, dass die Erfolgsstory dieser Combo erst nach seinem Abgang begonnen habe.

Viele wollten die Helden der eigenen Jugend sehen

Kein Wunder also, dass jetzt beim Tournee-Auftakt der aktuellen „Birth Control“-Ausgabe in der rappelvollen Sol Kulturbar vor allem die geburtenstarken Jahrgänge vertreten waren, um die Helden ihrer Jugend live zu erleben. Um ehrlich zu sein: Vom Line-up der 70er Jahre sind nur noch der in Ehren ergraute Peter Föller – einst Bassist, heute stimmgewaltiger Frontman – und der hinter einem gigantischen Drum-Set thronende Manni von Bohr übrig, der das Erbe des 2014 verstorbenen „Birth Control“-Urgesteins Bernd „Nossie“ Noske mit druckvollem Powerplay würdigt.

Die deutsche Krautrock-Band „Birth Control“ in der Sol Kulturbar.
Die deutsche Krautrock-Band „Birth Control“ in der Sol Kulturbar. © Sven Thielmann

Immerhin schon 20 Jahre lang hält Hannes Vesper nicht nur am knackigen Bass die Band zusammen, die mit Sascha Kühn einen grandiosen Keyboarder hat, der perfekt die fauchenden Sounds der Krautrock-Ära in die Tasten seines Hammond-Imitats drechselte. Und in Martin „Ludi“ Ettrich, der als Mülheimer ein Heimspiel hatte, den klanggewaltigen Gegenpol an der fabelhaft rockenden Gitarre hatte.

Ein kleiner Scherz, dass die fünf ihre mitreißende Show ausgerechnet mit „Work is Done“ begannen, wobei Peter Föller mit klingelnden Glöckchen den „Birth Control“-Spirit hübsch Hippie-mäßig beschwor. Und dann tauchte man tief in die Historie ein, etwa mit „Plastic People“(1975) und „Titanic“ (1978), zu denen sich freilich auch aktuelleres Material gesellte. Von wegen „Wasting My Time“ – die opulent mit packenden Soli garnierte Chose groovte beinhart auf höchstem Energie-Level.

Zum Show-Abschluss: „Gamma Ray“

Weshalb die Melodiker auch dankbar das genialisch gute Drum-Solo von Manni von Bohr, der gewitzt auf ein halbes Dutzend Toms und Cymbals einprügelte und gleichzeitig auf zwei Bass-Drums Vollgas gab, für eine Verschnaufpause nutzten. Um nach schweißtreibenden zwei Stunden ihre Show mit dem Super-Hit „Gamma Ray“ zu krönen. Am Samstagabend, 7. April, spielt „Birth Control“ in der Bonner „Harmonie“, am 26. Mai in Castrop-Rauxel – die Fahrt dorthin lohnt sich.