Mülheim. . Neues ökumenisches Angebot für Betroffene, die zu Hause leben. Demente und ihre Angehörigen sollen sich im geschützten Raum aufgehoben fühlen.

Für Menschen, die an Demenz erkrankt sind, und ihre Angehörigen wird es künftig in Mülheim ein besonderes Gottesdienst-Angebot geben. Die beiden Kirchen und die Alzheimer Gesellschaft laden dazu erstmals am nächsten Freitag, 13. April, zur ökumenischen Feier in die Petrikirche ein. Die Andacht um 16 Uhr wird für die besonderen Bedürfnisse demenziell Erkrankter vorbereitet und dauert etwa eine halbe Stunde. Danach ist noch in der Kirche Gelegenheit zum Austausch bei Kaffee und Kuchen.

Eine traurige Erfahrung, die Menschen mit Demenz – und ihre Angehörigen — im Laufe der Erkrankung machen, ist, dass die sozialen Kontakte immer weniger werden, dass man kaum noch heraus oder unter Menschen kommt. Von vielen Gewohnheiten und von der Teilhabe an vertrauten Dingen verabschieden sich Betroffene und ihre Familien nach und nach. Das gilt auch für Gottesdienste. „Menschen mit Demenz in ,normalen’ Gottesdiensten, das kann schwierig sein“, sagt auch Ute Oberheid-Müller von der Gemeindecaritas im „Marienhof“.

Erkrankte fallen durch verändertes Verhalten auf

Denn wenn auch die altgewohnten Rituale oft noch präsent sind, so fallen Erkrankte häufig durch ein verändertes Verhalten auf – auch in der Kirche. Sie singen etwa in stillen Momenten, sie stehen auf und gehen in der Kirche umher. Darauf sind die Planerinnen und Planer beim neuen spirituellen Angebot eingestellt: Der Gottesdienst wird hier als ein geschützter Raum angeboten, in dem manches anders gemacht werden kann, als bei den sonntäglichen Terminen in den katholischen und evangelischen Kirchen. In der Kirche sollen sich die dementen Menschen und ihre Angehörigen gut aufgehoben fühlen.

Kein Problem, wenn die Mutter oder der Ehemann sich auffällig verhalten. „Hier wissen die Leute ja Bescheid“, sagt Regine Stolze (Evangelisch-methodistische Kirche). Das Vorbereitungs-Team hat Erfahrung im Umgang mit dementen Menschen und legt Wert auf alte Rituale, auf Orgelspiel, vertraute Gebete, auf bekannte Lieder. „Das ist ja noch alles abgespeichert, und das gibt Sicherheit“, weiß Superintendent Gerald Hillebrand.

Gruppe setzt sich um den Taufstein

Beim Gottesdienst wird sich die Gruppe um den Taufstein setzen. Kerzen werden entzündet. „Es ist auch wichtig, mal auf die Menschen zuzugehen, ihnen etwas zu zeigen“, sagt Monika Thiele. Die Gemeindereferentin von St. Mariae Geburt wird gemeinsam mit Ragn­hild Geck (Seniorenberatung Mülheim) durch den Gottesdienst führen. Sie werden unter anderem die Osterkerze entzünden, die Ostergeschichte symbolisch nacherzählen und die Geschichte der Auferstehung aus der Bibel vorlesen.

Das Angebot richtet sich ausdrücklich an Erkrankte, die noch zu Hause und/oder mit ihren Familien leben. Margret Illigens (Alzheimer Selbsthilfe) hofft, dass viele Angehörige mit ihren Demenzkranken den Gottesdienst besuchen, der abwechselnd in der Petrikirche und in St. Mariae Geburt zentral auf dem Kirchhügel stattfinden wird.

>> TERMINE DER GOTTESDIENSTE

- Der erste ökumenische Gottesdienst für Menschen mit Demenz findet am Freitag, 13. April, 16 Uhr, in der Petrikirche auf dem Kirchenhügel in der Altstadt statt. Die weiteren Termine sind 28. September (Petrikirche), 28. Dezember (St. Mariae Geburt).

- Anschließend kann man sich an Ort und Stelle bei Kaffee und Kuchen austauschen. Beide Kirchen sind barrierefrei für Rollatoren und Rollstühle.

- Nähere Auskünfte erteilt Monika Thiele: 3015 99 02.