Haus Ruhrnatur gibt Infos über Flora und Fauna. Denn: Je mehr Menschen wissen, desto mehr engagieren sie sich. Ein kleiner Zuwanderer macht Ärger

Beinah jedes Kind in Mülheim hat im Haus Ruhrnatur schon Flusskrebse unter dem Mikroskop bestaunt. Die von der RWW betriebene Einrichtung auf der Schleuseninsel bietet Kindern und Erwachsenen in multimedialen Ausstellungen und praktischen Führungen alles Wissenswerte über die Natur an der Ruhr. Denn der Fluss ist auch ein idealer Lernort.

© Tamara Ramos

Xandrine, Jonas und ihre Mitschüler haben heute viel über den Fluss und seine Tiere gelernt. „Wir kennen jetzt den Eisvogel, den Kormoran, den Graureiher oder den Biber – wobei es den nicht mehr hier gibt“, sagt die zwölfjährige Xandrine. Gemeinsam erkunden die Schüler der 6. Klasse der Karl-Ziegler-Schule mit dem Haus Ruhrnatur die Flora und Fauna rund um den und im Fluss. Sie gehen raus, beobachten die Tiere und thematisieren das Gesehene im Unterricht. „Später gehen wir mit den Kindern sogar ins Rathaus. Dort sollen sie wie in einer echten Ratssitzung Politiker spielen und darüber entscheiden, ob das Baden in der Ruhr erlaubt werden sollte oder nicht“, erklärt Lehrer Jens Schuhknecht.

Je mehr Wissen, desto mehr Engagement

Aber nicht nur Kinder kommen auf ihre Kosten. „Ziel ist es, Menschen jeglichen Alters für die Natur und den Umweltschutz zu begeistern“, sagt Mitarbeiterin Christa Schragmann. „Je mehr sie über Pflanzen und Tiere erfahren, desto eher setzen sie sich für sie ein.“ Dabei gilt: Anfassen und Ausprobieren sind eindeutig erwünscht. Nicht nur in der Ausstellung im Inneren des Hauses, sondern auch draußen am Wasser. Dafür eignet sich der Fluss besonders gut als Lernort, weiß Christa Schragmann. „Hier haben wir ein stabiles Ökosystem, das es ermöglicht, Tiere genau zu studieren, weil sie eine geringe Fluchtdistanz haben.“ So beobachtet man den Reiher auf nur zehn Meter, den Haubentaucher auf fünf Meter Entfernung.

Jedoch trübt ein Fisch die Stimmung der Naturschützer: Die Schwarzmund-Grundel hat sich vor etwa einem Jahr aus der Donau über den Schiffsverkehr bis nach Mülheim eingeschlichen und sich hier vermehrt. Nun frisst sie den Fischlaich vieler heimischer Arten auf. „Viele Tierarten wie Flusskrebse sind dadurch schon weniger geworden“, sagt Christa Schragmann. Das könnte zu einer grundsätzlichen Veränderung des Gleichgewichts führen, was man nun beobachten muss. „Bisher sind die genauen Auswirkungen aber noch nicht bewiesen, daher untersuchen wir die weitere Entwicklung gründlich“, so Schragmann.

Wasserkraft und Wasser zum Spielen

Im Aquarium mit den Piranhas lässt sich ein Grundel-Exemplar beobachten. Die große Bedrohung ist eigentlich ziemlich klein. „Hier lernen die Kinder auch die ,Neubürger der Ruhr’ kennen und sehen, welche Arten es nicht mehr gibt“, sagt Christa Schragmann. Im Aquarium im Erdgeschoss schwimmen Flussbarben, Karpfen und ein Baby-Lachs. Aber auch ausgestopfte Exemplare vieler Ufertiere lassen sich hier anfassen: Storch, Stockente, Haubentaucher, Kormoran. Unter dem Mikroskop beobachten Kinder und Erwachsene, was sich im Ruhrschlamm bewegt: Asseln, Schnecken, Tausendfüßer.

Als das Haus vor acht Jahren saniert wurde, kam auf der ersten Etage die Ausstellung über erneuerbare Energien hinzu – „in dieser geht es um Sonnen-, Wind- und Wasserenergie“. Besucher können Windräder über Solarpaneele mit Licht antreiben oder im Modell sehen, wie Wasserkraft genutzt wird. Auf diese Weise erfahren sie, dass fossile Energieträger endlich sind – und Alternativen gebraucht werden.

Am besten kommt in der Ausstellung das Wassermodell im Erdgeschoss an. „Hier können die Kinder Staudämme bauen. Denn heute spielen sie viel zu selten in Bächen.“ Das sollte dringend geändert werden. Also: Raus an die Ruhr und die Natur entdecken.