Mülheim. . Drücken Baumwurzeln Pflastersteine hoch, können Bürger darüber stürzen.Heute Rundgang mit Experten und Politern auf der Düsseldorfer Straße.

25 Schilder mit dem Hinweis „Achtung Gehwegschäden“ verzieren seit Wochen die Düsseldorfer Straße. „Das macht den Dorfkern nicht schöner. Die Stadt entzieht sich der Haftung, wenn Leute über hochstehende Pflastersteine stürzen. Aber nichts ändert sich.“ Das sagen vor allem ältere Besucher der Einkaufsmeile. Sie regen sich täglich über Unebenheiten auf den Bürgersteigen auf. Dazu verengen parkende Autos die Gehwege.

Senioren mit Rollatoren oder Mütter mit Kinderwagen können dann den Stolperfallen neben den Baumstämmen nicht mehr ausweichen. Heute gibt es eine Ortsbegehung mit Bürgern, Politikern und Fachleuten aus dem Rathaus. Zum Beseitigen der Stolperkanten werden günstige Lösungen gesucht. Treffpunkt ist um 16 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Saarn-Center.

Wurzeln suchen sich Wege zum Wasser

Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber kaum zu ändern. Können die Wurzeln der Straßenbäume nicht nach unten in die Erde wachsen, suchen sie sich unter der Oberfläche ihre Wege zum Wasser.

Es gibt Tief- und Flachwurzler. Letztere sind als Bäume in Fußgängerzonen ungeeignet. Tiefwurzler strecken ihre Wassersauger aber auch nicht immer dort hin aus, wo Menschen es gern hätten. Häufig bohren sich Baumwurzeln in Kanäle oder Wasserleitungen, um sich daraus zu versorgen. Sie gelten dann als „Gefahrenbäume“ und werden gefällt. Ein neuer Baum an gleicher Stelle wird nicht gepflanzt, weil er erneut Leitungen beschädigen könnte. Grünflächenamtsleiterin Sylvia Waage bedauert das regelmäßig auf den Sitzungen.

Schneisberg-Anlieger hatten sich beschwert

Die Grünen wollten daher wissen, welche Lösungen städtische Gärtner und Straßenbauer zum Schutz von Bäumen und Menschen anbieten. Sie stellten die Fragen in allen drei Bezirksvertretungen. Exemplarisch für das Ortsparlament links der Ruhr (Bezirk 3) gab Helmut Voß (Amt für Verkehrswesen und Tiefbau) Antworten.

Anlieger des Schneisbergs hatten sich darüber beschwert, dass der Gehweg vor ihren Haustüren bei Regen matschig werde. Dort hatte die Stadt die Wurzelbereiche der Bäume von angehobenen Gehwegplatten befreit und die Flächen mit wassergebundenem Material hergerichtet.

Modellierung der betroffenen Stellen nicht umsetzbar

Baumwurzeln drücken die Pflastersteine hoch und erzeugen so Stolperfallen für
Baumwurzeln drücken die Pflastersteine hoch und erzeugen so Stolperfallen für © Christoph Wojtyczka

„Die Modellierung des Gehweges an den betroffenen Stellen mit bituminösen Baustoffen ist nicht umsetzbar“, erklärte Helmut Voß. „Wo Gehwege verkehrsgefährdend beschädigt sind, drücken Wurzeln die Platten oder Pflastersteine hoch. Heißasphalte erfordern eine Einbautemperatur von etwa 180 Grad Celsius und ausreichende Verdichtung. Beides würde die Wurzeln schädigen.“

Platten oder Steine könnten an einigen Stellen mit einem Buckel wieder eingebaut werden, sei die Oberflächenentwässerung nicht beeinträchtigt. Wassergebundenes Material werde auch eingebaut. Nur damit sei der Erhalt der Straßenbäume auf einem Abschnitt des Schneisbergs möglich. „Die wassergebundene Decke stößt bei Anliegern regelmäßig auf Kritik. Sie wollen glatte Gehwegplatten“, sagte Voß den Bezirksvertretern.

Kosten zwischen 61 000 und 610 000 Euro

Im gesamten Stadtgebiet gebe es zahlreiche Gehwege mit Schäden durch Baumwurzeln. Bei Untersuchung des gepflasterten Bereichs der Düsseldorfer Straße stellten die Prüfer Mängel an 61 Straßenbäumen fest. Das Gehwegpflaster wieder zu glätten und eventuell neue Bäume zu pflanzen, würde zwischen 61 000 und 610 000 Euro kosten. Diese Rechnung kennen die Ortspolitiker seit Mai 2017.

„Grundsätzlich wird der dauerhafte Rückbau von beschädigten Verkehrsflächen zur Verbesserung der Gesamtsituation geprüft“, erläuterte Voß. Optionen seien das Verschmälern von Gehwegen oder angrenzender Fahrbahnflächen und eine Verlegung nicht mehr nutzbarer Wege.

„Was haben die 25 neuen Schilder auf der Düsseldorfer Straße gekostet“, fragte Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck. Er wartet noch auf die Antwort.