Mülheim. . Mülheimer Bürgerstiftung zeichnete Jugendliche aus. Sie engagierten sich für Nachbarn und Radwege, Kunst, Naturwissenschaft und retteten Leben
„Ich kann doch nicht weglaufen“, hat sich der junge Mülheimer Maximilian Widmann gedacht, als er am 25. September vergangenen Jahres erst Rauch und dann Flammen in der Gesamtschule Saarn entdeckte. Geistesgegenwärtig alarmierte der 16-Jährige die nahen Klassen bevor der Melder losging, schloss sogar noch Klassenfenster und rettete sich dann selbst auf den Schulhof.
„Ich kann doch nicht weglaufen“ – der Satz und der Mut des Jugendlichen berührte auch sichtbar Gabriela Grillo, die im Namen der Bürgerstiftung am Dienstagabend den Preis für Zivilcourage an Widmann überreichte. Der Abend im Haus der Mülheimer Wirtschaftsförderung zeigte eindrucksvoll, dass das gesellschaftliche Engagement jungen Menschen sehr wichtig ist.
Vier Preise in vier Kategorien
Vier Preise verlieh die Stiftung in den Bereichen Zivilcourage, Naturwissenschaften, soziales Engagement und Geisteswissenschaften. Nominiert allerdings waren fünf Mal so viele Jugendliche – auch das ist ein Indiz für ein starkes Fundament bei jungen Menschen.
Unter den Geisteswissenschaftlern beeindruckte Roni Khalil mit seinem hohen Kunstverstand sowie der außergewöhnlichen Reife und dem Ausdruck seiner Malerei. Der 16-jährige Otto-Pankok-Schüler betreibt zudem bereits eine Schülerfirma und will Medizin studieren.
Internationale Biologie-Olympiade
Mit ihrem Wissen im Bereich Naturwissenschaft, insbesondere Chemie und Biologie, wählte die Jury Luisa Nyström vom Gymnasium Broich zur Preisträgerin. In einer internationalen Biologie-Olympiade schaffte sie es auf den 108. Platz.
Das hohe soziale Engagement von Sebastian Kawelke überzeugte die Jury ebenso. Der Karl-Ziegler-Schüler ist nicht nur in der Nachbarschaftshilfe und als Schülersprecher aktiv. Er setzte sich auch für einen sicheren Fahrradweg zu seiner Schule ein. „Und wir wissen ja, wie schwierig es sein kann, das in der Verwaltung durchzusetzen“, merkte MWB-Chef Frank Esser an, der den Preis überreichte, bestätigendes Kopfnicken des Oberbürgermeisters inklusive.
Bei OB Ulrich Scholten rannte nicht nur Kawelke mit seinem Engagement offene Türen ein, der oberste Verwaltungschef lobte die Aktivitäten aller Nominierten: „Es tut der Stadtgesellschaft gut, wenn sich Jugend tatkräftig einbringt.“ Es bedürfe nicht nur der Politik und Verwaltung, um Potenziale zu entfalten, „Mülheim darf sich glücklich schätzen, so viele Menschen mit Gestaltungskraft zu haben, fügte er hinzu.
>> Scharfsinnige Abgrenzung vom Populismus
- Scharfsinnig und engagiert eröffnete Bürgerstiftungsvorsitzender Patrick Marx den Abend mit einer klaren Abgrenzung des Bürgerengagements von Populisten.
- „Sie berufen sich auf ein hermetisch gedachtes ‘Volk’. In Wahrheit spalten sie und handeln für sich allein. Populismus ist das Gegenteil einer aktiven Bürgergesellschaft, die das Vertrauen hat, dass das gemeinsame Handeln sie stärker macht“, sagte Marx.