Mülheim. . Erstes Gutachten zur Entwässerung nicht in diesem Jahr: Verwaltung fehlt Personal und Geld für das seit Jahren umkämpfte Wohngebiet in Heißen.
Es wird wohl noch Jahre dauern, bis im Heißener Quartier zwischen Tinkrath-, Velauer Straße und Diepenbeck die erste Neubebauung steht – wenn es überhaupt dazu kommt. Denn die notwendigen Gutachten für das schon vor 25 Jahren angestoßene Großbauprojekt in Sachen Verkehr, Entwässerung, Artenschutz und Bergbauschäden liegen auf dem Aktenstapel der Stadtplanung weit unten. Es fehlt das Geld und das Planungspersonal, kündigt der neue Leiter des Stadtplanungsamtes, Felix Blasch, erste Gutachten wohl für 2019 an.
Aufwendige Planung
Auch sind andere Stadtprojekte dringlicher als dieses, merkt Blasch an. Deshalb will die Stadt Schritt für Schritt vorgehen in der Planung. Und die ist aufwendig, wie schon die lange Geschichte des Bauvorhabens deutlich macht: 160 Wohnungen sollten noch 1992 im Viertel entstehen, 2002 lehnte die Politik den Bau von nur noch 110 Wohneinheiten ab. Und selbst die aktuelle Prüfung von nur noch 60 ist politisch wie auch planerisch hochumkämpft.
Dreh- und Angelpunkte dabei sind vor allem die Entwässerung der Grundstücke und der Verkehr. „Sollte sich zeigen, dass die Entwässerung schon zu aufwändig ist, können wir uns die weiteren Gutachten sparen“, geht Blasch in logischen Schritten vor, ausgehend vom kompliziertesten Thema.
Der Bürgerinitiative Tinkrathstraße (BIT) kann das recht sein. Die Bebauung im Viertel auch nur mit 60 Wohneinheiten hält sie weiterhin für nicht umsetzbar. „Denn bei der Prüfung der Entwässerung werden die bereits im Bau befindlichen und gerade fertiggestellten Wohneinheiten im Umfeld des Rumbachtals nicht einbezogen“, befürchtet Initiativensprecherin Evelyn Schnell eine völlige Überlastung der Kanäle und Straßen sowie des Rumbachs durch zugebaute Versickerungsflächen.
Im Umfeld wird bereits eine Menge gebaut
Und gebaut wird im Umfeld bereits eine Menge: Allein sechs Projekte mit 59 Wohneinheiten kann sie aufzählen sowie weitere 44 Einfamilienhäuser/Doppelaushälften an der Parsevalstraße. „Wir brauchen in Mülheim vor allem bezahlbaren Wohnraum – nur der entsteht hier gerade nicht.“ Stattdessen beobachtet Schnell, wie mögliche Flächen für günstiges Wohnen mit renditeträchtigen Eigentumswohnungen und Doppelhaushälften zugebaut würden.
Und in Folge für mehr Verkehr sorgen: Schon jetzt seien die Straßen im Viertel zu eng für die vorhandenen Fahrzeuge, schildert Schnell, Müll- und Lieferwagen kommen nur knapp an parkenden Autos vorbei. Doch bei zwei Autos pro Wohnung – inzwischen in vielen Familien ein Standard – können 60 zusätzliche Wohneinheiten schnell weitere 120 Fahrzeuge bedeuten. Wo parken sie? Wie belasten sie die engen Straßen?, fragt Schnell. Es seien zu viele für das kleine Viertel, meint die Initiative, ein objektives Verkehrsgutachten steht aber noch aus.
<<< INITIATIVE: ZUZUG NICHT AUF KOSTEN DER SICHERHEIT
„Wir sind nicht gegen den Zuzug junger Familien“, wehrt sich die Initiative gegen einen oft gehörten Vorwurf. Es dürfe aber nicht auf Kosten der Sicherheit der Kinder gehen, die sich auf der Straße aufhalten.
Einer Verbreiterung der Tinkrathstraße stehen die Initiativmitglieder skeptisch gegenüber: Das Gefälle Richtung Rumbachtal sei an vielen Stellen zu stark, argumentieren sie.