Mülheim. . Polizei stellt Kriminalitätsbericht 2017 vor. Die Zahl der Straftaten sank demnach um fast 13 Prozent – die niedrigsten Fallzahlen seit 16 Jahren.

Die Kriminalität ist in Mülheim rückläufig: Die Zahl der Straftaten sank 2017 um 1794 Fälle auf 12 243 im Vergleich zum Vorjahr, ein Rückgang von 12,78 Prozent. Dies sind die niedrigsten Fallzahlen seit 2002, so die Polizeispitze, wohl betonend, dass jede Straftat eine zu viel ist.

Polizeipräsident Frank Richter gab sich angesichts dieser Entwicklung entspannt. Mehr als jede zweite Straftat wurde aufgeklärt, mit 54,59% ist die Aufklärungsquote die höchste seit 13 Jahren. In einigen Bereichen – etwa beim Taschendiebstahl oder auch beim Trickbetrug gegenüber Älteren – sah der Polizeichef noch „Luft nach oben“.

Einbruchszahlen sind gesunken

Schon vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die Wohnungseinbruchszahlen stark gesunken sind– ein Minus von 20% im Vergleich zu 2016. Doch auch im Bereich der Eigentumsdelikte ging die Zahl der Straftaten stark zurück: 1448 weniger als in 2016 (5840), ein Rückgang von fast 25%. Der Anteil aller Diebstahlsdelikte (Wohnungseinbruchsdiebstahl ist dabei) an der Gesamtkriminalität betrug 2017 mit 35,87% mehr als ein Drittel. Der dabei entstandene Sachschaden beläuft sich auf 7,83 Mio. Euro.

Auch der Diebstahl von oder aus Fahrzeugen ging stark zurück: von 1417 (2016) auf 910. Ebenso wurden im vergangenen Jahr mit 435 Stück deutlich weniger Räder gestohlen: 2016 waren es 563.

Polizei sorgt sich um betagte Opfer

Vermögens- und Fälschungsdelikte sind gleichbleibend hoch geblieben: 3615 Fälle in 2017, 3633 waren es in 2016. Delikte wie Betrug, Veruntreuung, Unterschlagung oder Urkunden- und Scheckfälschungen machen fast 30% der Gesamtkriminalität aus, auch Betrug durch Tricktäter gehört dazu. Hier sorgt sich die Polizei vor allem um die betagten Opfer.

„Der Anstieg der Fallzahlen ist auffällig“, sagt die leitende Polizeidirektorin Martina Thon. Sie nennt 121 Betrugsfälle für 2017, in 2016 waren es 77 Fälle, ein Anstieg von 57%. Es sind nicht nur falsche Wasserwerker oder Telekom-Mitarbeiter. „Der falsche Polizist boomt“, so Thon. Vor allem der Trick, die Nummer „110“ auf dem Display einzublenden verunsichere viele. Glücklicherweise gibt es auch einen hohen Anteil gescheiterter Taten – 72% schlugen in 2017 fehl, weil sich auch 90-Jährige nicht mehr so leicht aufs Kreuz legen lassen. Dazu gehört aber Widerstandskraft am Telefon gegenüber immer aggressiver werdenden Methoden. „Über Stunden“, so Thon, „werden die Leute mürbe gemacht.“ Bis falsche Polizisten oder Enkel mit den Ersparnissen und Wertsachen entkommen sind. Trotz ihrer Präventionsmaßnahmen wünscht sich die Polizei hier mehr Anteilnahme der Nachbarn und aufmerksame Mitarbeiter in den Geldinstituten.

Zahl der Taschendiebstähle stieg an

Bei Körperverletzung und Raub ging die Zahl der Taten deutlich zurück: von 1533 in 2016 auf 1345 in 2017 – Minus über 12%. Beim Taschendiebstahl ist ein Anstieg von 12,7% zu verzeichnen: 320 Fälle in 2017 stehen 284 in 2016 gegenüber.

Mehr Polizei auf der Straße ist nicht nur ein Wunsch der Bürger. Die Wirkung merkt die Polizei, etwa an gesunkenen Einbruchszahlen. Der Polizeipräsident verwies auf den fehlenden „Nachersatz“ für pensionierte Beamte, was für das gesamte Präsidium ca. 30 Stellen ausmache. Das Ergebnis der Kriminalstatistik sei „trotz der hohen Belastung“ auch durch zusätzliche Aufgaben entstanden, lobte er den Einsatz aller Polizeibeamten.

Mord und Totschlag

>> Bei den „Straftaten gegen das Leben“, worunter die Polizei Mord, Totschlag und die entsprechenden Versuche summiert, gab es im Vergleich zu 2016 nach den Zahlen eine Steigerung von drei auf elf (2017) Fälle.

Die leitende Kriminaldirektorin Martina Thon erklärte, dass nur die im jeweiligen Jahr ermittlungstechnisch abgeschlossenen Fälle in die jeweilige Statistik eingehen; dass die Taten schon länger zurückliegen können.

Aktuell ermittelt das KK 11 in 319 Fällen mit ungeklärter Todesursache sowie 14 Suizid-Fällen.