Mülheim. . Einem Pflegehelfer wirft die Staatsanwaltschaft Mord und Raub mit Todesfolge vor. Er pflegte auch einen Mülheimer, der zwei Monate später starb.

Umfangreiche Mordermittlungen der Polizei München führen auch nach Mülheim: Einem Polen (36), der als ungelernte Pflegekraft unter anderem bei einem 87-Jährigen in Bayern arbeitete, wirft die Staatsanwaltschaft Mord und Raub mit Todesfolge vor. Ob der Mann, dessen Name die Polizei mit Grzegorz Stanislaw Wolsztajn angibt, mit dem Tod eines 91-Jährigen Mülheimers etwas zu tun hat, wird nun geprüft. Es wurde die Ermittlungsgruppe „EG Pen“ gebildet. Das KK 11 der Polizei Essen/Mülheim ist an den Ermittlungen beteiligt.

Ob es sich möglicherweise um eine Tatserie handelt, will die Polizei München mit Hilfe einer offensiven Öffentlichkeitsfahndung und dem Bild des verhafteten Mannes herausfinden: Sie sucht Zeugen, die Angaben zu Wolsztajn, seinen Aufenthaltsorten und den von ihm betreuten Personen machen können. Wolsztajn befindet sich inzwischen in Untersuchungshaft.

Als ungelernte Pflegehilfskraft in privaten Haushalten

Der 36-jährige Pole hat in Deutschland als ungelernte Pflegehilfskraft in privaten Haushalten in ganz Deutschland, von Kiel bis München, gearbeitet. In NRW war er in Bonn, Düsseldorf, Dortmund und eben auch in Mülheim pflegerisch tätig. Er wurde aus Polen durch diverse Agenturen in deutsche Haushalte vermittelt. Lange blieb er nirgendwo: Mangelndes Engagement oder unangemessenes, auch aggressives Verhalten, so die Polizei, führten häufig zur vorzeitigen Beendigung des Vertrags.

Die Polizei fand bisher 20 Personen in Deutschland, die der 36-Jährige betreut hat. Am 12. Februar, am Rosenmontag, hatte er in München den Pflegenotruf alarmiert, weil er seinen Pflegepatienten (87) leblos aufgefunden haben wollte. Nach der Untersuchung des Toten durch einen Arzt wurde die Polizei informiert. Die fand heraus, dass gegen den Mann mehrfach ermittelt wird, auch wegen gefährlicher Körperverletzung gegenüber einem Patienten im oberbayerischen Weilheim.

Vier Pflegepatienten lebensbedrohlich erkrankt

Pressekonferenz der Polizei München mit Josef Wimmer, Leiter der Münchner Mordkommission . Im Hintergrund die Bilder des Pflegers.
Pressekonferenz der Polizei München mit Josef Wimmer, Leiter der Münchner Mordkommission . Im Hintergrund die Bilder des Pflegers. © dpa

Vier weitere Pflegepatienten des Polen wurden, so die Polizei, im vergangenen Jahr in „teilweise lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert“. Darunter war auch der 91-Jährige Mülheimer, der am 25. Juli 2017 ins Krankenhaus kam. Auch bei dem Mülheimer wurde ein extrem niedriger Blutzuckerwert festgestellt. Alle vier überlebten, weil sie rasch Hilfe bekamen. Der Mülheimer starb jedoch etwa zwei Monate später. „Hier muss die Kausalität vom KK 11 ermittelt werden“, sagte der Münchener Polizeisprecher Werner Kraus auf Anfrage.

Bei der Durchsuchung des 36-Jährigen hatte die Münchener Polizei EC-Karten, 1210 Euro sowie einen Insulin-Pen und mehrere Insulinampullen gefunden. Der Mann gab an, dem 87-Jährigen Rentner das Geld und die EC-Karten nach dessen Tod gestohlen zu haben. Die Rechtsmedizin hatte auch bei dem Münchner Toten einen extrem niedrigen Blutzuckerwert sowie mehrere Einstichstellen festgestellt. Der Untersuchungshäftling später zu, dem Rentner Insulin gegeben zu haben. Weitere Angaben machte er jedoch nicht.

Bei drei durch den 36-Jährigen betreuten Personen hat die Polizei den Verdacht, dass er sie auch bestohlen hat. Im Mülheimer Fall müsse noch ermittelt werden, ob etwas entwendet wurde, so die Polizei.

>>> DIE POLIZEI SUCHT HINWEISE VON ZEUGEN

Die Polizei sucht Zeugen: Wer Angaben zu Grzegorz Stanislaw Wolstajn machen kann, wer Aufenthaltsorte kennt oder Personen nennen kann, die von ihm betreut wurden, werden gebeten sich mit dem Polizeipräsidium München 089/2910-0 in Verbindung zu setzten.

Auch die Polizei Essen/Mülheim nimmt Hinweise entgegen: 0201/829-0. Der Beschuldigte soll seit 2012 durchgehend in Deutschland gearbeitet haben.