Mülheim. . Die Meinungen im Saal von Herz Jesu sind geteilt. Manche sehen eine Bündelung der Angebote in der Pfarrei als notwendig an, andere sind entsetzt.
Die Herz Jesu Kirche und das Gemeindezentrum dicht, das umgebaute Pfarrhaus als einziger Treffpunkt der Katholiken im Broich? Diese Zukunftsvorstellung ist für viele Gemeindemitglieder, die am Mittwoch zur Versammlung in Herz Jesu gekommen sind, schmerzlich bis unvorstellbar. Diskutiert werden soll an diesem Abend über die Entwicklungs- und Sparpläne (das „Votum“), das die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt (zu der Herz Jesu gehört) dem Bistum vorgelegt hat – und das die Broicher hart trifft. Bis 2025 soll ihr Gemeindehaus, bis 2030 ihre Kirche aufgegeben werden. Auf lange Sicht soll es in der Pfarrei nur noch die Klosterkirche und St. Michael in Speldorf geben.
Die Meinungen zum Thema sind kontrovers. Die Emotionen kochen zwar nicht hoch, aber man merkt: Es brodelt bei einigen Anwesenden. Sie wollen ihre Einrichtungen nicht aufgeben, reklamieren, dass bei der Erarbeitung des Entwicklungskonzeptes zu viel auf die wirtschaftlichen Gründe geschaut wurde, zu wenig Ideen. Manche fordern mehr Transparenz bei den wirtschaftlichen Daten, zweifeln gar an, dass die Zuweisungen des Bistums an die Gemeinden kleiner werden. „Wir dürfen nicht voreilig Kirchen schließen!“, sagt Heribert Husmann, er erntet Bravos.
Nicht alle beharren auf der Kirche im Stadtteil
„Ich bin wütend, das ist die Kapitulation der katholischen Kirche. Da wird viel Aufwand betrieben, um uns abzuwickeln“, schimpft ein anderes Gemeindemitglied, verweist darauf, dass es viele reiche Bistümer gibt, spricht von „Länderfinanzausgleich“. „Die Leute kommen in schlechten Zeiten wieder in die Kirche, und wenn wir dann keine Kirchen mehr haben, wird mir bange um die Gesellschaft.“
Nicht alle beharren auf der Kirche im Stadtteil. „Aber ein Raum für Gottesdienste muss hier bleiben“, erklärt eine Besucherin, die jedoch auch für eine stärkere Kooperation der fünf Gemeinden in der Pfarrei plädiert. Einige können sich vorstellen, auch die Speldorfer oder Saarner Kirche zu besuchen oder sich mit den Protestanten eine Kirche in Broich zu teilen. Gefordert wird von mehreren Anwesenden „mehr Ökumene“. Andere lehnen das strikt ab. „In jedem Stadtteil sollten sowohl katholische als auch evangelische Christen vertreten bleiben“, betont ein älterer Besucher. Auch ein Verlust des Gemeindezentrums, das als Treffpunkt für Vereine und Gruppen (auch außergemeindliche) dient, ist für viele undenkbar.
Bündelung der Angebote in der Pfarrei
Genauso viele Anwesende begrüßen das Votum aber auch. Eine junge Mutter findet die Konzentration auf weniger Standorte unbedingt geboten. „Einzelne Gemeinden machen keinen Sinn mehr, wir müssen uns zusammenschließen in der Pfarrei. Nur so haben unsere Kinder noch die Chance, Gemeindeleben wie ich es früher erfahren habe, zu erleben“, sagt sie den Tränen nahe.
Für eine Bündelung der Angebote in der Pfarrei plädieren auch die Koordinationsgruppe für das Votum, die Geistlichen und der Gemeinderatsvorsitzende Michael Drüke. Weil die Zahl der Katholiken und der Kichenbesucher stetig sinkt, weil Priester und Gemeindereferentinnen rar sind, weil man Ehrenamtlern viel aufbürdet. „Es engagieren sich aber auch nur wenige in der Gemeinde“, weiß Pastor Berthold Janberg. Um kirchliches Leben abzusichern, sei die Verkleinerung nötig. „Wir wollen aber an allen fünf Standorten pastorales Wirken erhalten“, versichert Pater Josef Prinz.
Andere Funktion für kirchliche Gebäude sind zu finden
Das Votum sei lediglich eine „Leitplanke“, es sei abänderbar, erklärt Thomas Schmitz (Koordinationsgruppe). Es gehe darum, andere Funktionen für kirchliche Gebäude zu finden und gleichzeitig das pastorale Leben zu intensivieren, sagt Michael Drüke. Jeder könne an dem Prozess mitwirken. Sein Fazit: „Es wird nicht einfach, aber wir sind auf dem Weg und nehmen alle mit.“