Mülheim. . Für 170 000 Euro hat die Hochschule das Labor „Internet der Dinge“ eingerichtet. Es soll auch Lösungen für Probleme der Digitalisierung bieten.

Professor Joachim Friedrich geht davon aus, dass künftig im Alltag und in den Unternehmen die Maschinen stärker miteinander kommunizieren und vernetzt sind. Soll der Mensch in der schönen neuen Welt überflüssig werden? Keineswegs. Er soll es sogar angenehmer haben, hofft der Leiter des Maschinenbauinstituts an der Hochschule Ruhr West. Was er unter dem Internet der Dinge versteht, illustriert er an zwei einfachen Beispielen aus dem Alltag, die weniger komplex sind als industrielle Anwendungen.

Als Busfahrgast ärgere es ihn immer, dass er für ein paar Stationen immer ein Ticket lösen und sich fragen müsse, in welcher Tarifzone er sich bewege und ob vielleicht ein Mehrfach-Ticket sinnvoller sei. Warum kann die Fahrt nicht automatisch über das Smartphone registriert und am Ende des Monats automatisch entschieden werden, welches das beste Abrechnungsmodell ist? Oder ein intelligenter Kühlschrank, der erkennt, wann die Milchflasche leer ist, sie auf dem elektronischen Einkaufszettel notiert oder am besten gleich direkt bestellt. Aber er räumt ein, dass er als 53-Jähriger noch viel zu sehr in der alten Welt verhaftet ist, um sich künftige Anwendungen vorzustellen. Hätte ihm jemand vor 20 Jahren von den sozialen Netzwerken erzählt, in dem sich die Menschen Katzenfotos posten, „ich hätte darin nichts investiert.“

Fördermittel vom Land und der EU

In das Labor „Internet der Dinge“ hat die Hochschule 170 000 Euro gesteckt, 50 Prozent davon sind Fördermittel des Landes und der EU. Es besteht aus 3-D-Druckern, Scannern und Mikroprozessoren und soll Studierenden ein begeistertes Lernen ermöglichen, Schülern Lust auf ein technisches Studium machen und Unternehmen und Gründern Unterstützung bieten. Hier können Prototypen von Ideen oder Ersatzteile in kurzer Zeit hergestellt werden. In der Dependance in Bottrop läuft etwas ähnliches unter dem Namen Fab-Lab schon sehr erfolgreich und stößt auch auf externe Resonanz.

Joachim Friedhoff (Leiter Maschinenbau) mit OB Ulrich Scholten und Jürgen Schnitzmeier.
Joachim Friedhoff (Leiter Maschinenbau) mit OB Ulrich Scholten und Jürgen Schnitzmeier.

Friedhoff ist davon überzeugt, dass dieses Labor auch das Bild des Maschinenbaus positiv beeinflussen wird. „Wir müssen die Zukunft gestalten, Angstszenarien helfen da gar nicht“, erzählt er. Deshalb habe er sich geärgert, als kürzlich durch die Medien ging, dass die Digitalisierung 3,4 Millionen Arbeitsplätze gefährde. „Aber die Digitalisierung schafft und sichert auch zahlreiche Jobs“, betont er. Er sieht Grenzen, Missbrauch von Daten droht, aber er betont die Chancen. Bei der gestrigen Präsentation waren auch Vertreter von Schauenburg. Turck, Isam und Siemens und zeigten sich ebenso beeindruckt wie Oberbürgermeister Ulrich Scholten, der sich scannen und eine Büste von sich drucken ließ.

Ziel: Modernste Hochschule der Region werden

Für HRW-Präsidentin Gudrun Stockmanns ist dieses Labor ein wichtiger Baustein auf dem ambitionierten Weg, die modernste Hochschule in der Region zu werden. Auch wenn man nicht genau wisse, was die Zukunft verlange, erwerben die Studierenden hier Kompetenzen, um flexibel auf Herausforderungen zu reagieren. Das Labor versteht sich aber auch als Dienstleister für die Industrie, gerade für Mittelständler, die nicht über diese Ausstattung verfügen, sei das eine Chance, betont Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier. Er hat sich über das ZdI-Netzwerk (Zukunft durch Innovation) erfolgreich um Förderung bemüht.

>>>INFO: Kurse im Labor

Für interessierte Unternehmer und Gründer stehen bereits erste Info-Termine vor Ort: 20. März und 26. April (jeweils 18 Uhr) und 11. Juni (16.30 Uhr) Anmeldung bei der Wirtschaftsförderung S.Schmidt@muelheim-business.de (48 48 58) Es gibt fünf unterschiedliche, auch mehrtägige Workshops, um Unternehmen die Chancen des Labors zu erläutern. Termine nach Bedarf.

Für Schüler werden Programmierkurse und ein Workshop zur Ersatzteilfertigung angeboten, die jeweils vier bis sechs Stunden dauern (bis 22 Schüler). Außerdem können individuelle Lötkurse besucht werden. Für die Berufsschulen stehen weitere Angebote bereit: vom Einführungskurs bis zu ausbildungsbegleitenden Projekten. Kontakt: joachim.friedhoff@hs-ruhrwest.de