Mülheim. . Das ambulante Hospiz Mülheim findet immer weniger Helfer für Beratung und Betreuung totkranker Menschen. Ehrenamt ist daher wichtig.
Wenn man den Worten des NRW-Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) folgt, ist die Versorgung im Land mit Sterbebegleitungen – in den Hospizen – ausreichend: „Wir haben heute ein gutes, tragfähiges und flächendeckendes Angebot“, lobte dieser zum Welt-Hospiztag im Oktober.
Doch der Alltag zeigt ein anderes Bild: Der wachsende Bedarf in der überalterten Ruhrstadt kann derzeit nur über das Ehrenamt aufgefangen werden. Hier aber fehlt zunehmend der Nachwuchs für eine ausreichende Betreuung.
Wachsender Bedarf an Hospizplätzen
Zahlen machen diese Gratwanderung in der Sterbebegleitung deutlich: 35 ehrenamtliche Mitarbeiter zählt aktuell das ambulante Hospiz für 60 bis 80 Begleitungen und zahlreiche Beratungen. Eine Fachkraft mit halber Stelle koordiniert sie. Mit viel Mühe hat Leiterin Ursula König neun Frauen und einen Mann gefunden, die sich als Nachwuchs weiterbilden lassen. „Früher hatten wir gut 30 Bewerbungen“, sagt König, denn die gute Decke des Ehrenamts in Mülheim ist auch aufgrund der Flüchtlingsbewegungen kürzer geworden.
Gleichzeitig sind die Hospize mit starker Nachfrage konfrontiert. Die stationäre Begleitung an der Friedrichstraße ist zu 94 Prozent ausgelastet, sagt Leiterin Ute Borghorst, „und wir haben eine lange Warteliste“. Zwölf Pflegekräfte betreuen zehn Betten, dazu eine Hauswirtschafterin, drei Palliativmediziner, eine Seelsorgerin. Doch selbst hier unterstützen 47 Ehrenamtler die Arbeit – „sie sind wichtig“, betont Borghorst, auch wenn das Haus den Betrieb ohne Ehrenamt stemmen könnte.
Sterben ist nach wie vor ein Tabu-Thema
300 Euro pro Tag übernimmt die Krankenkasse als Pflegesatz „abzüglich fünf Prozent Eigenanteil“, rechnet Geschäftsführer Ulrich Schreyer vor. Für das Hospiz, das einen Service über dem Mindeststandard anbiete, bedeute dies weitere 20 Prozent mehr an Kosten. Sie werden getragen unter anderem von der Stiftung Ev. Kranken- und Versorgungshaus, dem Diakoniewerk Arbeit und Kultur, dem Förderverein Hospiz, privaten Spendern.
Das Sterben ist nach wie vor ein gesellschaftliches Tabuthema, stellen König und Borghorst fest. Familien, Freunde können die Betroffenen immer seltener auffangen. „Wir sorgen deshalb immer öfter für ein Sterben in Würde. Denn wir haben die Zeit, die den Pflegediensten häufig fehlt“, sagt König. Gerade dafür brauche es das Ehrenamt.