Mülheim. . Zahl der Geflüchteten sinkt weiter. 3080 Plätze nur von 1531 Menschen genutzt. 250 Euro kostet ein Platz pro Monat. Stadt will Kapazitäten senken
Die Zahl der Asylbewerber und Flüchtlinge in Mülheim sinkt weiter. Ende Oktober wohnten 1660 von ihnen in kommunalen Unterbringungen. Im Integrationsrat am vergangenen Montag aktualisierte das Sozialamt die Daten auf nur noch 1531 Personen. Mit einer Aufnahmequote von 88 Prozent hat Mülheim sein Soll erfüllt und rechnet derzeit nur mit weiteren 40 Neuzugängen im Februar.
Doch die Zahlen verraten auch: Die verschiedenen Unterbringungsformen sind deutlich geringer ausgelastet als geplant, denn 3080 Menschen kann die Stadt theoretisch aufnehmen – doppelt so viele wie derzeit hier leben.
210 Menschen leben in den beiden Flüchtlingsdörfern
Ein Drittel der Geflüchteten wohnt in zentralen städtischen Unterkünften und Wohnungen, gut die Hälfte (960 Menschen) ist in dezentralen städtischen Wohnungen untergebracht. 210 Menschen leben in den beiden Flüchtlingsdörfern an der Mintarder Straße (Saarn) und Holzstraße (Broich). 90 sind in Gemeinschaftsunterkünften am Kuhlendahl (Holthausen) und an der Hahnenfähre (Menden) untergebracht.
Doch insbesondere die Gemeinschaftsunterkünfte weisen eine Auslastung von nicht einmal 50 Prozent aus, die beiden Flüchtlingsdörfer sind sogar nur zu 22 Prozent besetzt. Im Vergleich dazu werden zwar 58 Prozent der städtischen Wohnungen und 78 der dezentralen Wohnungen genutzt. Konkret leben dort 1360 Menschen. Doch auch hier könnte Mülheim die vorgehaltenen Wohnungen deutlich reduzieren, denn fast die Hälfte aller Geflüchteten – gut 730 Menschen – dürften in Privatwohnungen umziehen.
Für Vermieter ist ein Jahr in der Regel zu kurz
Doch von den 1600 Personen, die seit Herbst 2015 durch das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) oder durch die Leistungsbehörde die Möglichkeit bekommen haben, eine Wohnung anzumieten, haben nur knapp die Hälfte eine gefunden.
Die Krux: Die Hälfte der Asylbewerber erhalten vom BAMF weder Asylberechtigung noch Flüchtlingsschutz, können aber nicht in ihre Heimat zurückkehren, weil ihnen dort ein „ernsthafter Schaden“ droht. Der „subsidiäre Schutz“ gewährt aber nur einen Aufenthalt von einem Jahr. Für Vermieter ist dies in der Regel zu kurz.
Stadt will Plätze weiter abbauen
Mit Kosten von 250 Euro im Monat pro vorgehaltenen Platz rechnet die Stadt. Zumindest rechnerisch könnte eine Halbierung der 3080 Plätze jeden Monat rund 375 000 Euro im Haushalt einsparen.
„Eine Halbierung wäre nicht vernünftig. Wir wissen nicht, wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln“, sagt Thomas Konietzka, Vize-Chef im Sozialamt. Die Wohnsituation für Flüchtlinge sei damals aus der Not heraus „knirsch“ gewesen, jetzt habe man die Möglichkeit, familiäre und religiöse Besonderheiten besser zu berücksichtigen.
Dennoch will die Stadt die Unterkunftsplätze und damit die Kosten um ein Drittel senken. Durch den Umbau der Flüchtlingsdörfer zur Eigenversorgung werde man die Kapazitäten halbieren um gut 400 Plätze. Bis Ende 2018 wolle man zusätzlich etwa 400 der dezentralen Wohnungen zu privaten Mietwohnungen umwandeln.