Mülheim. Ein Brand kommt die Stadt Mülheim teuer zu stehen, weil sie an Versicherungen gespart hat. Für den Kämmerer geht die Rechnung trotzdem auf.

Der Brand im Schulzentrum Saarn kostet die Stadt rund vier Millionen Euro. Die Versicherung zahlt die Reparatur der Klassenräume, aber nicht die Unterrichtscontainer. „Die Stadt ist ja unterversichert“, hieß es dazu in der Bezirksvertretung 3. „Ja und nein“, sagt dazu Kämmerer Frank Mendack. Würde die Stadt ihr gesamtes Inventar für alle möglichen Fälle versichern, erreichten die Prämien eine zweistellige Millionensumme.

„Wir können nicht alles total und komplett versichern. Sonst müssten wir andere Leistungen der Stadt sofort streichen“, erklärt Mendack. Daher seien Kindergärten und Schulen zum notwendigen Mindeststandard versichert. Das habe sich aus den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte ergeben.

„Mehr als einen Großbrand darf es in 20 Jahren nicht geben“

Der Kämmerer präsentiert dafür eine Vergleichsrechnung. Würde die Stadt alle 75 Kindergärten und Schulen mit einer zusätzlichen Feuerversicherung und drei Millionen Schadenersatz absichern, müsste sie dafür 225 000 Euro pro Jahr mehr zahlen. „In 20 Jahren sind das 4,5 Millionen Euro. Diese eingesparte Summe brauchen wir jetzt für die Gesamtschule Saarn“, erläutert Frank Mendack.

Er stellt ebenfalls klar: „Mehr als einen Großbrand darf es in 20 Jahren nicht geben.“ Sonst geht seine Rechnung nicht mehr auf. Mendacks Vorgänger haben auch so gehandelt, aber das eingesparte Geld nicht im Sparstrumpf gesammelt. Die nun unausweichliche Sanierung der Saarner Gesamtschule sei für die Stadt dennoch wirtschaftlich, sagt der Kämmerer. „Wir erledigen jetzt alle Arbeiten mit, die wir sonst erst in einigen Jahren angegangen wären.“

Für die Stadt ist nichts anders als für eine Privatperson

„Es gibt für alles eine Versicherung. Die Höhe der Prämie hängt von der Bewertung der Gebäude und Gegenstände ab“, erläutert Simon Frost vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Ein gut funktionierender Brandschutz diene zuerst dem Personenschutz, habe auch Einfluss auf die Versicherungsprämie. Die größten Versicherer für Gemeinde-Eigentum sind die GVV-Kommunalversicherung oder die Provinzial.

„Wir bewerten und versichern, was eine Stadt uns anzeigt – Gebäude, Brandschutz, Haftpflicht“, erklärt Markus Mohlberg, Vorstandsassistent bei der GVV-Kommunalversicherung in Köln. „Dabei geht es um Vertrauen und Kosten. Was man uns nicht sagt, versichern wir auch nicht.“ Das verhalte sich wie bei Privatpersonen. „Wer seinen Hausrat ständig erweitert, aber die Versicherungssumme nicht erhöht, erhält bei Verlust weniger als die komplette Ausstattung ersetzt.“ Stetige Anpassungen füllten Deckungslücken.

Keine Gemeinde leiste sich einen Rundum-Schutz

Keine Gemeinde leiste sich einen absoluten Rundum-Versicherungsschutz, versichern die Versicherer. Es gebe viel Nachholbedarf, umschreiben sie die häufige Unterversicherung bei Gemeinden und Privatpersonen.

Mülheims Versicherungssumme für alle Kunstgemälde beträgt 8,5 Millionen Euro. Verbrennt ein Original, hilft Geld trotzdem nicht bei der Wiederbeschaffung.