Mülheim. . Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie sollen am Dienstag die Arbeit niederlegen. Es ist ein Demonstrationszug zum Berliner Platz geplant.

Die Mülheimer IG Metall ruft für den kommenden Dienstag (9. Januar) zu Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie auf.

Die entsprechenden Aufrufe würden aktuell an die Beschäftigten in den Betrieben verschickt, erklärte Volker Becker-Nühlen, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mülheim-Essen, am Freitag. Am Dienstag soll sich auch ein Demonstrationszug um 9.30 Uhr vom Stadthallen-Parkplatz über die Schloßbrücke zum Berliner Platz bewegen. Dort ist für 10 Uhr die Hauptkundgebung geplant.

Laut IG Metall wird neben Vertrauensleuten aus Betrieben auch der Betriebsratsvorsitzende des Mülheimer Siemens-Standortes, Pietro Bazzoli, sprechen. Er ist Mitglied der Verhandlungskommission der nordrhein-westfälischen IG Metall.

Das Angebot von 2,0 Prozent überzeuge nicht

„Nach zwei Tarifverhandlungen haben die Arbeitgeber noch nicht überzeugt“, sagt Volker Becker-Nühlen. Das Angebot von 2,0 Prozent mehr Entgelt ab April 2018 für zwölf Monate und eine Einmalzahlung von 200 Euro ignoriere die hervorragende gesamtwirtschaftliche Lage und vor allem die noch bessere Situation in der Metall- und Elektroindustrie. Für Becker-Nühlen ist es inakzeptabel, dieses Angebot auch noch mit einer Gegenforderung zu verbinden, die praktisch eine Aufhebung der 35-Stunden-Woche und die Abschaffung von Schichtzuschlägen bedeute.

„Dieses Gesamtpaket der Arbeitgeber kann so schnell zum Minusgeschäft für Beschäftigte werden. Das ist eine enorme Belastung für die nächsten Verhandlungen“, sagt Becker-Nühlen und fordert die Arbeitgeber dazu auf, jene „Zumutungen“ in der nächsten Verhandlung zurückzuziehen und „endlich vernünftig über zukunftsgerichtete tarifvertragliche Lösungen mit der IG Metall zu sprechen“.

Arbeitszeit soll reduziert werden können

Neben sechs Prozent mehr Geld für zwölf Monate fordert die IG Metall einen Anspruch für Beschäftigte, ihre wöchentliche Arbeitszeit zeitweise auf bis zu 28 Stunden reduzieren zu können. Wer in Schicht oder anderen belastenden Tätigkeiten arbeitet, Kinder betreut oder Angehörige pflegt, soll dabei laut Vorstellungen der Industriegewerkschaft einen Zuschuss bekommen, um sich die kürzeren Arbeitszeiten leisten zu können.

Unternehmerverband sieht Standortnachteil

Die Forderungen der IG Metall seien „illusorisch“, hatte zuletzt der hiesige Unternehmerverband seine Position vertreten. Und die geht auch hinsichtlich der Arbeitszeit gänzlich in eine andere Richtung, fordern die Metallarbeitgeber im Bereich Ruhr-Niederrhein auch die Flexibilität, Mehrarbeit ansetzen zu können, wenn Markt oder Kunden dies verlangten. Nur wenn die Arbeitnehmerseite hier Entgegenkommen zeige, werde man über die von der Gewerkschaft geforderte, individuelle Arbeitszeitregelung offen verhandeln. Dieses Entgegenkommen der Arbeitnehmerseite sei auch Voraussetzung für das benannte Tarifangebot zum Einkommens-Plus.

Der Unternehmerverband sieht in den Arbeitskosten in Deutschland einen Standortnachteil: Im Jahr 2015 habe eine Arbeitsstunde in der Metall- und Elektroindustrie im Schnitt 42,80 Euro gekostet – und damit mehr als in fast allen anderen Industriestaaten.

<<< NÄCHSTE TARIFGESPRÄCHE AM 11. JANUAR

Der Tarifkonflikt für die bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie kommt mit den Warnstreiks in Fahrt. Gestützt auf ein Rechtsgutachten halten die Arbeitgeber Teile der IG Metall-Forderung für nicht rechtmäßig.

Ab 8. Januar plant die IG Metall in allen Regionen Warnstreiks. Bisher wurden zwei Verhandlungsrunden in allen Regionen absolviert. Die nächsten Tarifgespräche für den möglichen Pilotbezirk Baden-Württemberg sind für den 11. Januar angesetzt.