Die Band zieht im Rahmen der Aktion Lichtblicke auch junges Publikum aus den Nachbarstädten an. Die Sparkasse spendet 10 000 Euro.

Vom heftigen Schneefall ist am frühen Freitagabend noch nichts zu sehen, als sich das junge Publikum vor der kleinen Bühne am historischen Rathausmarkt dicht zusammenkuschelt. Die Temperaturen um den Gefrierpunkt haben die vielen hundert Fans aus Essen, Duisburg, Oberhausen und Mülheim nicht abgehalten, gleich warmen Folksound zu genießen. Denn Geheimtipp Milky Chance gibt hier ein kostenloses Ständchen.

Von der Straßenband zum Geheimtipp

Mancher behilft sich auch mit wärmenden Getränken von der Bude oder dem ausklingenden Weihnachtsmarkt. Melina (24) und Rike (19) freuen sich auf ihren Lieblingshit „Blossom – der ist wirklich gut“, versichert Rike. Vielleicht sogar der Beste. Beim vergangenen Summerjam in Köln ist ihnen die Indie-Folkband aufgefallen, als sie hörten, dass die Jungs heute umsonst auftreten, war’s keine Frage, ob sie hingehen.

Wobei: Hier geht’s ja nur um die Musik. Der Schwarmfaktor ist bei Clemens Rehbein und Philipp Dausch von Milky Chance hingegen eher so mittel, „vielleicht, weil sie Deutsche sind“, überlegt Melina. „Auf der Straße würde ich sie jedenfalls nicht erkennen.“

Passt aber schon: Milky Chance haben sich erst einmal als Straßenband herumgeschlagen, bevor sie 2013 mit der selbstproduzierten Single „Stolen Dance“ über Youtube ihren medialen Durchbruch landeten. Ihre Mischung aus Akustikgitarre und minimalistischen elektronischen Klängen kommt beim offenbar wieder Indie-orientierten Mittzwanziger-Publikum gut an.

Aktion Lichtblicke hilft Familien in Not

„Sadnecessary“, ihr erstes Album mit „Down by the river“ und „Flashed Junk Mind“, wurde 2014 zur international anerkannten Scheibe. Teils ausverkaufte Touren durch die USA und Australien folgten. Und doch sind „Milky Chance“ ihren Straßenwurzeln sympathisch treu und bescheiden geblieben. Das vergleichsweise kleine Mülheimer Publikum wird nicht einfach abgefrühstückt, sondern kriegt reichlich Hits auf die gefrorenen Hörmuscheln.

Zum kurzen Stelldichein hat die Jungs übrigens Radio Mülheim überredet. Der gute Zweck im Hintergrund des Kurzkonzerts hat sicher geholfen, denn gemeinsam mit der Aktion Lichtblicke ruft das Radio zu Spenden auf zugunsten von Kindern und Familien, die materiell, finanziell und seelisch in Not geraten sind.

Spende fließt in Jugendprojekt der Caritas

Bereits vor dem Konzert ließ die Sparkasse Mülheim durch ihren Sprecher Frank Hötzel einen Scheck über 10 000 Euro überreichen. Die Spende geht über den Verein Lichtblicke an das Mülheimer Caritas-Jugendprojekt „Demokratie lernen“ und soll an Mülheimer Schulen in Workshops das Demokratieverständnis fördern. Hötzel: „Uns war es wichtig, dass die Spende in Mülheim genutzt wird. Das Projekt ist wichtig, denn wir müssen gesellschaftlich wieder über Werte und Grundhaltung sprechen, die durch schlechte Vorbilder auch in der Politik verloren gingen.“

Eine knappe Stunde später stellt Milky Chance die Klampfen wieder in den Konzertkoffer – gutes Timing! Denn das ist für viele gerade noch rechtzeitig, bevor der Schneesturm loslegt.

>> 1998 wurde die Aktion Lichtblicke unter anderem von NRW-Lokalradios, Caritasverbänden, Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe ins Leben gerufen, um in Not geratene Kinder und ihre Familien zu unterstützen.

Das Geld geht zu 97 Prozent an Einzelfälle, also bedürftige Kinder und Familien.

Auf die verbleibenden drei Prozent können Institutionen über Anträge zurückgreifen. So konnte auch die Caritas eine Förderung erhalten.

Bereits 390 000 Euro sind seit Oktober 2017 zusammengekommen. Bis September nächsten Jahres will man die vier Millionen Grenze erreichen.