Mülheim. . Kuno Lange öffnet am Wochenende sein Atelier und feiert das Wiedersehen mit alten, blechgefiederten Bekannten. Dazu gibt’s Malerei aus dem Ipad.

An der Rheinpromenade in Wesel stehen noch drei stattliche, drei Meter große Exemplare jener Spezies, die Kuno Lange und Klaus Jost seinerzeit heiter versponnen Aves Diagonalis (Aves lat. für Vogel) genannt haben. Und vor dem Rathaus in Dinslaken liegen die beiden Streithähne immer noch im Clinch. Nach vielen Jahren sind nun fünf schräge Vögel zum Atelier ihres Schöpfers, das idyllisch im Landschaftsschutzgebiet an der Tinkrathstraße liegt, zurückgeflattert. „Die alten Bekannten zu treffen, ist ein schönes Wiedersehen“, freut sich Lange.

Vögel standen 20 Jahre als Leihgabe in Bislich

Fast 20 Jahre standen sie als Leihgabe in Heimatmuseum in Bislich, dass die größte Vogelsammlung am Niederrhein beherbergt, wo sie zu den ausgestopften Exponaten einen schönen Kontrast abgaben. Zu jeder Spezies, die so klangvolle Namen tragen wie Schmalschnabelkardinal, Pampabürzelstelzer oder amerikanischer Rennkuckuck, haben sie damals ein Blatt mit Beschreibung, Verbreitung, Familienzugehörigkeit erstellt. Es sind Produkte einer imaginären Forschungsreise, einige Exemplare gibt es dem Namen nach aber wirklich. Sie haben damals in der ornithologischen Literatur geblättert, um zu den bizarren Formen passende Namen zu finden.

Sie sind aus lauter Blechteilen, dreieckigen, quadratischen, langen und kurzen zusammengepuzzelt und verschweißt. Das klingt einfacher als es ist, der Prozess hat sich bei jedem Objekt über Tage hingezogen. „Das ist harte Arbeit“, sagt der 67-Jährige rückblickend. „Der schönste Akt ist es, sich die Form im Kopf zu erträumen.“ Den spitzen Schnabel zum Angriff nach vorne gereckt und voller Spannung wirkt der Tyrannenmönch auch aggressiv und das Röhren der Schnarchralle, die den Kopf nach oben reckt, scheint man zu hören.

Am Wochenende ist Tag der offenen Tür

Neben Keramikarbeiten, anderen Skulpturen und Malerei sind die schrägen Vögel am Wochenende beim Tag der offenen Tür zu erleben. Angeregt von der David-Hockney-Ausstellung in Köln hatte Lange im vergangenen Jahr damit begonnen, auf dem Ipad zu malen und ist von den Möglichkeiten begeistert. „Man kann hier mit ein paar Klicks alles nachahmen: Aquarell, Pastell, Öl oder Airbrush, aber man muss schon zeichnen können“, sagt er. Das Beste: wenn man sich vertan hat, kann man zwei, drei Schritte zurückgehen.

Zu seiner sonstigen Malerei ist das allerdings ein deutlicher Kontrast. Da bevorzugt er große Formate, geht immer stärker ins Informelle und liebt die Arbeit mit dem Material, kratzt, schabt und häuft Farbe, so dass sich am Ende fast eine reliefartige Oberfläche ergibt. Nun muss er noch ins Atelier, um fürs Wochenende zwei, drei Keramiken zu vollenden. Nach dem Wochenende strebt er eine kreative Klausur bis Weihnachten an. Ohne Unterbrechung will er täglich zwölf Stunden im Atelier stehen, gelungene Ideen, die im kleinen Format gut funktionieren, aufs Große übertragen, neugierig Neues wagen und einfach schauen, was passiert...

<<< KALENDER MIT GRAFFITI UND MEHR

Das Atelier von Kuno Lange an der Tinkrathstraße 60 ist am Samstag, 2. Dezember, und Sonntag, 3. Dezember, von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag um 18.30 Uhr liest die Autorin Gabriele Franke neue Lyrik. Einen Überblick über das Werk des 67-Jährigen vermittelt seine Internetseite: www.kunolange.de

Die Arbeit mit dem Ipad ist inzwischen fester Arbeitsbestandteil. Nach dem Erfolg des Vorjahres, hat Lange wieder einen Kalender erstellt. Es sind Motive, die mit Zahlen, Buchstaben und Linien an Graffiti erinnern, aber sehr unterschiedlich ausfallen (15 Euro). Ein zweiter Kalender zeigt Bildhauerentwürfe.