Mülheim. . Um die Stickstoffoxidbelastung der Atemluft zu senken, prüft die Stadt mehrere Projekte, wie jene, Lkw auf bestimmten Straßen auszuschließen.
- Der Straßenverkehr gilt laut Umweltbundesamt als Hauptverursacher der Belastung
- Im Umweltausschuss legte die Stadtverwaltung Projekte vor, mit denen sie Emissionen reduzieren will
- Stadt will sich zudem beim Bund um Fördergelder aus dem eine-Milliarde-Euro-Topf bemühen
Wie gesund lebt es sich wirklich in der Stadt an der Ruhr? Rein optisch liegt Mülheim im grünen Bereich. Doch laut eines EU-Berichts zählt die Stadt zu den 28 Luftqualitätsgebieten in Deutschland, in de-nen anhaltend gegen Stickstoffdioxid-Grenzwerte (NO2) verstoßen wird. Der Straßenverkehr gilt laut Umweltbundesamt als Hauptverursacher. Im Umweltausschuss legte die Stadtverwaltung daher Projekte vor, mit denen sie Emissionen reduzieren und sich beim Bund um Fördergelder bemühen will.
Eine Milliarde Euro will der Bund künftig für die schwer betroffenen Regionen locker machen, um „nachhaltige Mobilität“ anzukurbeln. So hat es der Diesel-Gipfel im August festgelegt. Gerade einmal 250 Millionen steuert die Auto-Industrie zu diesem Fonds bei. Der Rest – drei Viertel – kommt aus der Steuerkasse der Bürger.
Verkehrszählungen sollen durchgeführt werden
Doch der Euphorie über einen möglichen Geldsegen aus Berlin schob Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf im Ausschuss einen Riegel vor: „Die Probleme, die wir haben, sind kritisch.“ Dennoch rechnet Zentgraf damit, dass diejenigen Städte den Vorzug erhalten, „bei denen Gerichtsprozesse laufen oder in Aussicht stehen“. Folgende Aktivitäten sind im Umweltamt zur Zeit in der Diskussion:
Fahrverbot
Einführung eines Fahrverbotes für Diesel-Fahrzeuge auf der Aktienstraße, die die EU6-Norm nicht erreichen. Ein solches Verbot hält die Stadt für „unverhältnismäßig“. Lieber setzt sie auf die „konsequente Durchsetzung des vor Ort bestehenden Lkw-Fahrverbotes“. Effekt auf Emissionen? Unklar. Zunächst sollen daher Verkehrszählungen durchgeführt werden, um den Umfang der Lkw-Fahrten überhaupt zu ermitteln. Abhängig vom Ergebnis soll die Polizei dann die Aktienstraße wöchentlich kontrollieren. Über einen „Lkw-Blitzer“ wird ebenfalls nachgedacht – wenn sich die Anschaffung lohnt.
Tempo 30
Tempolimits sind unpopulär
Diese Eingriffe sparen zwischen acht und zehn Prozent an Abgasausstößen ein. Sie sind damit wohl unter allen Vorschlägen die effektivste Methode, den Stickoxid-Ausstoß zu senken. Das hat die Tempobegrenzung auf der Kölner Straße gezeigt. Doch ein Tempolimit ist unpopulär. Deshalb will der Umweltamtsleiter prüfen lassen, ob dies auch auf der Aktienstraße große Wirkung haben kann.
Autoverkehr flüssig machen
Alternativ zum Tempolimit könnten Planer den Autoverkehr flüssiger ablaufen lassen. Das spart jedoch nur sechs Prozent. Außerdem habe man bereits eine grüne Welle eingerichtet. Eine weitere Verbesserung sei kaum zu erzielen.
Straßenraum optimieren
Wie lässt sich die emissionsfreie Mobilität, etwa das Fahrrad, weiter fördern? Erste Überlegungen der Stadt erwägen an der Aktienstraße in jeder Richtung jeweils eine Autospur wegzunehmen. Darauf soll ein Radfahrstreifen entstehen.
Dieselfahrzeuge nachrüsten
Übr 50 % der Ruhrbahn-Linienbusse haben EU 6
Mehr als die Hälfte der Ruhrbahn-Linienbusse entsprechen der EU 6-Norm. Im März 2018 sollen Fahrzeuge mit EU 3-Norm ausgetauscht werden. Die Umstellung der kompletten Flotte auf EU 6 wird erst 2026 abgeschlossen sein. Auswirkungen auf die belastete Aktienstraße wird die Buserneuerung nicht haben. Dort fährt die Straßenbahn oder nur eine Nachtexpresslinie (NE 4).