Mülheim. . Die meisten Gymnasien haben noch keine Entscheidung über G8 und G9 getroffen. Die Kollegien warten auf konkrete Angaben der Landesregierung.

  • Eine klare Entscheidung für G8 oder G9 haben die meisten Gymnasien der Stadt noch nicht getroffen
  • Den Kollegien fehlen Angaben zu Personal- und Raumausstattung, Lehrplänen sowie Einführung der zweiten Fremdsprache
  • Schlechtere Abschlüsse habe das Turbo-Abi im Vergleich nicht hervorgebracht, sagen Schulleiter

Die Mülheimer Gymnasien stehen derzeit vor einem Dilemma: Zwar ist die grundsätzliche Marschrichtung zurück zum Abitur nach neun Jahren zum nächsten Schuljahr 2018/2019 durch die neue Landesregierung vorgegeben – viel mehr allerdings auch nicht. Wie die Rückkehr gestaltet wird, darüber rauft man sich derzeit an den Gymnasien der Stadt die Haare. Eine klare Entscheidung für G8 oder G9 haben die meisten noch nicht getroffen.

Sie können es auch nicht, denn auf die wichtigen Fragen nach Personal- und Raumausstattung, Lehrpläne, Einführung der zweiten Fremdsprache will sich die Landesregierung mit Antworten Zeit lassen bis zum Frühjahr. Das Dilemma der weiterführenden Schulen besteht aber schon jetzt, denn sie müssen sich in den nächsten Wochen auf Info-Abenden und Tagen der offenen Tür den Fragen der Eltern stellen, um Schüler zu werben. Nur mit was?

Dienstbesprechung mit der Bezirksregierung

„Die präzisen Einzelheiten zu G9 kennen wir noch nicht“, verweist Ralf Metzing, Schulleiter Gymnasium Broich, auf eine Dienstbesprechung mit der Bezirksregierung in Düsseldorf zum Ende des Monats. Was er jedoch schon am Mittwoch, 22. November, zum Infoabend (19 Uhr in der Aula) den wissbegierigen Eltern sagen wird, gilt allenfalls unter Vorbehalt: „Broich wechselt wohl zu G9.“

Am Gymnasium Heißen ist ebenfalls noch keine Entscheidung gefallen. „Wir wollen uns noch nicht festlegen, weil wir kaum Informationen über wichtige Eckpunkte wie etwa das Einführungsjahr der zweiten Fremdsprache haben. Wir erstellen bis zum Ende des Jahres ein Meinungsbild der Schüler, Eltern und Lehrer“, sagt der stellvertretende Schulleiter am Gymnasium Heißen, Robert Dißelmeyer. Man sei diesbezüglich auch in Gesprächen mit Eltern, deren Kinder noch die vierte Klasse besuchen und mit den Schulleitungen anderer Gymnasien.

G8: Keine schlechteren Abschlüsse

Es spiele „für die Entscheidung durchaus auch eine Rolle, wie sich die anderen Gymnasien in der Umgebung entscheiden werden. Wechseln die meisten zu G9? Wird es in Mülheim G8-Schulen geben?“ Eine Tendenz zu G9 ist in Heißen noch nicht in Sicht. Auch, weil sich das „Turbo-Abi“ aus Sicht des stellvertretenden Schulleiters „eigentlich gut entwickelt und bewährt“ habe.

Noch vor Monaten schien die Wahlmöglichkeit für G8 oder G9 an den Gymnasien nicht nur offen. In Broich etwa sah Schulleiter Metzing sogar aufgrund der guten Erfahrung mit G8 eher die Tendenz, beim alten System zu bleiben. Schlechtere Abschlüsse habe das Turbo-Abi im Vergleich nicht hervorgebracht. Auch Dißelmeyer vom Gymnasium Heißen kann dies für seine Schule bestätigen.

Mit allen Haken und Ösen

Jedoch zu bedenken gibt Ulrich Stockem, Schulleiter am Otto-Pankok, dass Schüler aufgrund des Turbo-Abis weniger Zeit für Schulaktivitäten außerhalb des Unterrichts hätten. AG, Wettbewerbe und anderes stehen nach persönlichem Eindruck des Schulleiters zurück. Stockem sieht den wahrgenommenen Trend kritisch: „Auch wenn G8 keine schlechteren Abschlüsse zur Folge hat, muss man sich als Schule fragen, wie man den Bildungsraum Schule gestaltet.“ Eine Entscheidung für oder gegen G8 hat man am Otto-Pankok ebenfalls nicht getroffen, „wir holen Stimmungen von Schulpflegschaft, Schüler und Lehrerschaft ein“.

Die Vorgehensweise gilt übrigens auch für die Luisenschule, wie Schulleiter Holger Ellwanger bestätigt. Die Meinungsbilder wolle er zum Tag der offenen Tür am 9. Dezember darstellen, „mit allen Haken und Ösen.“