Mülheim. . Im Jugendzentrum der Awo in Holthausen wird viel gekocht, gespielt und gebastelt. Für den Filmabend wird der Teppich ausgerollt.

  • Das Alte Wachhaus gehörte einst zur Kaserne, jetzt ist es ein Jugendzentrum der Awo
  • Seit 1999 wird Kindern und Jugendlichen hier ein breites Freizeitprogramm geboten
  • Man will Selbstständigkeit, Selbstwertgefühl und soziales Verhalten der Kinder fördern

Das Alte Wachhaus der Awo ist vor allem eins: übersichtlich. Es gibt nur einen Aufenthaltsraum, eine Küche und ein winziges Büro. Dafür aber auf kleinstem Raum jede Menge Spiel- und Bastelmaterial – darunter sogar ein zusammenklappbarer Kickertisch. „Wir machen viel möglich, trotz der kleinen Räume“, sagt Silke Eichelbaum, Leiterin des Jugendtreffs.

Umräumen gehört dazu im Wachhaus – und alle helfen mit. Wenn ein Filmabend ansteht, wird das Mobiliar flugs abgebaut, eine Leinwand aufgespannt und Teppichboden ausgerollt. „Dann legen wir uns gemütlich hin, gucken zu, essen Popcorn“, so Eichelbaum.

Salat ist die Lieblingsspeise der Kinder

Elián (8) und André nehmen einen kleinen Snack zu sich.
Elián (8) und André nehmen einen kleinen Snack zu sich. © Michael Dahlke

Heute, am Mittwochabend, soll allerdings gemeinsam gespeist werden. Fiona, Adriano und Aaliyah bereiten aus frischen Zutaten ein Salatdressing zu. Salat ist die Lieblingsspeise der Kinder und Jugendlichen im Jugendzentrum (tatsächlich), Rohkost mögen alle gerne. Vor allem mit dem selbstgemachten Frischkäse-Dip (mit Tomatenmark). „Wir kochen hier viel, meist gemeinsam. Alle haben Spaß daran“, sagt die Leiterin.

Bereits am Nachmittag haben einige Besucher mit Betreuerin Denise Schumann Knobelspiele ausprobiert. Jedes Angebot im Wachhaus ist wirklich nur ein Angebot: Man kann mitmachen oder auch nicht. Fiona (12) spielt am liebsten Tischtennis vor dem Haus. André (12) zieht es ebenfalls an die Tischtennisplatte oder auch an den Computer. Sein Bruder Elián (8) hat im Treff nähen gelernt oder Seidenmalerei. Und am Fenster hängen hübsche Window-Colour-Bilder, die er angefertigt hat.

Das Team organisiert Ausflüge

Auch an den Ausflügen, die das Team um Silke Eichelbaum organisiert, nehmen die beiden Jungen gerne teil: Das Schlittschuhlaufen in der Eishalle hat dem Älteren viel Spaß gemacht, dem Jüngeren gefiel die Schiffsfahrt auf der Ruhr gut.

Das Alte Wachhaus versteht sich als offener Treff, jeder kann kommen und selbst entscheiden, was er machen möchte. Oftmals gibt es Mitmachaktionen, beim „Basteln und Werken am Dienstag“ beispielsweise kann man, jetzt im November, Kastanienigel oder auch Badekugeln herstellen oder Teelichter aus Kürbissen machen. „Es gibt auch Workshops, für die wir das ganze Haus benötigen – dann muss der offene Treff mal ausfallen“, sagt Silke Eichelbaum. Das gilt auch dann, wenn alle drei Betreuer (inklusive FSJler Christian) einen Ausflug mit den Kids machen.

Sogar am Sonntag hat das Jugendzentrum auf

Sogar am Sonntag hat das Alte Wachhaus auf, dann findet ein Spieletreff mit besonderem Thema statt: Fensterdeko gestalten, Schätze suchen, Cocktail mixen, Hörbuchgeschichten entwickeln und aufnehmen – bis zu den Weihnachtsferien steht immer etwas Interessantes auf dem Programm. Dazu gehören auch das Winterfest am 20. und das Gastspiel eines Marionettentheaters am 22. Dezember.

Testen ein Knobelspiel: Denise Schuhmann (macht ihr Anerkennungsjahr) und Fiona (12) im Alten Wachhaus.
Testen ein Knobelspiel: Denise Schuhmann (macht ihr Anerkennungsjahr) und Fiona (12) im Alten Wachhaus. © Michael Dahlke

15 bis 25 Kinder und Jugendliche schauen pro Tag im Jugendzentrum am ehemaligen Kasernengelände vorbei. Immer wieder bringen die Besucher auch Freunde mit. Jede Altersgruppe ist vertreten. „Die Jüngeren profitieren von den Älteren, aber auch umgekehrt“, hat Silke Eichelbaum festgestellt. Im Wachhaus wird zudem Inklusion gelebt. Seit der Eröffnung 1999 kommen regelmäßig auch behinderte Kinder und Jugendliche her.

Soziales Verhalten soll gestärkt werden

Im Alten Wachhaus wird viel gemeinsam gemacht. „Das soziale Verhalten zu stärken, ist eines unserer pädagogischen Ziele“, sagt Silke Eichelbaum. Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl der Kindern und Jugendlichen will man fördern und demokratisches Verhalten vermitteln und trainieren. „Wir stimmen hier viel ab. Dazu gehört auch, dass wir das Diskutieren und Überzeugen üben“, so die Jugendtreffleiterin. Schließlich dürfen die Besucher auch das Programm mitgestalten – in der Küche hängt eine „Wunschbox“. Meist werden Ideen aber einfach mündlich kundgetan.

Neben den Angeboten des Offenen Treffs, die sich immer wieder ändern, gibt es auch feste Einrichtungen wie den Youth Point (freitags sogar bis 21 Uhr), das Mädchen-Café am Mittwoch- und den Jungen-Treff am Freitagnachmittag. Ein Außengelände hat das Wachhaus nicht, aber gleich hinter dem Haus den Witthausbusch. Öfter mal geht es zu Erkundungstouren in den Wald, es werden auch Schnitzeljagden unternommen.

Eine kleine Anekdote zum Schluss: Das Jungen-WC im Alten Wachhaus hat eine besondere Geschichte – es war einmal die Ausnüchterungszelle der Kaserne.