Mülheim. . Bei detaillierten Untersuchungen stellten Gutachten an drei Schulen weitere gravierende Mängel fest. Stadt muss 36 Millionen mehr aufbringen.
- Für 190 Millionen Euro will die Stadt in den nächsten Jahren öffentliche Gebäude sanieren
- Doch die Kosten steigen; allein für drei Schulbauten müssen jetzt 36 Millionen mehr aufgewendet werden
- Bei detaillierten Untersuchungen wurden von Gutachtern immer mehr Schäden festgestellt
Alles kommt noch schlimmer: Die Kosten für die dringend erforderlichen Schulerneuerungen steigen rasant. Allein bei den drei Großprojekten – Otto-Pankok-Gymnasium, Schulzentrum Saarn und Brüder-Grimm-Schule – sieht sich der städtische Immobilienservice Mehrkosten von 36 Millionen Euro gegenüber. Mit den bisher kalkulierten 54 Millionen lassen sich die Gebäude nicht instandsetzen. Mit 90 Millionen Euro muss die Kommune jetzt rechnen.
Politiker wie der CDU-Finanzexperte Eckart Capitain reagierten überrascht angesichts der dramatischen Steigerung. Auch bei anderen Projekten, etwa beim geplanten Neubau des Wennmann-Bades, ist inzwischen von deutlich höheren Kosten die Rede. Für den Kämmerer Frank Mendack, der darum kämpft, einen genehmigungsfähigen Haushalt für das kommende Jahr auf den Weg zu bringen, ist das alles eine weitere bittere Botschaft. Doch völlig überraschend kommt sie nicht.
Teure Beseitigung von Schadstoffen
Bisher lagen Schätzungen und Machbarkeitsstudien vor. Erst jetzt haben sich Generalplaner die Gebäude genauer angeschaut: „Bei der Bestandsaufnahme sind weitere gravierende Mängel festgestellt worden, die zu einer dringenden Sanierungsempfehlung des Generalplaners geführt haben“, heißt es beim Immobilienservice, der die städtischen Gebäude betreut. „Wir werden“, sagt Mendack zu den Folgen, „die eine oder andere Maßnahme zeitlich nach hinten verschieben müssen.“
Die Stadt hatte vor gut zwei Jahren eine umfassende Prioritätenliste erstellt, welche öffentlichen Gebäude in welchem Umfang saniert werden müssen, und dazu auch einen Zeitplan vorgelegt. Rund 190 Millionen Euro umfasste damals die Investitionsliste, auf der sich neben mehreren Schulen auch das Museum und das Wennmannbad befinden. Der Kämmerer hatte zuletzt jedoch betont: „Wir müssen sehen, ob Projekte davon gefördert werden können. Auch das kann zu zeitlichen Verschiebungen führen.“ Heißt: Gibt es für ein Projekt Landes- oder Bundesmittel, wird es vorgezogen.
In Saarn empfiehlt die Stadt sogar einen Neubau
Bei der Sanierung des Schulzentrums in Saarn war die Stadt ursprünglich von 22,1 Millionen Euro Kosten ausgegangen, jetzt stehen nach Auflistung aller Mängel 39,5 Millionen Euro unter dem Strich. Entwässerungsleitungen, Lüftungsanlagen, Betonsanierungen, Fassadenerneuerung – überall sind die Kosten mit den Schäden noch oben geklettert. Beim Saarner Gesamtschulgebäude an der Ernst-Tommes-Straße empfiehlt die Stadt sogar einen Neubau, da dieser nur 600 000 Euro teurer wäre als eine Sanierung. „Dafür hätten wir ein Gebäude, das den neuesten schulpädagogischen Ansprüchen entspricht.“
Bei der Otto-Pankok-Schule in der Innenstadt erhöht sich der Mehrbedarf um 14,7 Millionen Euro. Auch dort heißt es nach genauer Analyse: „weitere gravierende Mängel“. Allerdings schlägt an dem Gymnasium auch eine erforderliche Erweiterung mit acht Millionen Euro zu Buche. Über drei Millionen Euro müssen allein für die Erneuerung der Fassade aufgewendet werden.
Diverse Schadstoffe an der Zastrowstraße
Bei der Untersuchung des Schulstandortes an der Zastrowstraße in Styrum stießen die Gutachter auf diverse Schadstoffe in beachtlichem Umfang. Schadstoffe, so heißt es, die in gebundener Form ungefährlich seien, aber bei einer Sanierung entsorgt werden müssten. Eine teure Angelegenheit. Außerdem seien die Kosten für Maßnahmen an der Turnhalle, an der Heizungsanlage, an den Fenstern, beim Schallschutz „deutlich höher, als im Vorfeld geplant.“
Als Stadt, sagt Mendack, können wir ohnehin nur das investieren, was wir auch tilgen können. Zwischen 20 und 25 Millionen im Jahr könnten das sein – vorausgesetzt, der Rat beschließt im Dezember noch einen Haushalt für das kommende Jahr. Sonst sieht es ganz düster aus. Mendack belasten jedoch nicht nur die explodierenden Kosten: „Unser noch größeres Problem ist der Personalmangel im Immobilien-Service.“ Für die Kommunen werde es immer schwieriger, Ingenieure zu finden. Da gebe inzwischen einen regelrechten Konkurrenzkampf.