Mülheim. . Bezirksvertretungen und Fachausschüsse befassen sich mit dem Leitfaden, mit dem die Friedhöfe kostendeckend laufen sollen. Aufgabe über Jahre.
- Das Entwicklungskonzept hält für jeden Fríedhof in Mülheim Empfehlungen bereit
- Flächenreduzierung, Entwidmung und Nutzungsänderung sowie eine Schließung
- Über jede Maßnahme entscheidet die Politik einzeln, die Umsetzung dauert Jahre
Die acht aktiven Friedhöfe in Mülheim sind zu groß, mit ihrem Bestattungsangebot in vielen Fällen nicht mehr am Puls der Zeit und bringen deshalb auch nicht mehr das nötige Geld ein, um die Gebührensatzung kostendeckend zu halten. Rund zwei Millionen Euro liegt die Stadt jedes Jahr unter dem, was sie einnehmen müsste, um sämtliche Kosten zu decken.
Der Rat hat in seiner letzten Sitzung deshalb gegengesteuert und das Friedhofsentwicklungskonzept beschlossen, das der grundsätzliche Leitfaden für die Neuausrichtung der Friedhöfe sein soll.
Entscheidung per Einzelbeschluss
Für jeden Friedhof im Stadtgebiet schlägt das Entwicklungskonzept Maßnahmen vor, die die Stadt nun nach und nach abarbeiten soll. Welche davon umgesetzt werden, entscheidet die Politik per Einzelbeschluss. Deshalb sind jetzt die Bezirksvertretungen (BV) und Fachausschüsse an der Reihe.
Die BV 1 hat das Thema am heutigen Dienstagnachmittag auf der Tagesordnung stehen. Und das Konzept liefert einiges an Gesprächsmaterial – von der Reduzierung der Flächen, über eine Optimierung des Bestattungsangebotes, der Entwidmung und Nutzungsänderung einzelner Areale, der Aufgabe von Trauerhallen und Kühlräumen bis zur kompletten Schließung des nicht mehr aktiven Friedhofs in Holthausen an der Röntgenstraße, auf dem bereits seit Jahrzehnten kein Mensch mehr bestattet wurde. Es ist durchaus eine Aufgabe mit Konfliktpotenzial und dazu eine, die Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.
Bis 2039 sollen Maßnahmen umgesetzt werden
Als Zielzeitpunkt gibt das Konzept zum Beispiel das Jahr 2039 vor. Bis dahin sollen die verschiedenen Maßnahmen weitestgehend umgesetzt sein, da dann nur noch 51 Prozent der heutigen Gesamtfläche benötigt werden. Und bis auf einzelnen Flächen eine Nutzungsänderung denkbar ist, könnte es sogar noch länger dauern, da Ruhefristen (25 Jahre) und Nutzungsrechte (30 Jahre Frist sowie die Möglichkeit zur Verlängerung von Wahlgräbern) bestehen.
Private Anbieter auf dem Markt
Das Entwicklungskonzept hat das Kasseler Büro „PlanRat“ im Auftrag der Verwaltung erstellt, die sich in den vergangenen Jahren durch private Anbieter unter Druck gesetzt sah. Diese drängten mit attraktiveren und pflegeleichteren Angeboten auf den mittlerweile geöffneten Markt – zum Beispiel mit Urnenwänden oder Baum- und Waldbestattungen, auch in anderen Städten.
Die Folge: In Mülheim starben mehr Menschen als bestattet wurden. Unter anderem, weil die hiesigen Friedhöfe nicht in gefordertem Maße den gestiegenen Urnenbestattungen gerecht werden konnten. Das soll sich nun ändern.